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Blood and Chocolate - Curtis Klause, A: Blood and Chocolate - Blood and Chocolate

Blood and Chocolate - Curtis Klause, A: Blood and Chocolate - Blood and Chocolate

Titel: Blood and Chocolate - Curtis Klause, A: Blood and Chocolate - Blood and Chocolate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Curtis Klause
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klebte sie über eine Fensterscheibe, dann hieb sie mit der Kelle darauf ein. Das Klebeband dämpfte das Geräusch, und das zerbrochene Glas ließ sich einfach abziehen. Sie griff durch das Loch, öffnete das Schloss, drehte den Griff und kletterte in das kühle, dunkle Zimmer.
    Behutsam schloss Vivian die Schlafzimmertür, zog die Vorhänge zu und schaltete dann die Lampe neben dem Bett ein. Das grelle Licht ließ sie zusammenzucken. Erst nach ein paar Sekunden konnte sie sich mit zusammengekniffenen Augen umsehen.
    Es war das Zimmer eines kleinen Mädchens, das mittlerweile nicht mehr ganz so brav war. Unter den unordentlich verteilten Bildern mit Männern mit nacktem Oberkörper, karierten Flanellhemden und Tätowierungen blitzten hier und da Reste einer rosa Blümchentapete hervor. Ein tintenbekleckstes, rosafarbenes Zierband wand sich um den Toilettentisch, und eine liebende Mutter bezog das Bett immer noch mit rosafarbenem Bettzeug, auch wenn die schwarze Daunensteppdecke darüber wahrscheinlich auf das Konto der Tochter ging. Ein alter Plüschtiger ließ den Kopf auf dem Kissen hängen.
    Großer Mond, was mache ich hier? , dachte Vivian. Das ist verrückt. Kelly hat nichts getan, was ich nicht selbst auch gemacht hätte. Auf einmal sehnte sie sich nach ihrem eigenen Zimmer, ihrem eigenen Bett. Die Warterei schien dumm und sinnlos. Ich muss hier verschwinden , entschied sie.
    »Hier, ein Geschenk für dich, Kelly.« Vivian stellte die Flasche geräuschvoll auf dem Toilettentisch ab, inmitten
von Schminktöpfchen, Armreifen, Stiften und Kassetten. Die Flasche fiel auf dem unebenen Grund um, als sie losließ, und sie streckte die Hand danach aus. Da bemerkte sie, was die Flasche ins Wanken gebracht hatte. Eine Kette mit einem Pentagramm-Anhänger.
    Als sie sie aufhob, verlängerten sich ihre Fingernägel zu Krallen, und Haare durchbrachen kribbelnd die Haut an ihrem Rücken. »Er hat es dir geschenkt?« Ihre Worte waren ein Flüstern erstickter Empörung. War dies dieselbe Kette, die sie Aiden ins Gesicht geschleudert hatte? War er so gefühllos, dass er sie einfach einer anderen schenken konnte? Oder gab er jeder ein Pentagramm? Tränen strömten ihre Wangen hinab, während sie das Amulett verbog. Ich dachte, ich sei etwas Besonderes.
    Sie löschte das Licht.
    »Ich hasse Rosa«, stieß sie hervor, während sie einen Vorhang mit ihren Krallen bis zum Saum zerriss. Sie zerfetzte beide Vorhänge und genoss das reißende Geräusch und die kitzelnden Vibrationen in ihren Fingerspitzen.
    Dann trat sie an den Schrank. In der Mitte befanden sich die schwarzen Outfits, die Kelly bevorzugte, flankiert von bunteren Stücken, die höchstwahrscheinlich eine besorgte Mutter gekauft hatte, und die nur nach viel Flehen zu Familienfeiern getragen wurden. Vivian zerfetzte die schwarzen Klamotten.
    Als Nächstes wandte sie sich dem Bett zu.
    Bei ihrem ersten Hieb auf die Steppdecke stoben Federn in die Luft. Sie ließen sie an das Töten von Hühnern denken, und sie geiferte, während ihre Krallen immer
schneller und schneller zustießen, bis das Bett aus einem Haufen Daunen und rosa-schwarzen Fetzen bestand. Sie ließ sich in dieses Nest sinken, ihr Gesicht einer Schnauze immer ähnlicher.
    Guten Tag, Rotkäppchen , höhnte sie bei sich.
    Sie blieb in einem halb verwandelten Zustand – teils Mädchen, teils Tier – und fuhr genüsslich die Krallen aus und wieder ein, als sie sich Kellys Gesicht vorstellte, wenn diese sah, was sich in ihrem Bett befand. Vivian konnte die Sache erledigen und verschwunden sein, bevor Kellys Schreie ihre Eltern herbeilockten – jedenfalls machte ihr das der Alkohol weis. Doch während die Minuten verstrichen, nahm die Vorfreude ab, und sie verwandelte sich wieder in ein Mädchen. Kam Kelly denn gar nicht nach Hause?
    Vivian griff nach der Flasche und trank in großen Schlucken, da ihre Kehle mittlerweile taub war und kein Brennen mehr spürte. Ihre Umgebung nahm sie nur noch verschwommen wahr, und Schatten lösten sich in beunruhigenden grauen Tweedstoff auf. Sie hatte hämmernde Kopfschmerzen. Zwar lauschte sie auf die Haustür, doch sie hörte nur Schnarchen und das Knarren und Ächzen eines schlafenden Hauses. Unsicher ging sie auf und ab, da ihr im Stehen oder Sitzen schwindelig wurde. Ab und an nahm sie eine der Kassetten von dem Toilettentisch, zog das Band heraus und verteilte es im Zimmer.
    Irgendwann war es drei Uhr morgens.
    »Sie kommt nicht nach Hause«, knurrte Vivian. »Das

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