Blood in mind (German Edition)
Hände in die Hüften. Er hätte dem Vampir am liebsten ein paar Backpfeifen verpasst.
„Ich hole dich nicht aus einer verfluchten Folterkammer, damit du kurz vor meiner Wohnung im Treppenhaus verreckst. Was machst du hier? Himmel! Die werden dich schon suchen!“ Far rannte aus Songlians Zimmer und ins Wohnzimmer zum Telefon. Dort wählte er das Revier an.
„Falls Sie einen Patienten vermissen, der ist soeben hier bei mir aufgetaucht. Können Sie mir vielleicht verraten …“
„Ich will nicht wieder zurück“, wurde er unterbrochen.
„Warten Sie einen Augenblick, Doc“, sagte Far in den Hörer und wandte sich dann Songlian zu, der ihm ins Wohnzimmer gefolgt war.
„Was soll das?“
„Ich will nicht ins Lazarett zurück. Entweder bleibe ich hier oder ich gehe zu Phil, wenn du mich nicht hier haben magst.“
Zu Phillip? Jetzt schlug es aber wirklich Dreizehn!
„Dir ist ja wohl ein Glas Gurken auf den Kopf gefallen!“, brüllte Far. Die sture Miene, die der Vampir nun aufsetzte, kannte Far allerdings noch gar nicht. Allein die Tatsache, dass er schwankend in der Tür stand, ließ Far wieder zum Telefon greifen.
„Doc, er will nicht. Ich werde ihn hier ins Bett stecken und …“ – „Jaja!“ – „Sicher.“ – „Natürlich.“ – „Stur wie ein Maultierarsch …“ Er beobachtete wie Songlian mit einem Seufzen am Türrahmen zu Boden rutschte und müde den Kopf auf die angezogenen Knie legte. Mister X schmiegte sich schnurrend an seine Seite, und Songlian kraulte ihn am Kinn.
Far beendete das Telefonat und hockte sich neben ihn.
„Warum bist du nicht im Lazarett geblieben, Song?“, fragte er nun leise.
„Du musst dich doch erholen.“ Er war ehrlich besorgt um seinen ungewöhnlichen Partner. Merkte der das denn nicht?
„Ich halte es ohne dich nicht aus“, murmelte Songlian hilflos. „Ich halte es einfach nicht aus.“
Mister X wusste, wann er das Feld räumen musste und zog sich auf seinen Katzenbaum zurück.
„Was redest du denn da?“
„Ich habe mich in dich verliebt, Baxter. Und du willst mich nicht. Du gibst mir dein Blut und alles wird nur schlimmer. Ich liege in diesem Krankenzimmer und dein Blut zerrt mich zu dir …“ Songlians Stimme brach.
„Ich verstehe kein Wort. Komm. Lass dir erst einmal auf das Sofa helfen. Und zieh diesen Kittel aus. Der muss ja entsetzlich auf den Wunden scheuern.“
Widerstandslos nahm Songlian auf dem Sofa Platz und ließ sich von Far aus dem Kittel helfen. Der Rücken des Vampirs sah immer noch nach einer mittleren Katastrophe aus, heilte aber zusehends.
„Ich hole dir eine Konserve …“, sagte Far, doch Songlian schüttelte den Kopf.
„Bring mir Wein“, bat er.
Far schaltete den Fernseher aus, ging in die Küche und suchte eine Flasche Wein hervor, die er entkorkte. Er schenkte Songlian großzügig ein Glas voll und brachte es zu dem Vampir zurück. Anschließend setzte er sich ihm gegenüber und forderte: „Erklär mir das mit dem Blut.“
Songlian schwieg.
„Songlian!“
„Es ist einzigartig, Far. Das Blut eines jeden Menschen ist einzigartig. Wie ein Fingerabdruck. Man trinkt es, kostet den Geschmack und vergisst es wenig später wieder. Bei deinem Blut ist es anders. Ich kann es die ganze Zeit auf der Zunge schmecken. Ich habe das Gefühl es riechen zu können. Und es scheint in meinen Adern wie ein eigener Herzschlag zu pulsieren. Das liegt nur daran, weil ich so verliebt in dich bin.“
Der Vampir klang kläglich.
„Warum denn ausgerechnet ich?“ Far seufzte, das unglückliche Gesicht seines Partners ignorierend.
„Letztes Jahr, als der Winter zu Ende ging, hast du in einer Seitengasse eines Juweliers Dämonen gejagt. Kannst du dich erinnern? Ich war ebenfalls hinter ihnen her und hockte auf dem Hausdach. Du hast mich nicht bemerkt. Deine Ausstrahlung, deine Bewegungen und dein Mut … Ich habe mich sofort in dich verliebt“, sagte Songlian. Der Einsatz kam Far tatsächlich wieder in den Sinn.
„Ich hatte damals Hilfe, ohne zu wissen von wem. Dämonen hatten sich in meinen Rücken geschlichen.“
Songlian nickte.
„Ja, sie sind durch ein zweites Tor gekommen, während du gegen die anderen gekämpft hattest. Du konntest sie in diesem Augenblick nicht bemerken.“
„Verdammt!“ Far sprang auf und lief in sein Schlafzimmer. Songlian konnte ihn dort kurz kramen hören, dann kehrte Far mit zwei Wurfdolchen zurück, die er fassungslos anstarrte. Es waren Dolche von alter Machart, handgeschmiedet und nicht
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