Blondine ehrenhalber
Rücken kringelten. Sie legte etwas Make-up auf und parfümierte sich. Für das bisschen Schlaf, den sie bekommen hatte, sah sie ganz manierlich aus, fand Amanda. Zwar könnte Wechselgeld herausgeben ein Problem werden mit ihrem vernebelten Gehirn, aber immerhin war sie nett anzusehen.
Als sie nach unten kam, war das Romancing the Bean zum Bersten voll mit Gästen. Es war zirka acht Uhr. Sie sah, wie einige Leute an der Tür des Moonburst zogen, sie verschlossen vorfanden und sich dann ins Romancing the Bean hineindrückten. Amanda bahnte sich mit den Ellbogen einen Weg durch die Massen, indem sie ungeduldige Männer und Frauen zur Seite stieß, die Dollarscheine schwenkten und nach ihrem morgendlichen Koffein lechzten. Hinter der Theke brüllte Matt in die Menge: »Keine Cappuccini oder Espressi!«
»Matt! Ich bin da«, schrie Amanda. Armer Matt. Er sah schon ganz geschafft aus: Mit der einen Hand schenkte er Kaffee ein, mit der anderen gab er Wechselgeld heraus. Und nebenbei kämpfte er darum, dass immer frisch aufgebrühter Kaffee in den Behältern bereitstand. Dutzende von Leuten riefen ihm gleichzeitig ihre Bestellung zu. Es herrschte das reine Chaos. Matt tippte nicht einmal mehr die Beträge in die Kasse ein. Er nahm das Geld und warf es einfach hinein. Der Boden zu seinen Füßen war mit Dollarscheinen und Münzen übersät.
Amanda sprang sofort mitten in das Treiben hinein und kümmerte sich um die Bestellungen. Adrenalin schoss durch ihre Adern. Sie verwandelte sich in einen herumwirbelnden Kaffee-Derwisch, der einschenkte, Kaffeebohnen mahlte und aufbrühte. Wenn sie zu weit von der Kasse entfernt stand, ließ sie das Geld einfach hinter der Theke auf den Boden fallen und bückte sich, um Wechselgeld zusammenzusuchen. Das war das beste Training, das sie seit Monaten hatte. Zwei gute Stunden arbeiteten Amanda und Matt unter Hochdruck. Sobald der größte Andrang etwas nachließ, schaufelten sie Hände voller glänzender Münzen vom Boden in die Kasse. Amanda zählte über vierhundert Eindollarscheine und mindestens noch einmal hundert Dollar in Münzen — der lukrativste Vormittag überhaupt. So viel zur Wirksamkeit schlechter Publicity — dass das Moonburst geschlossen war, tat auch nicht weh. Amanda fragte sich, was die Amerikaner von ihren vierhundertfünfzig Millionen Tassen frisch gebrühten Kaffees pro Tag abhalten könnte.
Matt hatte sich hinter der Kuchenvitrine auf den Rücken gelegt und hielt das Gesicht mit den Händen bedeckt. Er stöhnte leicht. »Matt, du warst wunderbar«, sagte Amanda. »Ich bin so stolz auf unsere Arbeit und würde nachher gerne mit dir essen gehen. Kein Rendezvous. Nur, es wäre nett, einmal etwas zusammen zu machen.« Sie lächelte breit. »Aber wenn du zu müde bist, verstehe ich das.«
Matt rappelte sich langsam wieder auf. »Müde? Über den Zustand bin ich längst hinaus. Ich glaube, ich befinde mich in einem Lauf-Koma. Aber«, fügte er hinzu, »selbst in geschwächtem Zustand gefällt mir der Gedanke, mit dir etwas zu unternehmen.«
Amanda grinste von einer Ringellocke zur anderen. »Großartig, Matt!« Sie umarmte ihn. »Es gibt nicht mehr viel zu erledigen, bevor wir gehen können. Die Kekse und Muffins müssen nachgefüllt werden, der Mülleimer geleert, die Servietten- und Milchbehälter aufgefüllt werden. Theke und Tische müssen abgewischt und der Boden gekehrt werden.« Amanda gab ihm einen platonischen Kuss auf die Lippen. »Du bist einfach der Beste.«
Matt schüttelte den Kopf. »Ich bin kein sabbernder Kleiner, der einen Steifen hat. Ich bin mir ganz und gar bewusst, dass du von mir verlangst, die ganze Arbeit im Tausch für deine volle Aufmerksamkeit zu erledigen.«
»Und?«, fragte Amanda.
»Und...« Er machte eine Pause. »Und die ist mir gewiss.« Murrend griff er zum Besen.
Amanda, die erfolgreiche Cafébesitzerin, zählte geschäftig das Geld, putzte die Kaffeemaschinen, brühte frischen Kaffee auf und sang mit ihrer knatternden, unmelodischen Stimme.
Die alte Lucy, ihr treuer Gast, kam zum üblichen Zehn-Uhr-Kaffee vorbei. Amanda war erleichtert, dass die kürzli-che Auseinandersetzung mit Frank die Dame nicht für immer vertrieben hatte. Lucy machte es sich an einem frisch abgewischten Tisch bequem und holte einen Block und einige Stifte aus ihrer wuchtigen Umhängetasche. Amanda ging mit einer Tasse Brasilia und einem Weizenkleie-Muffin zu ihr hinüber. Lucy schaute kaum auf. Amanda, die als Gastgeberin eine gute Figur machen
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