Blondine ehrenhalber
sich, dass der Scheck sowieso platzen würde. Clarissa verzog skeptisch die Lippen zu einem Schmollmund. Frank fuhr fort: »Ich möchte, dass du Piper Zorn anrufst und ihn bittest, einige Recherchen über Todd Phearson anzustellen. Besitztümer, Hypotheken, Verhaftungen, Bluttests, Kraftfahrzeugbehörde, Haustierregistrierung, Angelschein, Steuererklärung, alles, was er findet.« Die Post hatte uneingeschränkten Zugang zu Rathaus, Internet und Steuerbehörde. Die Recherchen würden vielleicht etwas ergeben, womit man Todd schaden könnte. Frank war sich nicht zu gut für eine Erpressung und klammerte sich an jeden Strohhalm. Denn wenn sie das nicht täte, würde sie auf jeden Fall untergehen.
»Du verlangst, dass ich Piper anlüge?«, fragte Clarissa.
»So dreht sich das Rad.«
»Du hältst das Ganze hier wohl für eine Soap Opera?«
»Nein. Ich dachte, er hat dich angelogen, und jetzt bist du am Zug und lügst ihn an.« Frank wunderte sich erneut, wie sie so viel Vertrauen in Clarissa hatte setzen können, denn besonders intelligent war sie wirklich nicht. Um des Cafés und ihrer selbst willen hatte sie offensichtlich sämtliche schlechten Eigenschaften Clarissas einfach ausgeblendet und sich ausschließlich auf das Imponierende ihres Wesens konzentriert.
»Statt eines Schecks hätte ich gern Bargeld«, forderte Clarissa.
»Ich gebe dir fünfzehnhundert Dollar, den Rest nächste Woche.« Oder im nächsten Leben, wie Amanda sagen würde.
»Einverstanden, ich mache es«, sagte Clarissa und hob das Telefon in der Küche ab, um bei der Post anzurufen. Sie starrte Frank an, während sie sagte: »Piper, hier ist Clarissa. Der Artikel von Walter Robbins heute ist klasse. Ja. Hör zu, ich möchte dich um einen Gefallen bitten. Ich habe geschäftlich mit einem Mann hier draußen in Brooklyn zu tun. Er ist hinter mir her. Er behauptet, nicht verheiratet zu sein, aber ich möchte auf Nummer Sicher gehen. Kannst du das für mich nachschauen? Gut. Ja, außerdem behauptet er, reich zu sein. Und dass er einen Riesenschlitten fährt. Ich weiß. Ich weiß. Ja. Ja. Ich weiß. Kannst du nicht einen der Computerspezialisten bitten, ein wenig über ihn zu recherchieren? Todd Phearson.« Sie buchstabierte. Genau. »Wohnt in Brooklyn Heights. Ihm gehört das Heights Café. Ja. Einverstanden. Warte mal eine Sekunde. Ich muss niesen.«
Sie hielt mit der Hand den Hörer zu. »Wann und wo sind wir erreichbar?«
»Wir gehen zur Bank und holen das Bargeld. Dann sind wir wieder da. In einer halben Stunde. Aber er soll nicht hier anrufen. Wir rufen ihn an.«
Clarissa sagte ins Telefon: »Ich rufe dich in einer halben Stunde wieder an, um zu erfahren, was du herausgefunden hast. Nein, hier ist kein Fax in der Nähe. Auch kein Telefon. Die Batterien sind leer. Ich rufe dich wieder an.« Sie legte auf. »Er macht es«, sagte sie zu Frank. »Ich denke, er hat ein schlechtes Gewissen, dass er mich für sein Spiel benutzt hat. Eigentlich ist er gar kein so mieser Typ.«
Frank musste sich in den Arm zwicken, um nichts zu erwidern. Sie zwang sich, mit Clarissa noch so lange auszukommen, bis sie Todd zurückgezahlt hatte, was er verdiente. Danach würde sie nichts mehr mit Clarissa zu tun haben wollen. Frank blickte auf die Uhr. Es war 14 Uhr.
»Gehen wir?«, fragte sie. Die beiden Frauen zogen ihre Mäntel über und liefen nach draußen. Das Gitter vor dem Geschäft war noch immer verschlossen. Frank unterdrückte ein Schluchzen, als sie an die Begegnung mit Todd kurz vorher dachte. Material für eine Erpressung zusammenzusuchen war ein Schritt der Verzweiflung, aber es blieb ihr nichts anderes übrig. In den Kampf zu ziehen wäre nicht so schrecklich, wenn man den Ausgang wüsste. Aber bis es vorbei war, würde Frank ihr Leben als freie Frau nicht fortsetzen können.
Die Leute auf der Straße hasteten vorüber. Die Sonne stand am Himmel wie ein Basketball. Alles um sie herum schien sich immer schneller zu bewegen, während Frank auf das Ende eines Lebensabschnitts zuschritt. Selbst das Ende näherte sich trostlos. Frank konnte kaum abwarten, dorthin zu gelangen. Amanda würde das wahrscheinlich Optimismus nennen. Aber Frank war nicht bereit, dem zuzustimmen.
Die beiden Frauen liefen schweigend zur Citibank in der Montague Street, gegenüber dem Rite-Aid-Drugstore. Frank füllte ein Auszahlungsformular aus und reihte sich in die Schlange an der Kasse ein, hinter ein junges verheiratetes Pärchen mit einem Baby, das in einem Sportwagen mit
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