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Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Blood - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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zu mir um. »Niemand wird dich je so lieben wie ich.«
    Ihre Augen saugen sich an meinen fest, und ich glaube, dass ich die Gefühle in ihrem Inneren sehen kann. Unsere Gedanken sind sich so unglaublich nahe. Ich strecke, auf dem Bett liegend, meine Hand nach ihr aus und sage…

63
    Irgendetwas voll tiefer Gefühle. Aber ich wusste nicht mehr, was.
    Ich setzte mich auf, ganz allein in meinem Bett und noch verwirrt von dem, was ich gerade in halb wachem, halb schlafendem Zustand erlebt hatte. In meiner Erinnerung war soeben ein weißer Fleck aufgetaucht, wie ein Loch im Boden, das vorher noch nicht da war.
    Bisher hatte ich unsere Flitterwochen auf Barbados immer in allen Einzelheiten klar und deutlich vor Augen gehabt. Warum wusste ich nicht mehr, was ich zu Maria gesagt hatte?
    Die Leuchtziffern des Weckers neben mir zeigten 2:15.
    Und dennoch war ich hellwach.
    Bitte, lieber Gott , dachte ich, diese Erinnerungen sind alles, was mir noch geblieben ist. Alles, was ich habe. Nimm sie mir nicht auch noch weg.
    Ich schaltete das Licht ein.
    Jetzt konnte ich auf gar keinen Fall im Bett bleiben. Stattdessen trat ich auf den Flur hinaus und überlegte, ob ich vielleicht hinuntergehen und ein bisschen Klavier spielen sollte.
    Am oberen Ende der Treppe blieb ich stehen, die Hand aufs Geländer gelegt. Alis leise rasselnder Atem ließ mich auf der Stelle verharren.
    Ich ging zu seinem Zimmer, blieb an der Türe stehen und betrachtete meinen kleinen Jungen.
    Er war nichts weiter als ein kleines, von Decken bedecktes Knäuel, unter denen ein nackter Fuß hervorragte. Sein Atem hörte sich an wie ein leises Schnarchen.
    Das Nachtlicht, das in der Steckdose an der Wand steckte, gab gerade so viel Helligkeit ab, dass ich sein Gesicht erkennen
konnte. Der kleine Alex hatte die Augenbrauen fest zusammengezogen, als wäre er tief in Gedanken versunken, genau wie ich manchmal.
    Als ich zu ihm unter die Decke schlüpfte, kuschelte er sich an meine Brust und legte den Kopf in meine Armbeuge.
    »Hallo, Daddy«, sagte er halb schlafend.
    »Hallo, Kleiner«, flüsterte ich. »Schlaf weiter.«
    »Hast du schlecht geträumt?«
    Ich musste lächeln. Diese Frage hatte ich ihm in der Vergangenheit zahllose Male gestellt. Jetzt kamen die Worte zu mir zurück, wie ein umherschwebendes Stück meiner selbst.
    Er hatte mir meine Worte geschenkt, und so schenkte ich ihm Marias Worte: »Ich hab dich lieb, Ali. Niemand wird dich je so lieben wie ich.«
    Vollkommen regungslos lag er da, war wahrscheinlich schon wieder eingeschlafen. Ich hatte eine Hand auf seine Schulter gelegt und blieb so lange liegen, bis sein Atem denselben, gleichmäßigen Rhythmus wie vorhin angenommen hatte. Und dann zog ich mich wieder in mich selbst zurück, um bei Maria sein zu können.

64
    Die Erinnerung an seinen Vater war immer dann am stärksten, wenn Michael Sullivan mit seinen Söhnen zusammen war. Der strahlend weiße Schlachterladen, der Kühlraum weiter hinten, der Knochenmann, der einmal pro Woche die Fleischreste abholte, der Duft nach irischem Carrigaline-Käse und nach dem traditionellen Black-and-White-Pudding.
    »Hey, batta, batta, batta«, hörte Sullivan es rufen und wurde unsanft in die Gegenwart auf den Sportplatz ganz in der Nähe seines Hauses in Maryland zurückgeholt.
    Dann hörte er: »Der Kerl trifft doch nicht mal’nen Medizinball! Der Typ taugt nichts! Den machst du platt!«
    Beim Familien-Baseball waren Seamus und Jimmy die Einpeitscher. Michael Jr. war genauso konzentriert wie immer. Sullivan sah es in den hellblauen Augen seines Ältesten blitzen, den unbedingten Willen, den Alten ein und für alle Male rauszuschießen.
    Sein Sohn holte aus und warf. Ein stark angeschnittener Topspin oder vielleicht ein wuchtiger Slider, der seitlich in die Schlagzone eindringen sollte. Sullivan atmete während des Schwungs aus und hörte, wie der Ball klatschend hinter ihm in Jimmys Fanghandschuh landete. Der Hundesohn hatte ihn ganz schön alt aussehen lassen!
    Auf dem ansonsten menschenleeren Platz der US-Veteranenorganisation American Legion war mit einem Mal die Hölle los. Jimmy, der Fänger, rannte im Kreis immer um seinen Vater herum und reckte den gefangenen Ball in die Höhe.
    Nur Michael Jr. blieb ruhig und gelassen. Er gestattete sich
zwar ein leichtes Grinsen, blieb aber am Wurfmal stehen und überließ das Feiern seinen Brüdern.
    Er warf seinem Vater, den er noch nie zuvor geschlagen hatte, herausfordernde Blicke zu.
    Dann reckte er das Kinn und

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