Blood Empire - SCHLÄCHTER DER NACHT (Folgen 1-6, Komplettausgabe)
ausgefallenen Straßenbeleuchtung, konnten die Cops Chase mit Sicherheit jetzt nicht sehen. Und der Vampir hatte auch wenig Lust darauf, sich mit den NYPD-Leuten lang und breit zu unterhalten. Wenn er Pech hatte, zog sich so ein Verhör bis zum Sonnenaufgang hin. Und das wollte er sich nun wirklich nicht antun.
Er ließ die Harley aufbrausen und fuhr mit Vollgas davon.
Sein Start war so blitzartig, dass die hinteren Reifen zunächst einmal mit einem quietschenden Laut durchdrehten.
Das Rad stieg wie ein wilder Gaul auf die Hinterhand. Aber Chase kannte sich mit seiner Maschine aus. Es war kein Problem für ihn, sie unter Kontrolle zu halten. Er brauste bis zur nächsten Ecke und bog dann ab.
Sollen die Cops ihren Job ruhig machen, dachte er. Viel ausrichten werden sie gegen diesen Feind nicht! Gleichgültig, ob es sich nun um Philadelphia-Vampire oder diese geheimnisvolle Macht namens Rattengott handelt!
*
"Ron Dales!", murmelte Franz, Fürst von Radvanyi, mit nachdenklichem Gesicht. "Da haben wir ihn..."
Chase hob die Augenbrauen, als auf einem der zahlreichen Computerbildschirme im Büro des Herrn der New Yorker Vampire das Gesicht des Irokesenschnitt-Trägers auftauchte. Dales war mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt gekommen, zumeist wegen Verstößen gegen die strikten New Yorker Waffengesetze. Über die Datenbanken der New Yorker Polizei hatte der Fürst auf diese Weise Zugriff auf die persönlichen Daten des Irokesen.
"Er hat sich wohl in okkultistischen Kreisen herumgetrieben... Es gibt hier auch mehrere Verurteilungen wegen Friedhofsschändungen und dergleichen mehr..."
Chase hatte seinem Herrn ausführlich Bericht erstattet.
Der Fürst wandte sich nun zu seiner Nummer zwei herum.
Seine dünnen Finger spielten gedankenverloren mit den Rüschen seines weiten Hemdes. Den Gehrock hatte er ausgezogen und über einen Stuhl gehängt. In seiner Kleidung wirkte er wie der Darsteller eines Piraten-Dramas, der direkt der Leinwand entstiegen war.
"Ich habe keine Ahnung, ob das nur ein Spinner ist oder ob irgend etwas hinter dem steht, was er sagt", bekannte Chase.
"Ich weiß nur eins: Der Kerl hat mir mit seinem verdammten Flammenwerfer das Leben gerettet..."
"Die Ratten waren daraufhin nicht mehr unter Kontrolle?"
"So ist es. Sie stoben auseinander. Viele brannten."
"Es könnte sein, dass sich, da tief unter unserer Stadt eine Gefahr zusammenbraut, gegen die die Vampire von Philadelphia oder auch meinetwegen dieses größenwahnsinnige Gesocks aus Chicago nichts als ein laues Lüftchen sind!"
"Was meinen Sie damit?"
"Stoney konnte die Anwesenheit von Vampiren sicher orten, nicht wahr?"
"Ja. Übrigens auch noch einige Zeit nach ihrer Anwesenheit."
"Dann nehme ich an, dass der dritte Philadelphia-Vampir von den Ratten ebenso zerfleischt wurde wie dein Freund Stoney!"
"Habe ich auch schon vermutet."
"Weißt du, was mit Ratten geschieht, die das Blut von Vampiren trinken?"
"Ich hoffe nicht, dass sie konvertieren, wie es bei Menschen der Fall ist!"
Der Fürst lächelte kalt, entblößte die Zähne dabei. Sie blitzten in dem gedämpften Licht, dass in seinem Büro herrschte.
"Nein, ganz so ist es nicht. Normalerweise bekommen Ratten ja auch gar keine Gelegenheit, einen Vampir auszusaugen, denn wir zerfallen ja mehr oder weniger schnell, sobald wir vernichtet werden. So etwas kann eigentlich nur geschehen, wenn die Ratten unter einem fremden mentalen Einfluss stehen, der sie dazu treibt, einen Vampir anzunagen."
"Unsere vampirischen Gegner!"
"Ja - oder doch etwas anderes. Ein Wesen, das ebenfalls die Macht hat, über Ratten zu gebieten. Vielleicht sogar noch stärker als jeder Vampir!"
"Sie wollten mir erklären, was mit Ratten geschieht, die Vampirblut trinken, Herr!", erinnerte Chase seinen Gebieter.
In den Augen des Dreihundertjährigen blitzte es.
"Sie werden zu einer besonderen Sorte Ratten, jedenfalls steht es so in der okkulten Literatur. Keine Vampire, das ist wahr - aber man könnte sie Vampir-Ratten nennen, denn sie bekommen dann viele unserer Eigenschaften."
"Welche?"
"Vor allem der Blutdurst. Aber sie werden auch ungewöhnlich stark und sind sehr schwer zu töten."
"Haben sie Vampirzähne?"
"Manche ja, manche nicht. Das ist unterschiedlich.
Jedenfalls können sie ihre Gestalt nicht verändern."
"Das ist immerhin ein Trost...", murmelte Chase. Nach einer kurzen Pause fügte er dann hinzu: "Ich denke, dass genau das passiert ist, Herr!" Er dachte an die von einem Schrotschuss
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