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Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Blood - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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ob ich schon zu diesem Zeitpunkt intervenieren sollte. Als ich dann in der Fifth Street ankam und nach drinnen eilte, hatte Kayla sich bereits in der Küche ausgebreitet. Sie trug Nanas Lieblingsschürze und schob gerade einen Rippenbraten in den Backofen.
    Nana saß aufrecht am Küchentisch und hatte ein unberührtes Glas Weißwein vor sich stehen. Das war ja wirklich interessant.

    Die Kinder hüpften ebenfalls um den Küchentisch herum. Wahrscheinlich wollten sie wissen, wie lange Nana stillhalten konnte.
    »Wie war dein Tag, Daddy?«, wollte Jannie wissen. »Was war das Schönste heute?«
    Dieser Satz entlockte uns beiden ein breites Lächeln. Manchmal stellten wir uns beim Abendessen gegenseitig diese Frage, seit Jahren schon.
    Ich dachte an Kim Stafford und dann an die Vergewaltigungen in Georgetown und Nanas Reaktion auf die Tatsache, dass ich mich an den Ermittlungen beteiligte. Der Gedanke an Nana brachte mich wieder in die Gegenwart zurück, zu meiner Antwort auf Jannies Frage.
    »Bis jetzt?«, sagte ich. »Das hier. Mit euch zusammen zu sein ist das Schönste.«

68
    Der Höhepunkt rückte immer näher.
    Der Schlachter verabscheute den Strand. Er verabscheute den Sand, den Geruch des Salzwassers, die engen Straßen, einfach alles an so einem dämlichen Ausflug ans Meer. Caitlin und die Jungs mit ihren Sommerferien in Cape May, sollten sie doch, bitte sehr, jederzeit, aber ohne ihn!
    Also war es das Geschäft und nur das Geschäft, das ihn ans Meer verschlagen hatte, ausgerechnet in den Süden von New Jersey. Es war die Rache an John Maggione Jr. Sie hatten sich von dem Tag an gehasst, als Maggiones Vater diesen »irischen Irren« zu seinem bevorzugten Killer gemacht hatte. Dann hatte Sullivan den Auftrag erhalten, einen von Juniors Kumpels kaltzumachen, und der Schlachter war seiner Arbeit mit dem üblichen Enthusiasmus nachgegangen. Er hatte Rico Marinacci in Stücke geschnitten.
    John Maggione Jr. hatte sich in letzter Zeit rar gemacht − was nicht weiter verwunderlich war −, und so hatte der Schlachter seine Pläne zunächst ein wenig geändert. Wenn er im Augenblick keine Chance hatte, den Kopf abzutrennen, dann würde er eben mit einem anderen Körperteil anfangen.
    Der Körperteil, um den es in diesem Fall ging, hieß Dante Ricci. Dante war der jüngste Mann in Maggiones Syndikat, und der Don hatte ihn besonders ins Herz geschlossen. Wie einen Sohn. Hinter vorgehaltener Hand erzählte man sich, dass John Maggione Jr. sich nicht einmal von einem Vertrauten den Arsch abwischen ließ, ohne sich vorher mit Dante zu besprechen.
    Kurz vor Einsetzen der Abenddämmerung erreichte Sullivan
das auf einer der Küste vorgelagerten Halbinsel gelegene Hafenstädtchen Mantoloking in New Jersey. Als er auf der Brücke über die Barnegat Bay fuhr, hatte der Atlantik in der Ferne eine beinahe violette Färbung angenommen, wunderschön, wenn man diesem Postkartenkitsch etwas abgewinnen konnte. Sullivan machte das Fenster zu, um sich gegen die salzige Luft zu schützen. Er wollte seine Geschäfte so schnell wie möglich hinter sich bringen und dann nichts wie weg hier.
    Das Städtchen selbst mit seinen exklusiven Grundstückspreisen lag keine anderthalb Kilometer vom Festland entfernt. Riccis Haus in der Ocean Avenue war nicht weiter schwierig zu finden. Er fuhr am Haupttor vorbei, stellte den Wagen auf der Straße ab und ging die gut dreihundert Meter zu Fuß wieder zurück.
    Ricci kam anscheinend ganz gut zurecht. Das Haupthaus war ein großer, protziger Bau im Kolonialstil: drei Stockwerke, braune Schindeln aus Zedernholz, alles in perfektem Zustand und direkt am Ufer. Garagen für vier Wagen, ein Gästehaus, Whirlpool am Strand. Sechs Millionen, Minimum. Genau die Art von Prunk, den Mafiosi heutzutage ihren Frauen unter die Nase halten, um sie von all dem Rauben und Morden abzulenken, mit dem sie ihren Lebensunterhalt verdienen.
    Dante Ricci war ein Killer. Das war jedenfalls das, was er am besten konnte. Verdammt noch mal, er war sozusagen der neue, verbesserte Schlachter.
    Von vorne konnte Sullivan nicht allzu viel erkennen. Er nahm an, dass das Haus eher auf den Seeblick im hinteren Teil hin konzipiert worden war. Aber der Strand würde ihm keine Tarnung bieten. Er musste erst einmal abwarten.
    Das war für ihn kein Problem. Er besaß alles, was für diese
Arbeit nötig war, auch Geduld. Ein gälischer Spruch schoss ihm durch den Kopf, irgendetwas, was sein Großvater James immer gesagt hatte. Coimhéad fearg

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