Blood Empire - Magierblut
der Magier zu mobilisieren. Kraft, die Gabriel ihm geschenkt hatte - wenn auch nicht freiwillig. Den Gedanken an Trauer versuchte er dabei zu verdrängen, auch wenn das angesichts von Celestes schrecklich zugerichteter Leiche so gut wie unmöglich war. Latraque vollführte ein paar eigenartige, ruckartige Bewegungen, so als würde er mit einem unsichtbaren Gegner kämpfen. Ein Schuss löste sich aus der Schalldämpfer-Pistole, ging aber ins Leere. Offenbar ein verzweifelter Versuch des Vampirs, den Magier doch noch im letzten Moment niederzustrecken. Aber dieser schwache, verwundbare Sterbliche ließ Latraque nicht den Hauch einer Chance dazu.
Einige Zuckungen durchliefen seinen Körper noch, so als ob er von elektrischem Strom geschüttelt worden wäre.
Sein Gesicht war eine Maske des Schreckens geworden. Die Augen traten aus ihren Höhlen hervor. Dann verharrte Latraque mitten in der Bewegung. Er wirkte jetzt wie eine groteske Statue. Nicht einmal die Augäpfel bewegten sich noch. Die Adern an Schläfe und Hals schwollen an.
"Ich habe jetzt die vollkommene Kontrolle über dich", stellte Arquanteur fest.
Sein Gegenüber war nicht in der Lage zu antworten.
Immer noch rannen Arquanteur Tränen über das Gesicht. Tränen des Zorns. Namenlose Wut leuchtete in seinen Augen, als er auf den Vampir zutrat. Einen kurzen Blick wandte er zur Seite. Dorthin, wo Celeste oder das, was von ihr übrig geblieben war, in ihrem Blut lag. Arquanteur schluckte. Sieh nicht hin!, meldete sich eine Stimme in ihm. Das schwächt nur deine Kraft und die brauchst du jetzt, um diesen Vampir zu bestrafen... Andernfalls bestand die Gefahr, dass Latraque einen Augenblick der Schwäche ausnutzte, um sich dem mentalen Einfluss des Magiers wieder zu entziehen.
Werde innerlich kalt!, sagte er sich. Wenigstens für den Augenblick, so dass du die Bestie, die Celeste das hier angetan hat, bestrafen kannst!
Werde kalt - wenn auch nur für den Augenblick. Für die Trauer wirst du den Rest deines Lebens Zeit haben...
Arquanteur begann zu ahnen, dass diese Trauer ihn bis ans Ende seiner Tage nicht mehr verlassen würde. Wie bei Catherine. Es ist nicht fair!, dachte Arquanteur. Es ist nicht fair, dass sich das Schicksal in meinem Fall eine Wiederholung erlaubt hat!
Er wandte den Blick dem Vampir zu, der noch immer in seiner eigenartig verrenkt wirkenden Haltung erstarrt war. Die Stimme des Magiers klirrte wie Eis. "Du ahnst sicher, dass dein Schicksal besiegelt ist. Ich kann alles mit dir tun. Ich könnte dich beispielsweise einfach zum Morgen hier so verharren lassen, mich an deiner schreckgeweiteten Fratze weiden und darauf warten, dass die ersten Strahlen der Sonne, die durch das Fenster hereinfallen, dich zu Asche verbrennen. Oder ich könnte dich durch Suggestion zu einer Art Jagdhund abrichten, der nur noch ein Ziel kennt: andere Vampire zu töten!" Arquanteur atmete tief durch. "Aber ich habe das Gefühl, dass das alles nicht dem angemessen ist, was du getan hast..." Sein Gesicht lief rot an. Latraque vollführte erneut eine ruckartige Bewegung. Der Lauf der Automatik zeigte in eine andere Richtung. Latraque drehte ihn, ließ ihn auf sich selbst zeigen und setzte die Mündung des Schalldämpfers auf dem rechten Augapfel auf.
"Ich finde, du solltest jetzt wenigstens eine Ahnung des Schmerzes in dir fühlen, der mein Herz in diesem Moment zerreißt", sagte Arquanteur. Eine volle Sekunde wartete er.
Dann ließ er den Vampir abdrücken.
Latraque taumelte zurück, starr wie eine Statue.
Hart fiel er zu Boden.
Er lag eigenartig verrenkt in der Nähe des Fensters. Blut troff von der Wand. Ein Teil des Schädels war weggesprengt. Latraque konnte trotz seiner höllischen Schmerzen nicht schreien. Und da Arquanteur seine Willenskraft gebrochen hatte, war er auch nicht in der Lage, seine furchtbare Wunde zu heilen, solange der Magier das nicht zuließ.
Arquanteur trat an ihn heran, blickte auf Latraque herab.
"Das andere Auge werde ich dir lassen"!, sagte er kalt. "Schließlich sollst du die Sonne sehen.. jedenfalls für einen Moment..." Dann wandte er sich Celeste zu.
Der Kampf gegen das Böse ist endlos, dachte er, und du bist eines der Opfer, die er gekostet hat. Arquanteur berührte leicht Celestes Körper an der Schulter. Ich werde weiter machen, durchzuckte es ihn in siedend heißem Grimm. Auch um deinetwillen...
*
"Das ist er!", sagte der Fürst. Franz von Radvanyi deutete auf den Computerschirm auf dem das Bild eines hageren Mannes mit
Weitere Kostenlose Bücher