Blood and Chocolate - Curtis Klause, A: Blood and Chocolate - Blood and Chocolate
Welpe«, sagte sie. »Zeig mir alles von dir, und du hättest ganz bestimmt meine ungeteilte Aufmerksamkeit.« Ihre Zunge berührte sein Ohr.
»Du machst dich über mich lustig.« Endlich wich sein nervöser Blick dem ihren nicht mehr aus.
Sie setzte sich aufrecht hin. »Nein. Ich fühle mich geehrt«, antwortete sie ernst. Sie wollte seine Gefühle nicht verletzen.
Er entspannte sich, und in seine Augen trat wieder ein Lächeln. »Bis morgen also?«, fragte er.
»Ja, klar.«
War sie Aidens Seelenverwandte? , fragte sich Vivian oben in ihrem Zimmer. Würde sie es nicht spüren, wenn dem so wäre? Vielleicht würde sie es wissen, wenn sich ihre Körper vereinigt hatten.
9
Sie verbrachten ihre gemeinsame Zeit immer auf Partys oder im Kino oder bei jemandem zu Hause, immer inmitten von Aidens Freunden, der Amöbe. Selbst wenn sie allein waren, achtete er darauf, nicht zu weit zu gehen, als habe er Angst, sie zu verschrecken. Das brachte sie zum Lächeln. Bald, Baby, zeige ich dir, wie wenig verschreckt ich bin , dachte sie.
Dann eines Abends, als Aiden sie nach Hause brachte, hatte er schlechte Neuigkeiten. »Ich muss mit meinen Eltern in den Urlaub fahren.« Vor Verlegenheit wurde er ganz rot, als er es ihr erzählte. »Ich dachte, ich könnte mich drücken«, sagte er. »Ich bin zu alt, um von Mommy und Daddy an den Strand geschleppt zu werden. Aber sie haben auf mich eingeredet, weißt du, von wegen dass ich bald aufs College gehen werde und es unsere letzte Chance ist, gemeinsam als Familie in die Ferien zu fahren, bla, bla, bla.« Er lächelte nervös. »Ich werde dich vermissen.«
»Und meinen Geburtstag verpasst du auch«, schmollte Vivian, doch dann hatte sie sofort ein schlechtes Gewissen, weil er so verzweifelt dreinblickte. Sie küsste ihn auf die Wange und flüsterte: »Was soll’s, bring mir eine Muschel
oder so was mit.« Seine Haut wurde spürbar heiß, als er auf das warme Kitzeln ihres Atems reagierte.
»Ich komme gerade rechtzeitig zum Unabhängigkeitstag am vierten Juli zurück«, versprach er und schlang die Arme um sie. »Dann gehen wir in den Park und sehen uns das Feuerwerk an. Ich wette, jemand veranstaltet eine Party.« Irgendjemand gab immer eine Party.
Anscheinend wurde dieses Jahr nicht viel Aufhebens um Vivians Geburtstag gemacht. Auf dem Küchentisch lagen Geschenke von Rudy, zusammen mit einem Zettel, auf dem stand, er sei bis spät unterwegs, und nachdem Esmé ihr Päckchen auf den Tisch geworfen hatte, verschwand sie summend und telefonierte stundenlang. Danke, dass du mit mir zusammen ein bisschen feierst und abwartest, ob es mir gefällt , dachte Vivian, während sie eine Seidenbluse auspackte. Früher waren ihre Geburtstage vom ganzen Rudel gefeiert worden.
Um acht Uhr abends klingelte es an der Tür. »Mach schon mal auf!«, rief Esmé von oben. »Das ist mein Date.«
Großartig , schmollte Vivian. Sie lässt mich an meinem Geburtstag allein.
Doch als sie die Tür öffnete, strömten die Fünf ins Haus. Sie trieben sie ins Wohnzimmer zurück, wobei sie sie umarmten und ableckten, liebevoll bissen und »Alles Gute zum Geburtstag!« riefen. Gregory trug eine große Papiertüte, die mit Päckchen vollgestopft war.
Esmé kam kichernd die Treppe heruntergelaufen. »Eine
Frau sollte an ihrem Geburtstag reichlich Männer um sich haben«, erklärte sie.
Es läutete erneut. Diesmal ging Esmé an die Tür und kehrte mit Gabriel zurück.
Ach, schon verstanden , dachte Vivian. Deinen Liebsten hast du auch gleich mitgebracht.
Doch Esmé wirkte eher überrascht. Sie strich sich mit langen Fingern die Haare nach hinten, und es gelang ihr, lasziv zu wirken, obwohl sie einfach nur dastand. »Gabriel.« Auf einmal war ihre Stimme heiser. »Du willst mich wohl an einen netten Ort entführen.«
»Ich bin hier, um Vivian zum Geburtstag zu gratulieren«, sagte er.
»Wie schön.« Augenblicklich erstarb das Säuseln in Esmés Stimme.
Du lieber Mond, er ist aus politischen Gründen hier , dachte Vivian, als müsse er um Stimmen werben, um unser Anführer zu werden, anstatt einen Kampf zu gewinnen. »Kümmerst du dich um deine Wähler und küsst ihre Babys?«, fragte sie sarkastisch.
»Ich würde dich nun wirklich nicht als Baby bezeichnen«, sagte er und ließ grinsend den Blick über sie schweifen.
Blödmann , dachte sie und atmete tief durch.
Esmé lief in die Küche und kehrte mit einer Sechserpackung Cola und zwei Tüten Chips zurück, die sie auf dem Couchtisch abstellte.
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