Blood in mind (German Edition)
verbannte ihn der Chief an seinen Schreibtisch, wo sich Far den ganzen Tag über mit Berichten, Rundschreiben, Statistiken und Karteiergänzungen herumschlagen musste. Als er endlich seinen Feierabend antreten konnte, mochte er gar nicht nach Hause gehen. Er würde sich dann wieder mit Songlian auseinandersetzen müssen und davor hatte er irgendwie Angst. Aber einmal musste er ja doch nach Hause. Als er die Wohnung betrat, stand Molly bereits in den Startlöchern.
„Sie haben sich verdammt viel Zeit gelassen“, schalt sie und verschwand eilig im Treppenhaus.
Far schloss die Tür und hängte seine Jacke auf einen Haken. Er hörte Songlian in seinem Zimmer telefonieren und warf einen Blick hinein. Der Vampir saß auf seinem Bett. Etliche Papiere und Mappen waren um ihn herum verstreut und er blätterte gerade einen weiteren Stapel durch, während er jemandem am Handy lauschte. Hinter ihm auf seinem Kopfkissen lag ein orangefarbenes Fellknäuel und schnurrte.
„Sobald wie möglich, wenn machbar. Von mir aus auch schon nächste Woche. Wenden Sie sich wegen des Vertrags und der Zahlung an die Kanzlei Bellington & Smith. Mr. Bellington ist bereits unterrichtet …“ – „Ja, vielen Dank. Und die entsprechenden Schlüssel können Sie auch dort hinterlegen.“ – „Ich habe zu danken. Auf Wiederhören.“ Songlian legte auf.
„Hey Far“, grüßte er dann etwas verspätet und schob die Papiere zusammen. Far hob eine der Mappen auf und öffnete sie. Der Grundriss einer Wohnung war als erste Seite abgeheftet.
„Du suchst dir wirklich eine neue Bleibe?“, fragte er erschrocken, als er die dazugehörige Beschreibung der Wohnung überflog.
„Nun nicht mehr. Nächste Woche ziehe ich um.“ Songlians Stimme klang höflich, aber kühl.
„Moment mal. Du hockst krank im Bett, und es gelingt dir tatsächlich innerhalb eines Tages eine Wohnung zu mieten? Wie soll das denn gehen?“
„Ich habe sie nicht gemietet, ich habe sie gekauft“, erklärte Songlian spitz.
„Und was das Wie angeht, so habe ich durchaus meine Möglichkeiten. Die Exposés hat mir heute Vormittag ein Bote gebracht.“
Far stand da und wusste nichts zu sagen. Er wusste nur, dass er Songlian nicht gehen lassen wollte. Der Vampir schien seine traurige Stimmung zu spüren.
„Far, es geht doch so nicht weiter. Ich kann unter diesen Umständen einfach nicht ständig in deiner Nähe sein. Du findest dein Leben im Moment kompliziert? Frag mich mal, wie es mir dabei geht.“
Far legte das Exposé vorsichtig auf die Bettdecke zurück. Er sah Songlian nicht an.
„Was muss ich tun, damit du nicht gehst?“, fragte er leise.
„Far …“ Songlian brach mit einer hilflosen Geste ab.
„Du hast recht, Song, ich habe Gefühle für dich. Ich kann damit nur nicht umgehen. Es ist so neu, macht mir Angst und es ist mir auch peinlich. Aber ich will nicht, dass du gehst.“ Nach dieser geständigen Ansage drehte sich Far auf den Absatz um und marschierte in sein Zimmer. Vom Balkon aus sah er bedrückt auf die nächtliche Straße hinunter. Er konnte hören, wie Songlian in seinem Zimmer die Unterlagen zu Boden fegte, und vernahm dann das unsichere Tappen nackter Füße. Gleich darauf stand Songlian dicht hinter ihm. Arme umschlangen Fars Mitte und ein Kinn legte sich auf seine Schulter.
Fühlt sich eigentlich nicht schlecht an, musste Far zugeben und gestattete sich, sich ein wenig an Songlian zu lehnen.
„Warum hast du mich vor dem Battlefield geküsst, Far?“, fragte der Vampir leise.
Far ließ sich mit der Antwort Zeit.
„Ich habe gesehen, wie du mit diesem Barnaby in das gelbe Separee gegangen bist. Der Barkeeper hat mir vorher erklärt, wozu man diese Zimmer mietet. Irgendwie bin ich wütend auf dich geworden. Ich war schon wütend als du dich von Phillip hast massieren lassen. Du … du hast so begehrenswert ausgesehen.“ Far konnte Songlians Lächeln in seinem Rücken regelrecht spüren.
„Ich habe im Battlefield Gin getrunken und gewartet. Dabei hat sich wohl meine Fantasie ein wenig selbstständig gemacht.“
„Du bist tatsächlich eifersüchtig geworden und hast ihn geschlagen.“
„Tut mir leid.“
„Oh, es ist durchaus schmeichelhaft. Erzähl weiter.“
„Ihr habt miteinander geschlafen?“, fragte Far.
Songlian nickte kurz.
„Das hatte ich mir gedacht. War ja offensichtlich. Und vor dem Club, da fingst du auch noch an mich zu provozieren und auf einmal wollte ich einfach nur Barnabys Spuren auf deinem Körper überdecken.
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