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Blondine ehrenhalber

Blondine ehrenhalber

Titel: Blondine ehrenhalber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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beim Einkaufen sorgfältig und gewissenhaft nach neuen Sachen suchte, die authentisch aussahen. Er kam aus Seattle, der Heimat des Gourmetkaffees der USA. Vor zehn Jahren hatte Brant versucht, ein Café als Konkurrenz zu Peet’s und Starbucks aufzumachen, doch das Unternehmen endete in einer kläglichen Pleite. Deshalb musste er den Laden wieder schließen und beschloss, nach New York zu gehen, wo die Leute alles taten oder kauften, was sie für cool hielten. Weil er durch die Geschäftspleite in Seattle alles Geld verloren hatte, nahm er einen Job im Porto Rico an und hoffte, irgendwann sein eigenes Café eröffnen zu können.
    Doch dazu kam es nie. Nicht dass er deswegen verbittert gewesen wäre. Er schien sich damit zufrieden zu geben, in einem kleinen Laden zu sitzen, Gourmet-Bohnen aus der ganzen Welt zu kaufen und sie an Leute weiterzuverkaufen, die die Qualität zu schätzen wussten. Brant ließ Frank herein und schloss die Tür hinter ihr ab.
    »Ist dir der Kaffee ausgegangen?«, fragte er.
    Wie jedes Mal, wenn sie hierher kam, wurde Frank von dem Aroma in dem kleinen Shop überwältigt. Der Fußboden stand voll mit Dutzenden von Zwanzig-Pfund-Säcken Kaffee. Es war fast unmöglich, zwischen ihnen umherzulaufen, so eng standen sie. Frank sog den Duft durch die Nase ein und ihre Sorgen lösten sich in Luft auf. Kaffee war für sie wie ein Opiat, Porto Rico ihre Opiumhöhle. Sie streckte ihre Zunge heraus, um den Duft zu schmecken, und rollte ihn in ihrem Mund hin und her.
    »Das habe ich gebraucht«, sagte sie. »Welcher Kaffee zieht da gerade?«
    Er lächelte. »Ah, darauf kommst nicht einmal du, Francesca.« Er goss ihr eine Tasse Kaffee aus der French Press neben der Kasse ein.
    Sie inhalierte. Das Aroma war so köstlich, dass ihr fast die Tränen kamen. Liebevoll nippte sie. Schwer auf der Zunge, weich in der Kehle, herber Nachgeschmack. »Costa Rica«, sagte sie und inhalierte wieder. »Tazzura-Region.« Sie nippte. »Das Gut von Tres Rios.«
    Brant schüttelte bewundernd den Kopf. »Ganz nah«, sagte er.
    Frank irrte sich nicht. »Dota?«, fragte sie. Ein anderes Tazzura-Gut.
    »Genau.«
    »Frisch?«
    »Könnte nicht frischer sein.«
    »Ich nehme fünf Pfund.« Nachdem Brant den richtigen Leinensack auf dem Boden gefunden hatte — Frank fragte sich immer, warum er die Bohnen nicht in luftdicht verpackten Säcken lagerte, denn diese hier waren zwar innen mit Plastik beschichtet, aber nicht sehr gut verschlossen, und Kaffee verlor doch so schnell an Aroma — , schaufelte er das Gewünschte heraus. Während er es abwog, sagte Frank: »Wenn ich etwas für dich habe, worauf du vielleicht nicht kommst, großer Kaffeemeister, bekomme ich dann Prozente auf den Costa Rica?«
    »Wenn ich nicht darauf komme, kriegst du ihn umsonst.«
    »Das meinst du jetzt aber nicht im Ernst.«
    Er lachte. »Ich meine es so, wie ich es sage.«
    Sie holte die vietnamesischen lila Bohnen aus der Tasche. Brant schnürte den Fünf-Pfund-Sack Costa Rica zu, bevor er die Bohnen untersuchte. »Ein roher Samen?«, fragte er. »Wenn der illegal eingeschmuggelt worden ist, muss ich dich dem Zoll melden«, scherzte er. Die Zollbeamten am Kennedy Airport zählten nicht gerade zu seinen Freunden. Brant nahm eine Bohne in die Hand und roch daran. »Kann ich?«, fragte er. Sie nickte. Er steckte sie in den Mund.
    »Puh«, sagte er, während er kaute. »Auf keinen Fall eine hochwertige Bohne. Sicher Robusta oder Liberica. Perlbohne. Hoher Säuregehalt. Fast kein Aroma, was aber nur heißt, dass sie alt ist.« Frank sah, wie er mit der Zunge im Mund herumfuhr. »Diese Farbe. So etwas habe ich noch nie gesehen. Und ich habe schon fast alles gesehen.« Er schaute sie komisch an. »Woher hast du die?«
    »Keine Hinweise.«
    »Das ist zwar noch nicht mein offizieller Tipp, aber ich nehme doch stark an, dass dieser Samen von einer hybriden Pflanze stammt und in einer kontrollierten Umgebung geerntet wurde.« Er schluckte.
    Frank schüttelte den Kopf. »Auf einem Berg gewachsen. Vermute ich.«
    Er fuhr sich über die Lippen, um den Nachgeschmack zu spüren. »Ganz gleich, wo sie gewachsen ist, die Pflanze ist nicht gezogen worden, um eine gut schmeckende Bohne zu gewinnen. Die Bohne ist weit, weit davon entfernt, gut zu schmecken.«
    »Was könnte es sonst für einen Grund geben?«, fragte Frank. Für sie bedeutete das Aroma alles.
    »Kaffeebohnen sind eine wunderbare natürliche Koffeinquelle. Und diese Bohne gibt schon etwas Kick.« Er nahm noch

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