Blood in mind (German Edition)
nur rein körperlich ist, könnten wir damit doch weitermachen. Oder?“
Sie wurden unterbrochen, da ihnen nun Anmitsu serviert wurde. Far schob Songlian seine Portion Bohnenmuspaste mit Eis und schwarzem Honig zu. Ihm war der Appetit vergangen. Während sich der Vampir mit Genuss über das Dessert hermachte, knetete Far unruhig seine Serviette.
„Hör mal, Song, ich wollte dich nicht verletzen“, sagte er entschuldigend. „Aber ich will nicht, dass du dir falsche Hoffnungen machst.“
Songlian leckte sich Honig von den Lippen und sah Far einfach nur ruhig an. Er hatte schon längst bemerkt, dass er seinen Freund allein mit einem Blick verwirren konnte und scheute sich nicht, dies schamlos auszunutzen. So wie gerade eben. Prompt begann Far unruhig auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen.
„Es hat überhaupt nichts mit dir zu tun, Song. Ich will mich ganz einfach nicht mehr verlieben.“
„Warst du eigentlich schon einmal verliebt, Baxter? Und ich meine damit nicht die Liebe zu deiner Familie. Erzähl mir doch mal, in wen du dich bislang verliebt hast. In einen deiner zahlreichen weiblichen One-Night-Stands?“ Die Frage war gemein, und Songlian schaute ihn herausfordernd an, während er nun Fars Dessert aufaß.
Betroffen senkte der den Blick. Natürlich fand er keine Antwort.
„Liebe, Far, überfällt einen ganz plötzlich. Man kann sich nicht entscheiden ob und wen man liebt. Es passiert einfach.“
„Mir nicht“, knurrte Far entschieden.
Songlian lachte. „Mach dir nur ruhig etwas vor. Ich rieche bis hierher, wie dein Blut kocht und ich sehe, wie dein Herz schlägt. Deine pochende Halsschlagader verrät mir mehr, als du denkst. Dafür haben Vampire nun wirklich einen Blick.“
„Du spinnst ja“, stieß Far hervor.
Songlian beugte sich leicht vor und sah Far ernst in die Augen. „Ich habe dein Blut getrunken, Far. Ich weiß genug.“
„Ich denke, dass diese ganze Geschichte mit dem Bluttrinken einfach überbewertet wird“, sagte Far scheinbar leichthin, aber seine Unsicherheit war ihm am Gesicht abzulesen.
Sie beendeten ihr Essen, zahlten und bestellten bei dem Kellner ein Taxi. Tanaka-san schaute noch bei ihnen vorbei.
„Waren Sie mit allem zufrieden, Walker-sama to Baxter-sama?“
„Otsukare-sama deshita“, sagte Songlian.
„Dann darf ich Ihnen melden, dass Ihr Taxi vorgefahren ist.“
„Go-chisô-sama deshita.“ Songlian bedankte sich noch für das Essen.
„Es hat mir ausgezeichnet geschmeckt“, sagte auch Far.
„Das freut mich. Beehren Sie mich bald wieder, Baxter-sama. Ogenki de.“
„Bitte?“, fragte Far verwirrt.
Der Japaner lächelte.
„Bleiben Sie gesund, Baxter-sama.“
Ein Platzanweiser führte sie über einen dunkelroten Teppich zu einer Privatloge und schloss hinter ihnen die schweren Vorhänge, um Abgeschiedenheit zu gewährleisten. Far zeigte sich in der noblen und ungewohnten Atmosphäre etwas befangen, nahm auf einem dick gepolsterten Stuhl an der Brüstung Platz und schaute zur Bühne hinab.
„Ich sagte doch, die Musik ist grässlich“, murrte er bald darauf.
„Die stimmen gerade erst ihre Instrumente“, sagte Songlian fassungslos. „Du hast wirklich keine Ahnung, aye?“
Far schüttelte den Kopf. Songlian begann ihm die Zusammensetzung des Orchesters zu erklären, zeigte ihm den Dirigenten und erzählte auch, wie alt diese Oper bereits war. Zu seiner Überraschung hörte Far aufmerksam zu und stellte sogar einige Fragen, wenn er etwas nicht völlig verstand. Schon hob sich der Vorhang und zeigte eine felsige Landschaft und einen runden Tempel. Die ersten schönen Takte der Ouvertüre erklangen und Tamino, angetan mit einem Bogen und prächtiger Jagdkleidung erschien auf der Bühne. Es dauerte nicht lange und ein Lächeln tauchte in Fars Gesicht auf. Songlian, der die Oper bereits mehrfach gesehen hatte, beobachtete zwischendurch immer wieder seinen Partner, der sich ausschließlich auf das Geschehen auf der Bühne konzentrierte. Far schien wie verzaubert zu sein und ließ sich offenbar ganz von der Musik gefangen nehmen. Der Vampir lehnte sich in seinem Stuhl zurück und genoss die verträumte Miene seines Freundes.
Als die Oper endete, war Far ziemlich still. Songlian ließ ihn in Ruhe und so fuhren sie schweigend mit einem Taxi in eine Bar, wo sie noch gemeinsam einiges tranken und den Abend Revue passieren ließen.
Far war ziemlich angetrunken, als sie spät in der Nacht nach Hause kamen. Dennoch hielt er sich für die
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