Blood Dragon 1: Drachennacht - Maeda, K: Blood Dragon 1: Drachennacht
Dunkelwald. Ein gefährliches Knurren drang aus seinem Maul, und jäh erhob er sich in die Lüfte und verschwand in der Nacht.
Elisa richtete sich auf. Mit pochendem Herzen starrte sie ihren Retter an. Er atmete schwer und erst jetzt fiel ihr auf, dass der Kampf ihn gehörig mitgenommen hatte. Einige Schuppen waren gebrochen und er blutete. Die lange Schnauze wandte sich Elisa zu und glitt über ihre Seite, dann brach er zusammen.
Elisa richtete sich abermals auf und wusste nicht, ob sie weglaufen oder bleiben sollte, als sich die Konturen des Drachen langsam verschoben. Sie gewannen an Weichheit, verschwammen und formten sich zu einem wesentlich kleineren Körper – zu Victors Körper.
„Was …?“, brachte Elisa zustande, ehe sie sich bewusst wurde, dass niemand sie hören und ihr Antworten auf all die Fragen geben konnte, die sich hinter diesem Ausruf verbargen. Sie humpelte zu Victor und kniete sich zu ihm. Er war nackt, blutüberströmt und offensichtlich bewusstlos. „Victor? Victor, bitte wach auf“, murmelte sie, aber außer einem langen Atemzug gab der Rumäne keinen Laut von sich.
Elisa fluchte im Stillen und ließ ihren Blick schweifen. Sie musste Victor so schnell wie möglich irgendwo hinbringen, wo sie ihn verarzten konnte. Genau konnte sie die Schwere seiner Verletzungen nicht beurteilen, aber das viele Blut und seine Ohnmacht besorgten sie. Drache hin oder Drache her, Victor musste versorgt werden.
Ihr Blick fiel auf den abseits geparkten Jeep. Er hatte den Angriff unbeschadet überstanden. Mühsam schaffte sie es, den bewusstlosen Mann auf den Beifahrersitz des Jeeps zu hieven und auf den Fahrersitz zu klettern. Elisa atmete tief ein, als ihre tastenden Hände den Autoschlüssel im Schloss fanden. Der Motor lief brüllend an, und erschrocken sah sie sich um, ob dieses Geräusch das braune Ungetüm anlockte, aber alles blieb still.
Elisa rammte den Gang in die Schaltung und fuhr los. Der Wagen schlingerte, als sie abrupt Gas gab.
Das Licht der Scheinwerfer erhellte den unebenen Weg kaum. Elisa musste ihre Panik unterdrücken und sich auf die Fahrspur konzentrieren. Neben ihr murmelte Victor etwas, und Elisa warf ihm einen besorgten Blick zu. Sie bemerkte den entgegenkommenden Geländewagen zu spät, schrie auf und riss das Lenkrad herum. Metall kreischte ohrenbetäubend und hallte noch in ihren Ohren nach, als der Wagen endlich zum Stehen kam.
Das war zu viel. Elisa zitterte und lehnte die Stirn gegen das Lenkrad. Noch ehe sie wirklich darüber nachdachte, hatte sie den Mund aufgerissen und schrie auf. Nicht einmal einen Herzschlag später presste sich eine raue, schwielige Hand auf ihren Mund. „Still, oder du lockst ihn an“, zischte eine heisere Stimme.
Elisa wand sich und kämpfte sich schließlich frei. „Es reicht jetzt, ich …“
„Herr, es ist Mircea!“, unterbrach sie eine andere Stimme, die zu einem weiteren Mann gehörte, der neben dem Jeep kniete. Er begutachtete Victors Wunden.
„Was ist hier passiert?“, knurrte der Mann, der ihr die Hand auf den Mund gepresst hatte. Sein Aussehen besaß etwas Schroffes.
Elisa schob ihn fort und schüttelte den Kopf. „Das würdest du ohnehin nicht glauben“, murmelte sie und bemerkte, dass der Schock einsetzte. Sie begann zu frieren.
Abermals kam jemand zu ihr – diesmal war es eine Frau, die aus dem Geländewagen stieg. Wortlos zog sie ihre Jacke aus und legte sie Elisa um die Schultern.
„Lass ihr einen Moment, Radu“, sagte sie. „Mircea geht es schlecht und sie sieht ebenso mitgenommen aus. Bringen wir sie nach Dunkelwald.“
Radu knirschte hörbar mit den Zähnen, nickte aber schließlich. Seine Begleiterin führte Elisa zu deren Geländewagen, und der namenlose Mann nahm den Platz am Steuer ihres Wagens ein.
Sie fuhren schnell. Elisas Zittern verklang langsam, aber jetzt übermannte die Müdigkeit sie. Erschöpfung und der dumpf pochende Schmerz in ihrem Bein ließen sie die Zähne zusammenbeißen.
„Du hast die Drachensöhne gesehen“, sagte die Frau neben ihr unvermittelt.
Mühsam schlug Elisa die Augen wieder auf. „Was meinst du?“
„Mirceas Verletzungen – er hat gekämpft, nicht wahr? Und du hast zugesehen.“
Elisa musterte diese seltsame, kühle Frau, die sich zu dem Jeep hinter ihnen umblickte. „Wird es ihm wieder besser gehen?“, fragte Elisa. Die Frau antwortete nicht, sondern starrte nun entsetzt nach vorn. Auch Radu atmete harsch ein. Sie hatten den Rand der Lichtung erreicht, auf der
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