Blood Empire - Magierblut
Celestes Mund heran. "Nein!", stöhnte sie auf, atmete schwer. Ihr Gesicht war kreidebleich geworden. Natürlich wusste sie, was das Trinken von Vampirblut für sie bedeutete. Ein endgültiger Schritt ins Reich der Schatten, aus dem es kein Zurück gab. Die Automatik mit dem lang gezogenen aufgeschraubten Schalldämpfer hielt Latraque noch immer in der Linken.
"Zier dich nicht so!"
Er setzte das Glas an Celestes Lippen. Sie zitterte, wandte den Kopf. Etwas von der dunkelroten Flüssigkeit benetzte das Nachthemd. Mit einer ruckartigen Bewegung setzte ihr Latraque den Schalldämpfer an den Kopf.
"Na, los! Mach schon! Trink diesen Saft des Lebens! Trink ihn bis zur Neige und du wirst ewig existieren. Andernfalls wird die Bleiladung in dieser Waffe sorgen, dass dein Hirn bis zur Decke spritzt. Ich weiß nicht welches Schicksal du vorziehst... Aber schlimmer als eine Existenz an der Seite dieses scheintoten Saubermanns da vorne kann es ja wohl auch nicht sein!" Latraque lachte dreckig und blickte in Arquanteurs Richtung.
"John, tu etwas!", hauchte Celeste.
Ihre Stimme klang entsetzlich kraftlos.
"Er KANN nichts tun, Teuerste!", antwortete Latraque an Arquanteurs statt. "Weil er genau weiß, dass ich in diesem Fall ernst mache und dir das Hirn wegblase!" Der triumphierende Gesichtsausdruck verschwand in Latraques Gesicht. Er wich einem Ausdruck tief empfundenen Schmerzes.
"Na, was ist das für ein Gefühl, Arquanteur? Ohnmächtig mit ansehen zu müssen, was geschieht, ohne die Chance zu haben, etwas ändern zu können... Oh, natürlich könntest du durchaus eingreifen. Aber was immer du auch tust, es würde etwas nach sich ziehen, was du als Tragödie empfinden würdest! Ja, ich sehe deine Qual, Arquanteur! Ich sehe, wie sie dich innerlich zerfrisst und ich sage dir noch etwas: Ich genieße es! Wofür wirst du dich entscheiden?"
Arquanteur zuckte einen Millimeter nach vorn, hielt aber mitten in der Bewegung inne.
Latraque grinste zynisch.
"Nur zu, Arquanteur! Tu, was du nicht lassen kannst! Versuch deiner Geliebten zu helfen und du wirst sie damit vernichten! Eine Kugel aus dieser wunderschönen Präzisionswaffe wird ein Loch in ihren Schädel reißen! Also nur zu!" Latraque hob den Kopf. Er bleckte die Zähne wie ein Raubtier. Ein irrer, hassverzerrter Ausdruck stand jetzt auf seinem Gesicht.
"Du zögerst?", höhnte er. "Du zögerst wirklich einzugreifen, um die Konversion eines Vampirs zu verhindern? Wo bleiben deine Grundsätze, Arquanteur? Ich muss sagen, ich bin enttäuscht von dir! Du bist doch nur ein Schwätzer wie viele andere! Auch wenn du es geschafft hast, die Vampire von Haiti nahezu auszurotten." Er lachte schallend und hohntriefend. "So wirst du also gar nichts tun! Ich habe es mir fast gedacht, nach dieser letzten Erfahrung mit Catherine, von der überall unter den Kreaturen der Nacht von Port-au-Prince geredet wurde! Du wirst nichts tun und damit tatenlos zusehen, wie deine gegenwärtige Favoritin zur Dienerin der Finsternis wird... Eine amüsante Variante, das muss ich zugeben!" Latraque schob Celeste grob das Glas zwischen die Lippen, die die junge Frau verzweifelt aufeinander presste.
Hart stieß er ihr die Mündung des Schalldämpfers an den Kopf. Arquanteur zitterte leicht.
Bleich wie die Wand war er geworden.
Ich kann nicht anders! Verzeih mir Celeste!, durchzuckte es ihn. Seine Lippen murmelten Worte einer uralten, längst vergessenen Sprache. Kaum hörbar waren die sinnlos klingenden Silben.
Er streckte die Hände aus.
Sein Gesicht verzog sich zur Maske.
Ein Ruck ging durch Latraques Körper. Das Glas mit Vampirblut entfiel seiner Hand, zersprang auf dem Boden. In derselben Sekunde drückte Latraque ab. Er hatte den Versuch des Magiers, ihn geistig zu manipulieren Sekundenbruchteile früher gespürt. Ja, er hatte sogar damit gerechnet. Die Kugel riss Celestes Kopf auseinander, ließ ihn zerspringen wie eine Melone. Es spritzte rot und weiß empor. Ihr gefesselter Körper sackte zur Seite, fiel mit einem stumpfen Geräusch auf dem Boden. Tränen standen in Arquanteurs Augen.
Celeste, das habe ich nie gewollt... Aber hätte ich wirklich dieses Scheusal seinen Plan verwirklichen lassen sollen? Du kannst es mir nicht mehr sagen, Celeste. Niemand kann das...
Unaufhörlich murmelten Arquanteurs Lippen jene Silbenfolge, die er aus dem COMPENDIUM MAGIRUM kannte und die es ihm gestatteten, selbst den Willen von Vampiren zu brechen. Alles, was an mentaler Kraft in ihm existierte, versuchte
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