Blood Empire - SCHLÄCHTER DER NACHT (Folgen 1-6, Komplettausgabe)
diesen eigenartigen Klangteppich, der immer lauter wurde.
"Alles klar, Chase?"
"Du hast ja gesehen, dass ich weiß, wie man das Ding abfeuert!"
"Hauptsache, du erwischt nicht aus Versehen mich! Mehr erwarte ich gar nicht!"
Die Geräusche kamen aus allen Richtungen. Und dann tauchten die ersten Ratten aus dem Schutz der Dunkelheit auf. Ein wahrer Teppich aus grauen, dicht aneinander gedrängten Körpern quoll aus der Finsternis hervor. Von überall her kamen Sie. Aus den Ritzen den Mauern, aus kleinen Höhlen, die sich in verwitterten Fugen gebildet hatten und die von den Nagern erweitert worden waren. Sie krochen unter den teilweise lose daliegenden Pflasterplatten hervor. Es mussten Tausende sein. Vielleicht hunderttausende. Manche von ihnen hatten eine geradezu monströse Größe erreicht, die so manches Kaninchen in den Schatten stellte.
Selbst aus Löchern in der Decke ließen sich die grauen Bestien herunterfallen. Eine landete auf Chase' Schulter, versuchte sofort in den Hals hinein zu beißen. Chase erwischte sie schnell genug, schleuderte sie von sich.
Quiekend wurde das Tier gegen die Wand geschleudert. Es sah aus, als ob jemand einen Beutel mit roter Farbe dort zerplatzen ließ.
"Jetzt!", rief Ron. "Halte voll drauf!"
Es klang wie eine Art Kriegsschrei, der schauerlich zwischen den feuchten, im Lauf der Jahre, modrig gewordenen Wänden widerhallte und sich mit den Geräuschen der Ratten auf eigenartige Weise vermischte.
Ron feuerte.
Chase nur eine Sekunde später.
Die Flammenstrahlen fraßen sich über den Boden.
Tausende von Ratten waren innerhalb kürzester Zeit versengt. Viele irrten als lebende Fackeln herum. Der stechende Geruch nach Rattenurin, der zuvor das Gewölbe erfüllt hatte, wurde nun durch etwas anderes abgelöst.
Durch den Geruch verbrannten Fleisches.
Ron und Chase ließen die Flammenstrahle immer wieder auflodern. Die Hitze wurde geradezu mörderisch. Aber immerhin brauchten die beiden Vampire sich über mangelnden Sauerstoff keine Gedanken zu machen. Sie atmeten ja nicht. Und auch die wachsende Rauchentwicklung betraf sie nur in so fern, als dadurch die Sicht behindert wurde.
Immer wieder zuckten die Flammeblitze hervor. So koordiniert der Angriff der Ratten auch begonnen hatte, jetzt zerstoben sie in heller Panik. Ihr Kreischen erfüllte den Subwaytunnel. Ein schauerlicher Chor des Grauens.
Im Schein der Flammen sah Chase das Gesicht seines neuen Verbündeten.
Es war zur Grimasse verzogen.
Eine Grimasse blanken Hasses.
Kein Wunder, dachte Chase. Diese Bestien haben seine Freundin auf dem Gewissen. Und sein Kind, das niemals die Chance gehabt hatte, das Licht der Welt zu erblicken.
Chase dachte kurz an einen anderen Mann, der aus ganz ähnlichen Gründen eine Art Rachefeldzug begonnen hatte, allerdings gegen Vampire.
Speziell gegen jenen Vampir, der das Blut seiner Tochter getrunken und ihre Kehle zerfleischt hatte: Chase Blood.
Es war das erste Mal seit langer Zeit, dass Chase an Robert Malloy dachte, den zum Vampirjäger gewordenen Ex- Cop.
Friede seiner Asche!, dachte er und versuchte die Gedanken zu verscheuchen.
Grübeln ist uncool!, sagte eine sarkastische Stimme aus dem OFF seines Bewusstseins. Konzentrier dich auf diese Scheiß-
Viecher, wenn du nicht willst, dass sie dich und deinesgleichen zu Schabefleisch verarbeiten!
Schließlich verlosch der letzte Flammenstrahl.
Ron Dales' angespanntes Gesicht wirkte jetzt etwas lockerer.
So weit der Schein ihrer Lampen reichte, war nichts als tote Rattenleiber zu sehen. Die Nager hatten keine Chance gehabt. Nicht einmal diejenigen unter ihnen, die Vampirblut genossen hatten. Und davon musste es einige geben. Irgendwo unauffällig in diesen unendlichen Massen von kleinen, pelzigen Jägern, deren Angriffe vom Rattengott mit schier unglaublicher Präzision gelenkt worden waren.
Hier und dort gab es noch kleinere Brände. Ein paar Schienenschwellen glühten. Das Holz, aus dem sie bestanden, war feucht und morsch. Deswegen verursachten sie eine Menge Rauch.
Ron Dales wandte sich zu Chase herum.
Der Mann mit dem Irokesenschnitt hob den Daumen.
"Gute Arbeit, Mann! Wir sollten öfter auf die Jagd gehen!"
"Ein Dauerjob wäre das nicht für mich!"
"Kann ich auch wieder verstehen. Aber vielleicht gelingt es uns ja irgendwann endlich diesen verdammten Rattengott aufzuspüren..."
"...und ihm das Fell über die Ohren zu ziehen?"
"Wieso nicht!"
"Vorausgesetzt er hat eins."
"Was?"
"Ein Fell, du Blödmann!"
Als Ron
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