Blondine ehrenhalber
das erklären? Sie hatte sich völlig grundlos zu Clarissa hingezogen gefühlt, hatte geglaubt, Clarissa würde über Kräfte verfügen, die sie nicht besaß — als könnte sie durch eine Freundschaft mit diesem strahlenden Wesen ihr tristes Ich stärken und Eigenschaften verliehen bekommen, die sie selbst nie gehabt hatte. Eine egoistische Dummheit, das wusste Frank. Aber wie traurig war das für Clarissa: Hatte sich irgendjemand ernsthaft für Clarissa selbst interessiert? Frank hatte auf ihre ungeschickte, zögerliche Weise Clarissa zu benutzen versucht. Sie hatte sich nie wirklich um sie oder ihre Angelegenheiten gekümmert. Aber sie hatte trotzdem nicht den Nerv, über ihr eigenes schlechtes Verhalten nachzugrübeln. Frank hatte ihren Preis gezahlt. Einen hohen Preis. Clarissa schien keinem Verlust nachzutrauern. Nicht einmal dem Ende ihres eigenen Mythos.
»Warum du mir Leid tust?«, griff Frank ihre Frage auf. Weil Clarissa offensichtlich keine anderen Gefühle hatte als ein schlechtes Gewissen.. Weil sie nur aus eigenem Interesse gehandelt hatte und deshalb einsam und verlassen sein musste — und es anscheinend gar nicht bemerkte. Selbst nachdem sie wiederholt von Piper angelogen worden war, hielt sie ihn immer noch für ihren Freund.
»Ja. Sag es mir«, insistierte Clarissa.
»Ich weiß es nicht.« Die Schöne trommelte mit ihren Nägeln auf dem Küchentisch. War sie so erpicht auf Rufmord? »Ich glaube, es wäre besser, wenn wir zu einem produktiveren Thema übergingen«, schlug Frank vor.
»Zum Beispiel?«
»Sühne.«
»Sühne?«, wiederholte Clarissa.
»Ja. Wie du den Schaden, den du angerichtet hast, wieder gutmachen kannst. Anderenfalls — ich bin nicht katholisch, also hilf mir mit der religiösen Konnotation — kommst du in die Hölle.«
Sie studierte Clarissas Reaktion. Das Einzige, was sich in ihrem Gesicht bewegte, waren die rosigen makellosen Nasenflügel. »Du brichst jetzt nicht gleich in Tränen aus?«, fragte Frank. Ihr gefiel die Vorstellung, dass ihre Worte die steinerne Prinzessin verletzen könnten.
Clarissa schüttelte den Kopf. »Ganz bestimmt nicht.«
»Deine Nasenflügel beben.«
»Was du sagst, klingt sehr hart für mich.«
Frank war schockiert. »Es tut mir Leid, wenn ich dich getroffen habe. Das habe ich nicht beabsichtigt.« Vielleicht hatte Clarissa doch noch Rudimente eines mitfühlenden Herzens in sich.
»Es ist immer schwierig, über Geld zu sprechen«, sagte Clarissa.
Hatte das Gespräch eine Wendung genommen? »Jetzt verstehe ich nur Bahnhof«, sagte Frank.
»Nun, du erinnerst dich an die Renovierungsarbeiten vor dem Wettbewerb? Und an das Inserat in der Zeitung? An das neue Schild und die Außendeko?«
»An all das, wovon du behauptet hast, wir sollten uns über die Finanzierung keine Gedanken machen? Ich erinnere mich.« Frank platzte fast der Kopf. Nach allem, was sie getan hatte, konnte Clarissa doch nicht etwa wagen, das Geld zurückzu verlangen? »Wie war das doch gleich mit Sühne?«, fragte Frank.
»Das ist nicht komisch, Francesca«, sagte Clarissa.
»Ich lache nicht.«
»Es hat mich dreitausend Dollar gekostet.«
»Ich glaube, damit musst du leben.«
Die bebenden Nasenflügel der Blondine blähten sich auf wie bei einer Kuh, die unter Rinderwahnsinn litt. »Ich habe nicht die Absicht, das Geld zu verlieren«, sagte sie.
Frank fasste es nicht. Nein, es war überflüssig. Eigentlich durfte sie von Clarissa nichts anderes erwarten. Allein der Gedanke, welches Leid ihr diese Blutsaugerin zugefügt hatte. »Wenn man das, was wir einander schulden, auf eine Waage legt, bist du mit dreitausend Dollar minus noch bestens bedient, glaube ich.«
»Ich möchte nur zurückbekommen, was mir gehört«, insistierte Clarissa. Jetzt, da sie den Job bei der Post wahrscheinlich vergessen konnte, hatte sie offensichtlich bemerkt, wie dringend sie das Geld benötigte. Immerhin war sie noch Studentin. Und Armani war nicht billig. Frank spürte, dass sie jetzt hart bleiben musste, wenn Clarissa ihr noch einen zusätzlichen Dienst erweisen sollte.
»Keinen Penny wirst du sehen«, sagte Frank ruhig. »Es sei denn... nein, vergiss es.«
»Was?«
Frank schüttelte den Kopf. »Das würdest du nie tun.«
»Vielleicht doch.«
Frank musste lächeln, als sie ihren Piranha einholte. »Ich stelle dir auf der Stelle einen Scheck aus, wenn du eine letzte Aufgabe als Marketing-Leiterin und Public-Relations-Chefin des Romancing the Bean erledigst.« Insgeheim dachte sie
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