Blood in mind (German Edition)
sanft.
„Aye“, tönte es gepresst zurück.
„Song, ich mache dir erst einmal einen Tee, okay? Der beruhigt die Nerven. Kannst du einen Moment lang allein sein?“
Songlian nickte müde, und Far schwang sich aus dem Bett. Auf dem Weg in die Küche zog er seinen Morgenmantel an. Er konnte ebenfalls einen Tee gebrauchen, denn das Verhalten seines Partners hatte ihn selber erschüttert. Ohne jeden Zweifel hatte Songlian sein erlittenes Trauma noch längst nicht überwunden und er hatte ihm nun einen weiteren Schock versetzt. In seinem angetrunkenen Zustand hatte er es nicht einmal bemerkt.
„Baxter, das ist unverzeihlich“, brummte Far, während er dem Tee beim Ziehen zusah. Schließlich füllte er zwei Becher und wollte gerade ins Schlafzimmer zurückkehren, als er die Wohnungstür klappen hörte.
„Songlian?“ Rasch stellte er die Becher wieder ab, rannte zur Tür und riss sie auf. Im Treppenhaus waren schnelle Schritte zu hören. Far beugte sich über das Geländer. Einige Etagen tiefer konnte er gerade noch einen Schatten erkennen.
„Song!“, schrie er ungeachtet der späten Uhrzeit hinunter. Niemand antwortete ihm. Selbst die Schritte waren verstummt. Mit der Faust schlug Far auf das Geländer, ehe er in seine Wohnung zurückkehrte. Mister X kam ihm mit einem fragenden Blick entgegen.
„Warum hast du ihn nicht aufgehalten?“, fragte Far ihn böse. „Du hättest es wenigstens versuchen können.“
„Miau“, lautete der einzige Kommentar.
Mit einem Fluch sah sich Far ihrem gemeinsamen Schlafzimmer um. Der Vampir schien sich einfach nur seine Kleider gegriffen zu haben. Die DV8 hing noch in ihrem Holster an ihrem Haken. Was Far jedoch beunruhigte, war die Tatsache, dass die Säbelscheide des Vampirs mitsamt den tödlichen Waffen fehlte. Hatte Songlian etwa vor, sich in einem Kampf abzureagieren? Doch das sah dem Vampir gar nicht ähnlich. Wenigstens schien er sein Handy mitgenommen zu haben, denn das hatte noch in seiner Jackentasche gesteckt. Trotzdem zögerte Far ihn anzurufen. Möglich, dass Songlian nur einen kühlen Kopf brauchte und am nächsten Morgen wieder auf der Schwelle stand.
Auch am nächsten Morgen kehrte Songlian nicht zurück. Far hatte ein schlechtes Gewissen. Unruhig tigerte er durch die Wohnung und wartete auf irgendein Zeichen der Vergebung von Songlian. Als er es gar nicht mehr aushielt, rief er auf dessen Handy an. Es meldete sich nur der Anrufbeantworter.
„Song, bitte ruf mich zurück, aye? Ich mache mir Sorgen.“ Far zögerte.
„Wenn ich etwas falsch gemacht habe, dann tut es mir leid“, fügte er noch hinzu.
Mit einem zweiten Anruf meldete er sich und Songlian vom Dienst ab. Den Rest des Tages saß er auf dem Sofa und wartete. Auf dem Couchtisch lagen die Nightdust -Karten für das Konzert, auf das sie hatten gehen wollen. Gegen einundzwanzig Uhr warf Far die Konzertkarten in den Müll, sah noch einmal nach Mister X, der glücklich schlafend auf seinem Katzenbaum lag, und fuhr anschließend mit dem Dodge zum Wellnesstempel. Möglicherweise hatte ja Phillip den Vampir gesehen. An der Kasse zahlte Far für eine Eintrittskarte und erkundigte sich dort nach Phillip. Der hatte glücklicherweise gerade keinen Kunden, sondern lehnte neben einigen Gästen an der Bar im Ruheraum. Irgendein Fruchtcocktail stand neben ihm auf dem Tresen und er lachte über einen Scherz, den jemand riss. Ohne jede Vorwarnung packte ihn Far grob am Kragen und zerrte ihn zu einer freien Liege, auf die er Phillip niederdrückte.
„Hey“, protestierten einige der Gäste halbherzig, denn niemand wollte sich wirklich mit dem durchtrainierten, gefährlich wirkenden Far anlegen. Einschüchternd baute sich Far vor dem jungen Mann auf und warf einen finsteren Blick in die Runde.
„Dafür könnte ich dich hier rauswerfen lassen“, sagte Songlians Privatmasseur verstimmt.
„Ich bin gespannt, wer das versuchen möchte“, knurrte Far zurück.
Phillip sah ihn verärgert an. „Nun sag endlich, was dieser Überfall hier soll. Du kannst einem ja wirklich Angst machen.“
„Hast du Songlian gesehen? Ist er bei dir?“, fragte Far. Angesichts der anderen Gäste sprach er nun leise, damit nicht jeder ihr Gespräch mitbekam.
Phillip schaute ihn verwundert an und schüttelte den Kopf. „Schon vergessen, Officer? Er wohnt bei dir.“
„Er ist abgehauen.“ Far gab seine bedrohliche Haltung auf und trat einen Schritt zurück.
„Wieso abgehauen? Habt ihr euch gezofft?“ Phillip erhob
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