Blood Empire - Der Rattengott
besonderer Sinn für Vampire hatte ihn offenbar auch diesmal nicht getrogen. Der Vampir wirkte wie ein Zwilling des vernichteten Albinos. Die Gleichheit galt selbst für die Kleidung und die Frisur. Der Albino schrie auf. Sein Hemd war blutig. Er hatte einen Volltreffer abbekommen, richtete sich dennoch auf und kam wankend auf die Füße. Stoney ballerte weiter, bis die Waffe leer geschossen war. Der Körper des Albinos zuckte, taumelte zurück, lehnte sich dann gegen die Motorhaube eines Jeeps. Ein paar furchtbare Wunden klafften. Der Albino stieß einen tierischen Knurrlaut aus. Die Hände presste er gegen seinen Oberkörper. Das Blut rann ihm zwischen den Fingern hindurch. Er musste jetzt offenbar seine ganzen Kräfte darauf verwenden, sich von den Einschüssen des großen Kalibers zu erholen. So konnte er die Kontrolle über die Ratten nicht weiter ausüben. Sie stoben auseinander, ließen von Chase und Stoney ab. Panik erfasste die Nager. Ein paar Tritte reichten aus, um sie zu heilloser Flucht zu veranlassen.
Chase lud in aller Seelenruhe seine leer geschossene Schrotpistole nach. Dann ging er auf den verletzten Albino zu.
Unter seinem Ledermantel riss der Albino einen Wurfstern hervor. Aber er kam nicht mehr dazu, ihn zu schleudern. Zuvor brannte Chase ihm noch eine Schrotladung in den Körper.
Chase war kein besonders guter Schütze.
Der Hauptteil der Ladung traf den Albino knapp unterhalb des Halsansatzes. Ein Teil des Schrots versengte ihm allerdings auch das Gesicht. Die Augen des Albinos bekamen auch etwas ab. Er schrie auf, konnte offenbar nichts mehr sehen.
Chase trat ein paar ziemlich orientierungslose Ratten zur Seite und wandte sich an Stoney.
"Du bist dran", meinte er.
"Echt?"
"Du hast es dir verdient, Stoney. Aber warte nicht zu lange, sonst erholt er sich wieder!"
Stoney legte sich ein Pflockgeschoss ein, begab sich in eine günstige Schussposition und drückte ab. Es machte klack. Der Pflock fuhr dem schreienden Albino in die Brust.
Aber in die Falsche.
Wütend und halb wahnsinnig vor Schmerz riss der Albino sich den Pflock aus der rechten Brustseite. Sein Körpervolumen schrumpfte. Sein Gesicht wurde grau, dann schwarz. Plötzlich schien seine Haut von einem dunklen Pelz überzogen zu sein.
Er versucht eine Verwandlung!, wurde es Chase klar. Am Besten, man macht alles selbst! Er steckte die Schrotpistole weg, fasste das Hiebmesser mit beiden Händen und trat auf den Albino zu, dessen Verwandlung weiter fortschritt.
Gerade noch rechtzeitig vollführte Chase seinen Hieb und trennte seinem Gegner den Kopf vom Körper. Blut spritzte fontänenartig auf. Der Kopf rollte auf den Asphalt. Einige Ratten wichen ihm aus, stoben davon.
"Hey - passiert nichts?", rief Stoney irritiert. Chase grinste. "Dauert ein bisschen, bis er verfault! War bei seinem Kumpel auch so. Aber du wirst es gleich riechen!"
"Ich rieche nur Rattenpisse!"
"Konzentrier mal deinen Spürsinn auf den dritten Philadelphia-Vampir!"
"Du bist überzeugt davon, dass sie aus Philadelphia kommen?"
"Na, logo! Magnus von Björndal, der Herr der Vampire von Philadelphia, streitet zwar regelmäßig alles ab, aber es liegt auf der Hand, dass er immer wieder seine Schergen in das Gebiet des Fürsten schickt, um hier Unruhe zu stiften!"
Stoney zuckte die Achseln.
"Naja, drei sind nicht gerade 'ne Invasion!"
"Wenn sie über derartige Fähigkeiten verfügen wie diese Albino-Ratten schon! Dann reicht schon einer, um hier alles auf den Kopf zu stellen!"
"Scheiße, ja!", musste Stoney zugestehen.
Chase sah ihn an.
Sein Blick drückte Entschlossenheit aus.
"Also streng dich an! Wo ist der Dritte?"
*
Eine totenbleiche Hand streckte sich aus dem East River empor, krallte sich an der Uferkante von Pier 44 fest. Eine zweite Hand folgte, knorrig und dürr wie die Hand einer Leiche.
Der dritte Albino-Vampir zog sich aus dem Wasser empor. Er war vom alten Navy Yard in die Wallabout Bucht gesprungen und dann über den East River geschwommen, während in dem Navy Depot ein Kampf getobt hatte.
Der dritte Albino hatte sich daran nicht beteiligt.
Sein Herr und Meister Magnus von Björndal aus Philadelphia hatte ihnen genau diese Anweisung gegeben. Was auch immer geschah, einer von ihnen musste in jedem Fall sicherstellen, dass die Mission fortgesetzt wurde, deretwegen er im Big Apple war.
Auch wenn das bedeutete, dass er seine Gefährten dafür opfern musste. Dass der Fürst von Radvanyi seine Meute ausschicken würde, damit war zu
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