Blood Dragon 1: Drachennacht - Maeda, K: Blood Dragon 1: Drachennacht
nickte unmerklich, aber ein lauter Knall ließ ihn herumfahren. Die Fenster und jede einzelne Tür des Saals verschlossen jetzt große, hölzerne Laden. Dies war Draculas Vision, und er schloss sie darin ein. Mircea wich zur Wand zurück – mittlerweile gab es nur noch sie drei im Saal, und Dracula versuchte alles, um sie hier festzuhalten. Noch immer schienen seine Konturen mit denen des Drachen verschmelzen zu wollen. Seine Gesichtszüge hatten kaum noch Menschliches an sich, und er spreizte seine zu Klauen gewordenen Finger ab. „Ich warne dich noch ein einziges Mal, Bruder“, knurrte Dracula. „Gib sie mir zurück, oder ich werde dich nicht länger verschonen.“
Mircea legte Elisa behutsam in einer Ecke des Saals ab. „Hab keine Angst“, beruhigte er sie. „Er wird dir nichts tun.“
„Aber er wird dich töten“, sagte sie leise, und ihre Hände umklammerten seine Arme. „Stell dich ihm nicht!“
Er wusste, dass er keine Wahl hatte – er hatte vor so vielen Jahren aufgegeben und Elisabeth dadurch verloren. Er hatte sie verraten und würde das nicht noch einmal tun. Er konnte Elisa nicht einfach Dracula überlassen.
Mit einem Ruck löste Mircea sich von ihr und verwandelte sich noch im Sprung. Er hoffte, seinen Bruder durch das Überraschungsmoment überrumpeln zu können, aber Dracula war schnell. Mirceas schuppiger Körper krachte laut gegen den seines Bruders. Er brüllte auf, schnappte nach Draculas Hals und hatte Glück: Seine Zähne ließen Schuppen splittern und gruben sich in die ledrige Haut.
Dracula fauchte und schlug mit den Flügeln. Sie schabten über die hölzerne Decke über ihnen. Ein Balken splitterte. Mircea versuchte, Dracula unter sich zu bringen, aber der Drachenkörper seines Bruders war um einiges massiger. Er erreichte ihn einfach nicht.
Dracula schlug noch einmal mit den Flügeln, und der Auftrieb brachte ihm den nötigen Schwung, Mircea auf den Rücken zu drücken. Der braune Drache brüllte triumphierend und riss die Schnauze mit den scharfen Zähnen zum Todesbiss weit auf.
Mircea wand sich in Draculas festem Griff. Er starrte auf die dolchartigen Zähne seines Bruders und glaubte sie schon in seinem Hals zu spüren … als der Druck auf seine Brust plötzlich verschwand.
Lang und zittrig sog Elisa Luft in ihre Lungen und fuhr vom Bett auf. Schmerz flammte an ihrem Hals auf, etwas drückte schwer auf ihren Körper. Es herrschte Dunkelheit – sie wusste nicht, was oder wer auf ihr lag, aber die Bilder der Vision waren noch deutlich.
Ein dunkles Knurren ertönte und panisch stieß Elisa dieses Etwas von sich. Die Matratze bewegte sich ruckartig, und das Knurren entfernte sich – Elisa krabbelte so schnell wie möglich auf die andere Seite des Bettes und suchte mit zitternden Fingern nach dem Päckchen Streichhölzer. Sie fand es überraschend schnell und schaffte es sogar, eines der Schwefelhölzchen anzuzünden.
Der Schein der kleinen Flamme zuckte und zitterte, aber er reichte, um Mircea zu erkennen, der mit gelb glühenden Augen in der äußersten Ecke des Raumes hockte. Sein blutbesudeltes Gesicht hatte für einen Moment mehr mit einem wilden Tier als mit einem Menschen gemein. Er zog die Mundwinkel hoch, aber er lächelte nicht, sondern entblößte lange, weiße Fangzähne. Elisa schrie auf.
Das Streichholz erlosch, und sie beeilte sich, mit zitternden Fingern ein weiteres anzuzünden, als Mircea mit rauer Stimme sagte: „Lass es aus. Es brennt in den Augen.“
„Mircea?“
„Gleich. Ich habe noch … der Blutrausch …“ Die Worte gingen wieder in ein knurrendes Grollen über, das nur langsam leiser wurde und schließlich ganz verebbte.
Die Angst lähmte Elisa zu sehr, um wegzulaufen. Sie wartete und lauschte gebannt in die Dunkelheit, aber mittlerweile hörte sie nichts anderes mehr als Mirceas ruhigen Atem. Sie wagte es, ein weiteres Streichholz anzuzünden und hielt es an den Docht einer Kerze.
Mircea hockte noch immer in der Ecke, aber das Glühen war verschwunden und seine Augen zeigten wieder ihre normale Farbe. Ihre Blicke trafen sich, aber er wandte sich rasch wieder ab. Mircea richtete sich auf und wischte sich das Blut aus dem Gesicht. „Verzeih mir“, murmelte er und deutete auf ihren Hals.
Elisa fuhr mit der Hand über die Wunde, die wieder aufgebrochen war und blutete.
„Ich wusste mir nicht anders zu helfen.“ Er runzelte die Stirn, als würde ihm etwas einfallen. „Hast du uns da rausgeholt?“
Elisa betrachtete ihren Arm –
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