Blood in mind (German Edition)
Aber wenigstens trank Songlian die kostbare Flüssigkeit. Mit einem Tuch näherte sich Phillip vorsichtig und wischte die kleinen Blutrinnsale fort, die dem Vampir über das Kinn liefen.
„So kenne ich ihn gar nicht“, wisperte er mit einem Anflug von Entsetzen.
„Er ist ein Vampir, Phil. Das dürfen wir nie aus den Augen verlieren.“
„Er ist mein Freund“, begehrte Phillip auf, der scheinbar alles, was Far sagte, als Angriff wertete.
„So habe ich das auch nicht gemeint.“ Allmählich wurde es Far zu viel, sich ständig mit Songlians Betthasen zu zanken.
„Er liebt dich“, sagte Phillip da.
Fast hätte Far die Blutkonserve fallen lassen. Der Beutel war inzwischen beinahe leer.
„Rede keinen Unsinn, Junge“, brummte Far belustigt und warf Phillip einen raschen Blick zu.
„Es ist aber so. Er hat ständig von dir geredet.“ Ein Hauch von Eifersucht schwang in Phillips Stimme mit.
„Bis vor Kurzem hat er mich doch gar nicht gekannt“, meinte Far, doch dann fiel ihm wieder der Ordner mit den Recherchen über sein gesamtes Leben ein.
„Er hat dich vor einem Jahr mal beobachtet, als du ein paar Dämonen niedergemacht hast. Da hat er sich verliebt. Seitdem ist er wie besessen von dir. Ständig musste ich mir anhören ,Baxter hier‘ und ,Baxter dort‘. Aber er hatte Schiss, dich einfach anzusprechen“, sagte Phillip und hockte sich mit angezogenen Beinen an das Bettende.
„Phillip, ich bin ein Mann und Songlian ist ein Mann …“ Far suchte nach Worten, um das Offensichtliche zu erklären, doch Phillip unterbrach ihn schroff:
„Sehe ich etwa aus wie ein Mädchen? Und trotzdem haben wir miteinander gefickt.“
Diese direkte Unverfrorenheit brachte Far zum Verstummen.
„Du magst ihn doch auch“, brummte Phillip nun ruhiger.
Songlian ließ den leeren Beutel los, und Far legte die leere Konserve auf eine Kommode.
„Ich sollte jetzt meine Kollegen anrufen“, sagte er, ohne auf Phillips Worte einzugehen und zückte sein Handy.
„Sonst hättest du ihn doch gar nicht vor seiner Familie gerettet oder ihn von deinem Blut trinken lassen“, redete Phillip beharrlich weiter.
„Far hier. Hör mal Jon, ich habe Songlian …“ – „Sei still. Ich weiß, dass Coop sauer sein wird.“ – „Nein, nichts ist in Ordnung. Wahrscheinlich, falsch, ganz sicher werden wir verfolgt und Songlian ist schwer verletzt.“ – „Keine Ahnung, Jon. Ich benötige jemanden, der uns aus seinem Schlupfwinkel holt, und er braucht dringend Blutkonserven.“ – „Halt, nicht Coop und Joey. Es könnte sein, dass die beiden auch unter Beobachtung stehen. Aber vielleicht könnten Tom und Tim einspringen …“ – „Prima.“
Far atmete erleichtert auf. „Besorgt für Songlian eine Trage und die Sanitäter sollen in der Tiefgarage warten.“ – „Nein, ich bin okay.“ – „Soll er doch.“ – „Jon, schick schnell die Zwillinge los.“ Far nannte die Adresse und verdrehte die Augen. Ein paar Mal nickte er noch, was Jonathan ja gar nicht sehen konnte.
„Natürlich bin ich vorsichtig und natürlich passe ich auf ihn auf.“ – „Schon klar …“ – „Danke, Jon.“ Far beendete das Gespräch.
„Willst du nicht mal zu deinen Gefühlen stehen?“, fragte Phillip und knüpfte damit an seine Fragen an, als hätte Far nicht gerade eben telefoniert.
„Wenn ich zu meinen Gefühlen stehen würde, dann würde ich dir jetzt den Hals umdrehen.“
„Was bist du doch für ein prüder Scheißkerl“, äußerte sich Phillip unverschämt.
Plötzlich sprang Far auf ihn zu. Mit einem Schrei schoss Phillip in die Höhe und flüchtete auf die andere Zimmerseite, wo er das Bett zwischen sich und dem verärgerten Far hatte.
„Und du könntest aus deinem Leben etwas Sinnvolleres machen, als bloß Massageöl auf irgendwelche Leute zu kleckern.“
„Oh, ich kann durchaus noch ganz andere Sachen.“ Phillip, der sich jetzt auf der anderen Bettseite in Sicherheit fühlte, grinste frech.
Far setzte sich auf die Matratze. „Ich will lieber nichts weiter hören, wenn sich diese Sachen auf den Wellnesstempel beziehen. Was hält dich überhaupt in diesem Laden? Das fantastische Einkommen kann es nicht sein. Brauchst du vielleicht Geld?“, fragte er Phillip jetzt ruhiger.
Der starrte ihn an.
„Das soll kein Almosen sein, Phil. Aber vielleicht bist du knapp bei Kasse. Oder wohnst du wegen der schönen Aussicht in diesem Viertel? Ich habe vorhin ein paar deiner Nachbarn getroffen. Wirklich reizend. Sicherlich hat
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