Blondine ehrenhalber
besudelt ist, entweder der des Journalisten, der Zeitung oder der Quelle. Und wenn das von Bedeutung sein sollte, sage ich das Gleiche zu jedem, der hier hereinkommt und nach dir fragt.« Brant lächelte. »Nimm den Kaffee«, sagte er. »Auf Kosten des Hauses.«
»Dank dir, Brant«, sagte Frank verlegen.
»Keine Ursache.« Er gab ihr den Sack. »Und wenn du das nächste Mal einen Kaffee-Engpass hast, warte gefälligst bis zur Geschäftszeit.«
Kapitel 14
Unterdessen musste sich Amanda in der Montague Street mit der jungen Bedienung auseinander setzen. »Was um alles in der Welt machst du da?«, fragte das Mädchen. Ihr Lippenstiftmund grinste süffisant.
»Das hat nichts mit dir zu tun«, sagte Amanda.
»Ich rufe die Bullen.«
Amanda liebte die Art, wie sie es gesagt hatte. Es klang mehr nach Mutprobe als nach Drohung. Amanda betrachtete ihr frisches Gesicht, das mit Sommersprossen und Pickeln bedeckt war. Die noch vorstehenden Wangenknochen. Sie war so temperamentvoll wie ein couragiertes Lämmchen. Am liebsten hätte Amanda sich neben sie gesetzt und ihr alles von Männern, Verabredungen und dem College erzählt. Stattdessen sagte sie: »Hau ab und le...«
Noch nie zuvor war ihr dieser Ausdruck über die Lippen gekommen, obwohl sie in Brooklyn aufgewachsen war. Mit flattrigen Fingern hielt sie sich den Mund zu, um zusätzlichen Unverschämtheiten vorzubeugen. Amanda hatte keine Ahnung, was über sie gekommen war. Sie überlegte, ob der Stress der vergangenen Tage daran schuld war. Aber ein Teil von ihr — irgendwo ganz weit unten, um das neunte Chakra herum — hatte den unfeinen Ausdruck sogar genossen. Er war ihr auf der Zunge zergangen wie Sahne.
Doch Amanda hatte sich noch nie mit einem einmaligen Genuss zufrieden gegeben. »Und noch etwas«, fügte sie deshalb hinzu. »Fick dich ins Knie.«
»Fick dich doch selber«, gab der Teenager zurück. Das Mädchen schnitt eine Grimasse und marschierte beleidigt die Straße hinunter, um, wie Amanda vermutete, die Polizei zu holen. Nützen würde ihr das allerdings wenig, denn die war ja eben erst von hier weggefahren.
Obwohl Amanda kosmische Energie und deren sich ständig ändernden Fluss studierte, versetzten Schwankungen ihrer eigenen Psyche sie in einen Schockzustand. Würde sie jetzt in Zukunft etwa regelmäßig Fremde beschimpfen? Wie unangenehm, denn eigentlich betrachtete sie sich selbst als jemanden, der Sonnenschein und Licht ausstrahlte, und nicht als eine Person, die negative Wellen aussandte. Hatte sie das von Frank übernommen? Schrien die Yang-Kräfte in ihrer Seele danach, rausgelassen zu werden? Amanda suchte die Antwort in ihrem Herzen. Sie schloss die Augen — sicher sah es komisch aus, wie sie da im Mantel am Bordstein stand und meditierte — , konzentrierte sich auf ihr lebendigstes Organ und lauschte aufmerksam, ob es ihr nicht eine verschlüsselte Botschaft mitteilen würde. Nach ein paar Minuten des Pochens fühlte sie sich schläfrig und entschied, dass ihre Intuition nach einem Nickerchen klarer funktionieren würde.
Anstatt ins Romancing the Bean zu gehen, lief Amanda hinauf in die Wohnung und ließ sich auf ihr kuscheliges Bett fallen. In der vergangenen Nacht hatte sie nur wenige Stunden geschlafen und die Ereignisse des Tages hatten sie bereits erschöpft. Sie schloss die Augen und ließ sich treiben.
Klingeling. Das Telefon. Klingeling. Noch einmal, und der Anrufbeantworter in der Küche würde sich einschalten. Im Halbschlaf hörte sie das Klicken und das Geräusch der zurückspulenden Kassette. Dann gab der Apparat die neuen Nachrichten wieder. Es musste Frank sein. Amanda kickte ihre Schlafzimmertür zu. Sie wollte nicht hören, wer angerufen hatte. Der Schlaf war ihr wichtiger. Dringender. Alles andere war egal. Atmen. Ein oder aus. Oder Wellen. Zusammenbrechen. An... einem... Strand.
Jemand hämmerte mit einem Besenstiel unter ihr gegen die Decke. Matt musste gesehen haben, wie sie sich nach oben schlich. Man konnte nicht von ihm verlangen, dass er den Laden allein schmiss, dachte Amanda mit schlechtem Gewissen. Im Bewusstsein, dass es ihr nicht vom Schicksal bestimmt war, sich jetzt auszuruhen, erhob Amanda sich langsam vom Bett. Sie zog saubere Jeans an, einen weichen roten Mohairpulli und braune Collegeschuhe und setzte sich damit bewusst über die Arbeitskleidung hinweg. Ihre kastanienbraunen Haare drehte sie zu einem lockeren Pferdeschwanz und zog einige Locken heraus, so dass sie sich wie zufällig auf ihrem
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