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Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Blood - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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in chronologischer Reihenfolge ab. Sie lagen nicht besonders weit auseinander.

    Gegen halb drei saßen wir in der Sitznische eines kleinen Vierundzwanzig-Stunden-Cafés. Vor uns auf dem Tisch hatten wir verschiedene Akten ausgebreitet und arbeiteten sie durch, viel zu aufgedreht, um aufhören, viel zu müde, um nach Hause gehen zu können.
    Jetzt hatte ich zum ersten Mal Gelegenheit, mich eingehender mit dem Mord an Benny Fontana zu beschäftigen. Nachdem ich die Berichte der Polizei und der Gerichtsmedizin mehrere Male gelesen hatte, schaute ich mir die Liste der Dinge an, die in der Wohnung gefunden worden waren. Beim vierten oder fünften Durchlesen blieb mein Blick an einem bestimmten Punkt der Liste hängen: einer abgerissenen Ecke einer weißen, mit Plastikfolie ausgekleideten Umschlagtüte. Sie hatte unter dem Sofa gelegen, nur wenige Fußbreit von Fontanas Leiche entfernt. Nun ja, Fußbreit … genauer ließ sich das nicht mehr sagen.
    Ich setzte mich kerzengerade hin. Das sind die Augenblicke, auf die man bei einem ungelösten Fall hofft.
    »Wir müssen hier weg.«
    »Du hast Recht. Wir müssen nach Hause«, sagte Sampson.
    Ich fragte die Kellnerin, die halb schlafend hinter der Theke saß. »Gibt es hier in der Gegend einen Drugstore, der jetzt noch geöffnet hat? Es ist wichtig.«
    Sampson war zu müde, um mir zu widersprechen. Er folgte mir auf die Straße hinaus und um die nächste Ecke, dann ein paar Straßenblocks weiter bis zu einem hell erleuchteten Walgreens . Ein schneller Blick in die Warengänge und ich hatte gefunden, wonach ich suchte.
    »Mena Sunderland hat gesagt, dass die Fotos, die er ihr gezeigt hat, Polaroids waren.« Ich riss eine Filmschachtel auf.
    »Sie müssen das erst einmal bezahlen«, rief ein Angestellter von der Kasse her. Ich beachtete ihn nicht.

    Sampson schüttelte den Kopf. »Alex, was, zum Teufel, machst du da?«
    »Die Indizienliste vom Tatort des Fontana-Mordes«, sagte ich. »Eine weiße, mit Folie ausgekleidete Umschlagtüte. Ein Stück davon jedenfalls.«
    Ich holte eine Umschlagtüte aus der Schachtel, riss eine Ecke ab und hielt sie hoch. »Genau so eins.«
    Sampson fing an zu lächeln.
    »Er hat Benny Fontana fotografiert, nachdem er ihn verstümmelt hat. Es ist derselbe Kerl, John. «

73
    Mein Arbeitstag war lang gewesen, sehr lang, aber am nächsten Abend bekam ich Hausarrest.
    Einmal pro Woche leitete Nana eine Lesegruppe in der Obdachlosenunterkunft der First Baptist Church in der Fourth Street, währenddessen war ich zu Hause bei den Kindern. Es ist jedes Mal das Gleiche: Wenn ich erst einmal mit ihnen zusammen bin, dann gibt es nichts, was ich lieber täte. Das Problem ist manchmal nur, mich überhaupt nach Hause zu kriegen.
    Heute Abend spielte ich den Koch. Ich machte unser Lieblingsessen, eine weiße Bohnensuppe mit einem üppigen Salatteller aus Kopfsalat, Tomaten, knusprigem Schinken, hart gekochten Eiern, Blauschimmelkäse und Avocados, dazu ein bisschen frisches Cheddar-Brot aus der Bäckerei gleich neben meiner Praxis. Die Suppe schmeckte fast so gut wie die von Nana. Manchmal glaube ich, dass sie jedes Rezept in zwei Versionen besitzt, der einen, die sie im Kopf hat, und einer anderen, die sie mir verrät, bei der aber eine einzige, entscheidende Zutat fehlt. Das ist ihr Geheimnis, und ich glaube kaum, dass sich im letzten halben Jahrhundert viel daran geändert hat.
    Dann legten die Kinder und ich eine längst überfällige Einheit mit dem Sandsack unten im Keller ein. Jannie und Damon traktierten abwechselnd das Leder, während Ali seine Spielzeuglaster kreuz und quer über den Kellerfußboden schob, der in Wirklichkeit der Interstate 95 war!
    Anschließend gingen wir wieder nach oben und erteilten dem kleinen Bruder Schwimmunterricht. Jawohl, Schwimmunterricht ! Das war Jannies Idee, angeregt durch Alis Scheu
vor der Badewanne. Wobei es noch deutlich schwieriger war, ihn wieder aus der Wanne zu bekommen als hinein, wenn er erst einmal drinsaß − ein Widerspruch, der ihm absolut nicht begreiflich zu machen war. Jedes Mal brach er aufs Neue einen Aufstand vom Zaun, als ob er unter einer Art Sauberkeitsallergie litt. Ich war zunächst skeptisch, was Jannies Idee betraf, musste aber zugeben, dass sie funktionierte.
    »Luft holen, Ali!«, rief sie ihm vom Beckenrand aus zu. »Ich will dich atmen sehen, Kleiner.«
    Damon hatte die Hände unter Alis Bauch gelegt, während Ali selbst mit dem Gesicht nach unten auf dem Wasser lag und hauptsächlich

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