Blood and Chocolate - Curtis Klause, A: Blood and Chocolate - Blood and Chocolate
unterdrückte ein hysterisches Kichern und schloss den Deckel wieder.
Esmé war noch im Bett, ihre Schlafzimmertür geschlossen. Rudy war unterwegs. Vivian duschte und zog sich so schnell wie möglich an. Dann schüttelte sie die Hand aus der Schachtel in eine billige Nylonbauchtasche, die sie sich umband. Sie hatte eine Gänsehaut, als sie durch die Küchentür ins Freie trat.
Im dichtesten Teil des Unterholzes hinter ihrem Haus ging sie in die Hocke und rieb die Hand mit Knoblauch und Pfeffer ein, als handele es sich um eine Lammkeule. Sie hoffte, der Geruch würde alles Getier abhalten, das vielleicht versuchen wollte, sie auszugraben. Ich glaube einfach nicht, dass ich das hier mache , dachte sie. Sie hatte schon Träume gehabt, die realer gewirkt hatten.
Das Loch, das sie grub, wollte einfach nicht tief genug werden. Nur noch ein paar Zentimeter , sagte sie sich immer wieder. Ich kann nicht zulassen, dass jemand sie zufällig findet. Wenn Gabriel dahinterkäme, würde er sie um der Sicherheit des Rudels willen umbringen, ob er sie nun zu seinem Weibchen machen wollte oder nicht. Gabriels aus Stein gemeißelten Gesichtszügen sah man an, dass er schnell richtete und erst anschließend Fragen stellte, ganz egal, ob er sich als guten Zuhörer pries und damit prahlte, sie mit seiner Muskelkraft beschützen zu wollen.
Schließlich warf sie die Hand in das Loch und schaufelte es zu, die Knie sprungbereit angewinkelt, damit sie durch das Gestrüpp verschwinden könnte, falls sich jemand näherte. Vor Angst hatte sie einen metallischen Geschmack im Mund. Sie betete zum Mond, dass die Hand nie wieder auftauchen würde.
Wieder im Haus stellte sie fest, dass Esmé mittlerweile aufgestanden war. Sie saß am Tisch und trank eine Tasse Kaffee, während leise eine Nachrichtensendung im Radio lief. Tomas war bei ihr. Beide waren zutiefst bedrückt.
»Schau mal, wer im Morgengrauen an mein Fenster geklopft hat«, sagte Esmé mit nur einem Anflug ihres gewöhnlichen verschlagenen Grinsens.
Vivian stockte der Atem, doch nichts an Tomas’ Miene ließ darauf schließen, dass sie sich über den Weg gelaufen waren. »Was ist los?«, fragte sie, obwohl sie es längst wusste.
Esmé stand auf, um noch eine Tasse aus dem Küchenschrank zu holen. »Man hat eine weitere Leiche gefunden. In den Nachrichten hieß es, sie sei verstümmelt gewesen, aber sie haben nicht gesagt, inwiefern.«
»Die Polizei hält mit solchen Informationen hinter dem Berg«, erklärte Tomas. »Auf diese Weise kennt bloß der echte Mörder die Einzelheiten, und sie können Spinner aussieben, die nur ein Geständnis ablegen, um Aufmerksamkeit zu erregen.«
»Wo hat man sie gefunden?«, fragte Vivian.
»Drüben bei der Uni«, antwortete Esmé, die Vivian einen Kaffee brachte. »Hinter einem der Behelfsbauten, wo sie die neue Kunstfakultät bauen.«
Die Straße, in der Kelly wohnte, befand sich nur ein paar Blocks von jener Seite des Campus entfernt.
»Ich weiß schon, Baby«, meinte Esmé, die Vivians blasses Gesicht falsch deutete, tröstend. »Uns geht es allen so.«
Tomas streckte den Arm aus und streichelte Esmés Hand. Sie ergriff seine Finger und hielt sie fest. »Was musst du nur von uns denken?«, sagte sie. »Ehrlich, du bist ausgerechnet da zu uns gestoßen, als auf einmal alles aus dem Ruder lief. Wir werden diesen Schlamassel in den Griff kriegen …« Sie merkte, dass sie ins Leere sprach, und hielt den Mund.
Das Radio tönte in dem plötzlich herrschenden Schweigen unnatürlich laut, und so verpasste keiner die Nachrichtenmeldung: »In einer bizarren, überraschenden Wendung im neuesten sogenannten ›Bestienmord‹ berichtet eine Insiderquelle, bei der Polizei sei ein anonymer Anruf eingegangen, laut dem die beiden Morde das Werk von Werwölfen seien. Chief Detective Sirilla wollte keinen Kommentar dazu abgeben.« Der Nachrichtensprecher konnte nur mit Mühe seine Belustigung verbergen, doch er war nicht geschmacklos genug, sich zu einem Witz hinreißen zu lassen. »Selbstverständlich handelt es sich hier um schwerwiegende Verbrechen, und die Polizei ist dankbar für jeden ernst gemeinten Hinweis, der zu einer Verhaftung führen könnte.«
Esmé lehnte sich zurück und schaltete das Radio aus. »Mist, Mist, Mist.«
»Aber wer könnte Bescheid wissen?«, fragte Tomas. »Wer nur?«
Vivian war klar, um wen es sich handelte. Wie konnte er das tun? , fragte sie sich niedergeschlagen. Nach all den süßen Küssen, wie konnte er glauben,
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