Blood Empire - Magierblut
dunklem Oberlippenbart erschien. Der Blick seiner Augen war von geradezu suggestiver Kraft. Er schien den Betrachter des Bildes allein durch die Kraft seines Blickes hypnotisieren zu wollen. "John Asturias Arquanteur. Ein in Okkultistenkreisen bekannter Magier, von dem gesagt wird, er habe tatsächlich den Urtext des verschollen geglaubten COMPENDIUMS
MAGIRUM von Simón de Cartagena aufgestöbert..." Der Fürst machte eine Pause und betrachtete das Foto nachdenklich. Dann fuhr er fort:
"Wenn man bedenkt, was dieser Kerl bislang angerichtet hat, könnte man glatt auf den Gedanken kommen, dass diese Gerüchte der Wahrheit entsprechen."
Außer Chase Blood befanden sich noch zwei weitere hohe Funktionsträger der New Yorker Vampir-Organisation im Raum. Die eine war Petra Brunstein, der die Neuigkeiten, die von Radvanyi recherchiert hatte, offenbar dermaßen auf den Magen geschlagen waren, dass ihr wohl im Moment nicht der Sinn danach stand, Chase mit ihren spitzen Bemerkungen zu ärgern. Die Beraterin in diplomatischen Fragen hatte wohl erkannt, dass es auch für sie gefährlich werden konnte, wenn die Pläne dieses Magiers Realität wurden. Und er war auf dem besten Weg dazu, sie umzusetzen.
In einem der Sessel hatte sich unterdessen Basil Dukakis niedergelassen. Er hatte den Körper eines Achtzigjährigen, gebeugt wirkenden Greises, da er erst im hohen Alter konvertiert worden war. Im Übrigen füllte er die Funktion eines Beraters in okkulten Dingen aus. Zwar war auch der Fürst ein ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet, der über Jahrhunderte hinweg okkulte Schriften gesammelt und sich in deren Studium vertieft hatte. Aber hin und wieder brauchte der Fürst jemanden, der mit ihm zumindest auf diesem Gebiet - in derselben Liga spielte. Jemand, mit dem er eine fundierte Meinung austauschen konnte.
Es war kaum zu glauben, aber Dukakis war mit seinen 80 Jahren nur fünf Jahre älter als die jugendlich-attraktive Petra. Jedes Mal, wenn Chase den alten Dukakis sah, war er froh, dass er selbst bereits in jungen Jahren konvertiert worden war. Wenn schon verdammt für alle Ewigkeit, dann doch besser nicht mit einem so uncoolen Runzelgesicht. Das Dasein als Untoter musste man einem ja nicht auf den ersten Blick ansehen.
"Es wäre schon möglich, dass dieser Arquanteur es geschafft hat, Gabriel zu beschwören und seine Kräfte für sich zu nutzen", vermutete Dukakis. "Es gibt da angeblich einige Rituale, die das bewirken können. Allerdings kenne ich da nur Sekundärquellen."
Der Fürst nickte düster. "Ja, die Originalschriften des Simòn de Cartagena galten seit dem Brand der großen Bibliothek von Toledo als verschollen..."
"Offenbar ein Irrtum", meinte Dukakis.
Der Fürst deutete auf Arquanteurs Gesicht. "Ich habe alles in Bewegung gesetzt, um etwas über diesen Mann herauszubekommen. Seine wahre Identität liegt im Dunkeln. Er hat mehrere Pässe und lebte unter dem Namen Arquanteur lange auf Haiti. Die dortige Vampir-Organisation ist mehr so etwas wie eine Provinzabteilung. Sie hat im globalen Maßstab nicht die mindeste Bedeutung, aber vor kurzem kamen von dort sehr beunruhigende Neuigkeiten, die mir jetzt in einem neuen Licht erscheinen."
"Neuigkeiten?", hakte Dukakis nach.
Der Fürst nickte.
"Die Anführer der einzelnen Vampir-Gruppen waren sich darüber einig, dass der Vorfall zunächst so weit wie möglich unter der Decke gehalten werden sollte... Der Vampir-Herr von Haiti wurde ausgelöscht, seine Organisation bis auf wenige Überlebende völlig zerstört."
"Und dahinter steckt dieser Arquanteur?", fragte Chase.
"Mit ziemlich großer Sicherheit ja. Selbst Magnus von Björndal, unser ewiger Konkurrent aus Philadelphia, scheint wegen dieser Sache beunruhigt zu sein. Offenbar hat ein Vampir-Flüchtling von dort bei ihm eine Art Asyl erhalten und er ließ anfragen, ob ich etwas von den dortigen Geschehnissen wüsste..."
"Jedenfalls arbeitet er deutlich effektiver als diese bemitleidenswerten sterblichen Vampir-Jäger, die uns von Zeit zu Zeit Ärger machen", meinte Petra.
Sie hatte Recht.
Das fand selbst Chase.
Gewöhnliche Vampirjäger waren schon stolz darauf, wenn es ihnen gelang, ein paar Angehörige des Nachtvolkes in ihren Ruherefugien am Tag aufzuspüren und im mehr oder weniger wehrlosen Zustand zu pfählen. Eine Heldentat war das wahrhaftig nicht! Aber Arquanteur war aus anderem Holz geschnitzt. Er hatte offenbar allen Vampiren den offenen Krieg erklärt. Und das schlimmste - er benutzte
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