Blood in mind (German Edition)
Fingerspitzen schnippte er unruhig gegen die Tastatur. Schließlich holte er sich einen neuen Kaffee und setzte sich mit dem Becher zurück an den Rechner. Ob Songlian die Folter seelisch unbeschadet überstanden hatte? Far konnte sich an einen Kollegen erinnern, der einen Tag lang von Dämonen gequält worden war, ehe ihn ein Einsatztrupp befreien konnte. Der Mann war aus dem Dienst ausgeschieden und lebte nun weit von New York entfernt in erzwungener Symbiose mit beruhigend wirkenden Medikamenten. Wo nur Cooper und Joey blieben? Far trank seinen Kaffee und verzog das Gesicht. Tee wäre ihm lieber gewesen, aber den gab der Automat nicht her. Komischerweise mochte er aber den Kaffee, den Songlian kochte. Wieder Songlian!
Willst du nicht mal zu deinen Gefühlen stehen?, hörte er Phillips Stimme in seinen Gedanken.
„Er ist mein Partner“, knurrte Far böse den Bildschirm an, der ihm nur unschuldig seinen unfertigen Bericht zeigte.
Und trotzdem haben wir miteinander gefickt. Vielleicht sollte einfach eine Straßenwalze Phillip überfahren, dass er sich jetzt so dreist in Fars Gedanken einschlich und ihn von diesem vermaledeiten Bericht abhielt.
Du bist eifersüchtig , meldete sich ein bösartiger Gedanke.
„Halt die Klappe!“, schnauzte Far aufgebracht.
„Ich habe doch noch gar nichts gesagt.“
Mit einem Keuchen fuhr Far herum und fegte dabei beinahe seinen lauwarmen Kaffee vom Tisch. Joey stand in der Tür.
„Ich wollte dir nur sagen, dass Songlian bestens versorgt wird. Der Doc hat ihm noch eine Blutkonserve verabreicht. Sag mal, hat er bei dir auch so zugeschnappt?“
Far nickte.
„Vampir halt“, meinte er achselzuckend.
„Wow, aber so schnell … Du bist jedenfalls willkommen, wenn du nachher noch nach Songlian sehen willst. Der Doc hat der Krankenschwester Anweisungen gegeben, dass du zu ihm darfst.“
„Danke, Joey. Gleich nach dem Bericht sehe ich nach ihm.“
„Okay. Ich muss los. Bis denn, Far. Wenn etwas sein sollte, erreichst du uns über Jonathan.“
„Bis denn, Joey.“ Far wandte sich erneut dem Bildschirm zu. Angespornt von der Aussicht, bald zu Songlian zu können, tippte er mit neuem Eifer den Bericht fertig, druckte ihn aus und legte ihn in das Fach seines Chiefs. Dann sauste er ohne Umwege zum Lazarett.
Gabriella, die hübsche Rothaarige, winkte Far sofort weiter, als sie ihn entdeckte.
„Er liegt im nächsten Zimmer, Mr. Baxter. Aber wecken Sie ihn nicht auf.“
Far nickte und betrat leise den trist wirkenden Raum, in dem er vor einer Weile selbst gelegen hatte. Das Licht war gedämpft und erhellte nur eine kleine Insel, in deren Mitte das Bett stand. Songlian lag auf dem Bauch, das blauschwarze Haar wirr auf den hellgrünen Kissen. Die schönen Augen mit den langen Wimpern waren geschlossen. Ein Bettlaken bedeckte Songlians Körper bis zur Hüfte und wurde dann von einem sterilen Tuch abgelöst, das man über seinen zerschundenen Rücken gelegt hatte. Die zahlreichen Bissspuren schienen bereits zu verblassen und die Schulter war wieder eingerenkt worden. Trotzdem bot Songlian ein Bild des Jammers. Far zog sich einen Stuhl an das Bett heran und setzte sich.
„Hey, Partner“, grüßte er leise. Vorsichtig legte er eine Hand auf Songlians. Die Haut des Vampirs fühlte sich trocken und heiß an. Auf einmal bekam Far Angst, dass Songlian vielleicht doch sterben könnte.
„Wieso musstest du in diesen blöden Club gehen?“, fragte er vorwurfsvoll.
„Mr. Baxter? Ich habe Ihnen einen Orange Pekoe gemacht. Wenn ich mich richtig erinnere, trinken Sie nicht so gerne Kaffee.“ Gabriella trat an seine Seite und stellte eine dampfende Teetasse auf den Tisch neben Songlians Bett. Als sie Fars sorgenvolle Miene sah, legte sie ihm freundlich eine Hand auf die Schulter.
„Sein Zustand ist bedenklich und im Moment wirkt sein Anblick ziemlich niederschmetternd. In Lebensgefahr befindet er sich aber nicht. Dafür scheinen Sie gesorgt zu haben, Mr. Baxter. Ohne Ihr Blut hätte er die Strapazen sicherlich nicht so gut überstanden. Und Sie dürfen nicht vergessen, dass er über die Heilkräfte eines Vampirs verfügt.“
„Seine Sippe hat sich ziemliche Mühe gegeben, ihn fertigzumachen“, murmelte Far.
„Ja, das ist richtig. Die Rückenverletzung und der hohe Blutverlust hätten ihn beinahe umgebracht.“ Gabriella drückte ihm sanft die Schulter.
„Mr. Walker kommt wieder in Ordnung, so schrecklich es auch aussieht. Sie werden sehen. Er ist sogar schon einmal kurz
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