Blood Coven Vampire 07 - Bis das der Biss uns scheidet-iO
aufzuhalten.«
»Das macht es auch nicht besser. Sunny ist tot und kommt nie mehr zurück. Ich habe meine Schwester verloren, für immer.«
Race bläst die Backen auf und scheint einen Augenblick nachzudenken. Dann steht er auf und geht in den hinteren Teil des Tourneebusses. Zuerst frage ich mich, ob er sich diesen vollkommen unpassenden Moment ausgesucht hat, um aufs Klo zu gehen. Aber dann fällt mir ein, dass Vampire nicht zu pinkeln brauchen. Kurz darauf kommt er zurück, in Begleitung eines hochgewachsenen, dünnen älteren Mannes, der hautenge Jeans und eine Lederweste trägt.
»Rayne« sagt er, »das ist mein Schlagzeuger, Fitter Tod.«
Ich betrachte den hageren Riesen, der vor mir aufragt. »Meinst du nicht Schnitter Tod?«, entfährt es mir. Als würde das in dieser Situation eine Rolle spielen.
»Nein, er meint Fitter«, widerspricht der Mann verschnupft. »Du denkst an meinen Bruder. Er ist der Schnitter Tod. Im Gegensatz zu ihm bin ich meistens ganz munter und fröhlich, möchte ich betonen. Zumindest solange mein Schönheitsschläfchen nicht so grob von einem gewissen egoistischen unsterblichen Sänger unterbrochen wird, der gern die ganze Nacht Party macht und mich nervt.«
Race verdreht die Augen.
»Ach so.« Diese Information muss ich erst mal verdauen. »Entschuldigung. Mir war nicht klar, dass es zwei von euch gibt.«
Er seufzt theatralisch. »Das ist niemandem klar, leider«, sagt er mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Deshalb habe ich auch beschlossen, mich aus dieser ganzen Todesshow zurückzuziehen und mir meinen Lebenstraum zu erfüllen, in einer Band zu spielen.« Er zuckt die Achseln. »Die Sache wurde mir sowieso viel zu heftig.«
»Heftig?«
»Hast du schon mal versucht, jemanden in die Hölle runterzuzerren?« Er fächert sich selbstgefällig etwas Luft zu. »Lass dir gesagt sein, das ist tödlich für deine Maniküre.« Er hält mir kurz seine mit der French Manicure perfekt gepflegten Finger hin und schüttelt pikiert den Kopf.
»Also… schön, dich kennenzulernen«, antworte ich matt. Ich meine, hallo? Trauernder Vampir? Nicht gerade in der Stimmung für höfliche Konversation.
»Also, Fitter«, wendet Race sich mit einem enthusiastischen Funkeln in den Augen an seinen Drummer. »Dieses Mädchen hier hat eine Zwillingsschwester – eine Elfenzwillingsschwester –, die vor Kurzem ermordet wurde.«
»Du brauchst nicht so scheißbegeistert darüber zu sein«, murmele ich und wünschte, die beiden würden mich einfach mit der Flasche Blut allein lassen.
»Na und?«, sagt Fitter und unterdrückt ein Gähnen. »Soll ich jetzt die Medien verständigen oder was?«
»Also«, fährt Race fort, ohne auf seinen Sarkasmus einzugehen, »du erinnerst dich doch an damals vor ein paar Jahren, als ich mich mit dieser Elfe vom Dunkelhof eingelassen und sie versehentlich ausgesaugt habe?« Er wirft mir einen entschuldigenden Blick zu. »Das war vor der Reha«, erklärt er. »Damals hast du mir erklärt, dass Elfen und andere Geschöpfe der Anderwelt nicht in denselben Himmel und dieselbe Hölle kommen wie die Sterblichen, richtig?«
Auf einmal beginnt das Gespräch mich zu interessieren und ich richte mich gespannt auf.
»Das ist korrekt«, antwortet Fitter, immer noch gelangweilt und leicht genervt. »Die Seelen der Elfen, der Vampire und einiger anderer werden in eine sehr viel klassischere Unterwelt geschickt.«
»Klassischere Unterwelt? Was zum Teufel soll das heißen?«, frage ich dazwischen.
Fitter verdreht die Augen. »Lass mich raten. Du bist in griechischer Mythologie durchgefallen.«
»Ich hatte eine Vier minus, bitte schön. Was eine Zensur ist, mit der man durchaus besteht.«
Er tätschelt mir den Kopf. »Natürlich, Schätzchen. Wie auch immer, jedenfalls haben die alten Griechen die Unterwelt ziemlich genau beschrieben. Sie wird von dem Gott Hades regiert, der alles in allem gar kein so schlechter Kerl ist. Zehnmal vernünftiger als dieser Tyrann Luzifer, der über die menschliche Hölle herrscht. Ehrlich, ich erinnere mich noch gut an das eine Mal, als ich achtundvierzig Stunden durchgearbeitet habe, nach einem großen Schiffsunglück vor der Küste von Boston. Und ich rede hier wirklich von grauenhaft harter Arbeit – eiskaltes Wasser, aufgedunsene Leichen, die ich meilenweit schleppen musste. Aber hat dieser Luzifer auch nur ein kleines Dankeschön für meine Mühen übrig gehabt? Obwohl ich sogar bereit war, über das lange Wochenende vom President's Day zu
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