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Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Blood - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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fhear na foighde − irgend so ein Scheiß. Hüte dich vor dem Zorn eines geduldigen Mannes.
    Ganz genau, dachte Michael Sullivan, während er in der zunehmenden Abenddämmerung wartete, vollkommen regungslos. Ganz genau.

69
    Es dauerte eine Weile, bis er ein Gefühl für das Haus am Strand und die unmittelbare Umgebung entwickelt hatte. Im Haus selbst bewegte sich nicht viel, aber zumindest war klar, dass die Familie zu Hause war. Dante, zwei kleine Kinder und − so sah es zumindest aus dieser Entfernung aus − eine gut gebaute, junge Ehefrau, eine hübsche, blonde Italienerin.
    Aber keine Besucher und auch keine Leibwächter zu sehen. Und besonders kein großes M: Mafia . Also waren keine Schusswaffen zu befürchten, bis auf das, was Dante Ricci zur Hand hatte. Was immer das sein mochte, er konnte es wahrscheinlich nicht mit der Neun-Millimeter-Maschinenpistole aufnehmen, die Sullivan sich seitlich an den Körper geschnallt hatte. Oder mit seinem Skalpell.
    Trotz der kühlen Luft schwitzte er unter seinem Jackett, und an den Stellen, wo sich die Maschinenpistole an seinen Körper schmiegte, hatte der Schweiß bereits sein T-Shirt durchnässt. Der Seewind trug auch nicht gerade zu seiner Beruhigung bei. Lediglich seine Geduld hielt ihn bei Laune. Seine Professionalität , wie er selbst gerne dachte. Eine Gabe, die er ohne Zweifel von seinem Vater geerbt hatte, dem originalen Schlachter, der zumindest eines gewesen war: ein geduldiger Drecksack.
    Schließlich setzte er sich in Richtung Strandhaus in Bewegung. Vorbei an einem schwarz glänzenden Jaguar, der auf einem mit hellen Backsteinen markierten Parkplatz stand, betrat er eine der offen stehenden Garagen. Darin stand ein weißer Jaguar, ein Spiegelbild des schwarzen.
    O-ha, Dante, ein bisschen sehr protzig vielleicht?

    Es dauerte nicht lange, bis er in der Garage etwas Zweckmäßiges entdeckt hatte. Der Schlachter nahm sich einen Vorschlaghammer mit kurzem Stiel von der Werkbank im hinteren Teil der Garage. Er wog ihn in der Hand. Genau richtig. Sehr schön. Mein Gott, er liebte Werkzeug. Genau wie sein Alter.
    Wenn er schussbereit bleiben wollte, dann musste er mit links zuschlagen, aber sein Radius war trotzdem so groß wie, nun ja, die Windschutzscheibe eines Jaguar.
    Er schulterte den Hammer, stellte die Füße parallel und landete einen astreinen Mark McGuire auf der Scheibe.
    Schon beim ersten Treffer fing die Alarmanlage des Wagens laut an zu heulen. Genau das hatte er beabsichtigt.
    Unverzüglich lief Sullivan in den Vorgarten hinaus, an eine Stelle, die etwa auf halbem Weg zwischen Haustür und Straße lag. Er versteckte sich hinter dem Stamm einer alten Roteiche, die hier genau so fehl am Platz wirkte wie er selbst. Sein Finger lag bereits am Abzug, aber halt. Noch nicht schießen. Sollte Dante ihn doch für irgend so einen kleinen Scheißer, einen Strandräuber halten. Dann würde er fluchend und schimpfend herausgerannt kommen.
    Nur Sekunden später flog die vordere Fliegengittertür auf und schlug mit lautem Knall gegen die Hauswand. Zwei Scheinwerfer flammten auf.
    Sullivan blinzelte gegen das grelle Licht, aber er konnte den guten, alten Dante auf der Terrasse stehen sehen − mit einer Pistole in der Hand. Aber in Badehose und Flipflops. Muskulös und gut in Form, aber na und? So ein aufgeblasenes Arschloch.
    Fehler.
    »Wer, zum Teufel, ist da?«, brüllte der knallharte Bursche in die Dunkelheit. »Ich habe gesagt: Wer ist da? Hau lieber ab, und zwar schnell!«

    Sullivan grinste. Das war Juniors starker Mann? Der neue Schlachter? Dieser aufgeplusterte Vollidiot mit seinem Haus am Strand? In Badehose und Plastiklatschen?
    »He, ich bin’s bloß. Michael Sullivan!«, rief er zurück.
    Der Schlachter trat hinter dem Baumstamm hervor, machte eine leichte Verbeugung und übersäte die Eingangsterrasse mit einem Kugelhagel, noch bevor Dante klar war, wie ihm geschah. Wie hätte er das auch ahnen können? Wer konnte so verwegen sein, einen gemachten Mann in seinem eigenen Haus umzubringen? Wer konnte so verrückt sein?
    »Das ist bloß der Anfang!«, brüllte der Schlachter, als ein halbes Dutzend Kugeln in Dante Riccis Bauch und Brustkorb einschlugen. Der Killer sackte auf die Knie, stierte Sullivan an und fiel dann nach vorne aufs Gesicht.
    Sullivan ließ den Finger auf dem Abzug und jagte den Feuerstrahl in die beiden Jaguars und über die Einfahrt. Noch mehr Glasscherben. Hübsche Linien aus Einschusslöchern überzogen die teuren Karosserien.

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