Blood - Ein Alex-Cross-Roman
wollte gerade wieder seine Wurfposition einnehmen, als er stutzte.
»Was ist denn das?«, fragte er und schaute seinen Vater an.
Sullivan blickte nach unten und sah, wie sich auf seinem Brustkorb etwas bewegte. Der rote Punkt einer Laser-Zielvorrichtung.
Er ließ sich neben dem Schlagmal zu Boden fallen.
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Der altehrwürdige Louisville Slugger zersplitterte noch in seiner Hand, bevor er den Boden erreicht hatte. Ein lautes, metallisches Pling ertönte, als eine Kugel in den Metallzaun hinter dem Schlagmal einschlug. Da wollte ihn jemand erschießen. Maggiones Leute? Wer sonst?
»Jungs! Haut ab, sofort! Rennt! Rennt!«, brüllte er.
Das musste er den Jungen nicht zweimal sagen. Michael Jr. schnappte seinen jüngsten Bruder am Arm. Alle drei suchten sie Deckung, waren schnell auf den Beinen, die kleinen Halunken, als hätten sie gerade jemandem die Geldbörse gestohlen.
Der Schlachter rannte, so schnell er konnte. In die andere Richtung. Er wollte das Feuer von seinen Jungen weg auf sich ziehen.
Und er brauchte die Pistole aus seinem Auto!
Sein Humvee stand mindestens fünfzig Meter entfernt, er lief so direkt, wie er es nur wagte, darauf zu. Der nächste Schuss sauste so dicht an ihm vorbei, dass er den Luftzug an seinem Kinn spürte.
Die Schüsse kamen aus dem kleinen Waldstück links vom Sportplatz, ein Stück von der Straße entfernt. Das war ihm klar. Aber er drehte sich nicht um. Noch nicht.
Als er den Humvee erreicht hatte, riss er die Beifahrertür auf und hechtete ins Innere. Glas splitterte.
Der Schlachter blieb möglichst tief, hielt das Gesicht gegen die Bodenmatte gepresst und griff unter den Fahrersitz.
Die dort festgeklemmte Beretta bedeutete ein gebrochenes Versprechen gegenüber Caitlin. Er rammte das Magazin
in den Lauf, und dann endlich wagte er einen Blick über den Türrand.
Es waren zwei, die jetzt aus dem Wäldchen gelaufen kamen, zwei von Maggiones Raufbolden, mit Sicherheit. Sie waren gekommen, um ihm den Garaus zu machen, richtig? Und seinen Kindern womöglich auch.
Er entriegelte die Fahrertür und ließ sich dann auf das Gemisch aus Schotter und Erde nach draußen fallen. Bei einem schnellen Blick unter dem Wagen hindurch entdeckte er ein Paar Füße, die schlurfend in seine Richtung gerannt kamen.
Keine Zeit zum Nachdenken oder für irgendwelche großartigen Pläne. Er schoss zweimal unter der Karosserie hindurch. Maggiones Mann schrie auf, und oberhalb seines Knöchels breitete sich ein Blutfleck aus.
Hart schlug er auf dem Boden auf, der Schlachter schoss noch einmal, dem Ganoven direkt in die zweifach schockierte Visage. Dem Arschloch blieb keine Gelegenheit mehr für einen Schuss, ein Wort oder einen Gedanken. Aber das war jetzt im Augenblick das kleinste seiner Probleme.
»Dad! Dad! Dad! Hilfe!«
Das war Mikes Stimme. Sie kam von der anderen Seite des Parks und klang heiser vor Panik.
Sullivan sprang auf und sah den anderen Killer auf die in einem kleinen Graben liegende Spielerbank zurennen, vielleicht noch siebzig Meter entfernt. Er hob die Pistole, aber ihm war klar, dass er so auch seine Jungen treffen konnte.
Also sprang er in den Humvee und ließ den Motor an.
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Er trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch, als hinge das Leben seiner Kinder davon ab. Was vermutlich auch der Fall war. Maggione war ein Feigling, dem genau so etwas zuzutrauen war: die Kinder umbringen. Dann hielt er die Beretta zum Fenster hinaus. Vielleicht bekam er die eine eindeutige Chance, die er brauchte. Es würde jedenfalls knapp. Und niemand konnte vorhersagen, wie es ausgehen würde. Spannend, spannend!
Der Killer rannte jetzt über das Infield, war mittlerweile echt schnell geworden. Nach Sullivans Eindruck musste der Kerl in jüngeren Jahren mal ein ganz guter Leichtathlet gewesen sein. Und das war noch gar nicht so lange her.
Michael Jr. beobachtete das ganze Treiben von der Treppe aus, die zur Spielerbank hinabführte. Der Junge war ein ziemlich kaltblütiges Bürschchen, aber das war im Augenblick vielleicht nicht gerade das Richtige. Sullivan brüllte: »Runter, Michael! Duck dich! Sofort!«
Der Killer wusste, dass Sullivan näher kam. Schließlich blieb er stehen und drehte sich um, um zu schießen.
Fehler!
Womöglich tödlich.
Er riss die Augen auf, und dann prallte der Kühlergrill des Humvee auch schon mit achtzig Stundenkilometern oder mehr gegen seine Brust. Das Fahrzeug verlangsamte seine Fahrt erst, nachdem der Gangster ein ganzes Stück weit mitgeschleift
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