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Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Blood - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Unter dem Arm trug sie einen ganzen Stapel Ordner, die nicht mehr in die Tasche gepasst hatten.
    Trotzdem gelang es ihr, mir zuzuwinken und zu lächeln, als sie mich kommen sah. Sie hat eigentlich nie verärgert reagiert, wenn ich einmal etwas falsch gemacht habe, wie zum Beispiel mich um eine halbe Stunde zu verspäten.
    Es war mir egal, ob es nun altmodisch oder kitschig sein mochte, aber ich freute mich sie zu sehen. So war es jedes Mal. Meine Prioritäten hatten sich verschoben. Mittlerweile kamen Maria und unsere Kinder vor meinem Job. Das fühlte sich richtig an, im Gleichgewicht.
    Freudig erregt wie immer rief Maria meinen Namen: »Alex! Alex! « Dabei winkte sie mir mit einem Arm zu, während ich ihr im Laufschritt entgegenkam. Vor dem Gebäude trafen wir aufeinander. Ein paar Jugendliche aus der Siedlung, die am Zaun herumlungerten, drehten sich zu uns um und amüsierten sich über uns.
    »Hallo, Schönste«, rief ich. »Tut mir leid, dass ich zu spät komme.«
    »Kein Problem. Ich habe auch gearbeitet. Hey, Rue-ben ! Na, bist du eifersüchtig, Kleiner?«, rief sie einem der Jugendlichen am Zaun zu.
    Er lachte und antwortete: »Hätt’st du wohl gerne, Maria. Ich wäre dir bestimmt viel lieber als der.«
    »Na klar. Träum weiter.«
    Wir küssten uns, nicht allzu heftig, da wir ja noch bei ihrer Arbeitsstelle waren und diese Jugendlichen uns zuschauten, aber doch so, dass klar war, dass wir es ernst meinten. Dann nahm ich ihr die Ordner ab, und wir machten uns auf den Weg zum Auto.

    »Du trägst mir die Bücher«, sagte Maria neckisch. »Das ist so süß, Alex.«
    »Wenn du möchtest, dann trage ich auch dich.«
    »Ich hab dich so vermisst, den ganzen Tag über. Sogar noch mehr als sonst«, sagte sie und lächelte erneut. Dann legte sie das Gesicht an meine Schulter. »Ich liebe dich so sehr.«
    Sie sackte in meinen Armen zusammen, dann hörte ich die Schüsse. Zwei weit entfernte Plopps, die eigentlich nicht weiter auffielen. Den Schützen habe ich nicht gesehen, nicht einmal eine Andeutung. Ich wusste nicht einmal, aus welcher Richtung die Schüsse gekommen waren.
    Maria flüsterte: »Oh, Alex«, dann wurde sie sehr still und sehr reglos. Ich konnte nicht einmal sagen, ob sie noch atmete.
    Bevor ich überhaupt erfassen konnte, was da geschah, glitt sie zur Seite und landete auf dem Gehweg. Ich konnte sehen, dass sie in die Brust oder den oberen Bauchbereich getroffen worden war. Es war viel zu dunkel und zu verwirrend, als dass man irgendetwas mit Sicherheit hätte sagen können.
    Ich versuchte mich vor sie zu werfen, doch dann sah ich das Blut aus ihrer Wunde pulsieren, nahm sie in die Arme und rannte los.
    Ich war blutüberströmt. Ich glaube, ich schrie die ganze Zeit, aber so genau weiß ich nicht mehr, was nach den Schüssen auf Maria und nachdem mir klar geworden war, wie schlecht es um sie stand, geschehen ist.
    Ein paar Jugendliche rannten hinter mir her, darunter auch Reuben. Vielleicht wollten sie mir helfen. Aber ich wusste gar nicht, ob für Maria überhaupt noch Hilfe möglich war. Ich hatte Angst, dass sie schon tot in meinen Armen lag.

15
    Das St. Anthony’s Hospital war nicht weit entfernt, und ich rannte, so schnell ich nur konnte. Maria hing als lebloses Bündel schwer in meinen Armen. Mein Herzschlag, das Rauschen des Blutes, erzeugte ein lautes Dröhnen in meinen Ohren, als wäre ich unter eine Meereswelle geraten, oder vielleicht mitten in eine solche Welle hinein, die kurz davor war, über uns beiden zusammenzubrechen und uns auf den Straßen dieser Stadt zu ersäufen.
    Ich hatte Angst davor hinzufallen, weil meine Knie nachgaben und meine Beine schwächelten. Aber ich wusste auch, dass ich auf gar keinen Fall stürzen, auf gar keinen Fall stehen bleiben durfte, bis ich in der Notaufnahme war.
    Seitdem sie meinen Namen geflüstert hatte, hatte Maria keinen Laut mehr von sich gegeben. Ich hatte Angst, stand womöglich unter Schock und bewegte mich eindeutig in einem schwarzen Tunnel. Meine Umgebung nahm ich nur als verschwommenen Nebel wahr, sodass das ganze Geschehen sehr irreal wirkte.
    Aber dass ich rannte, das war klar.
    Ich erreichte die Independence Avenue, und schließlich sah ich auch, keinen Straßenblock weit entfernt, das leuchtendrote »Notaufnahme«-Schild des St. Anthony’s.
    Der starke Verkehr zwang mich, stehen zu bleiben. Ich fing an, um Hilfe zu rufen. Vom Bordstein aus konnte ich ein Grüppchen von Krankenhausangestellten sehen. Sie unterhielten sich

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