Blood in mind (German Edition)
brachte ihn mit einem eisigen Blick zum Schweigen und stand dann eine Weile einfach nur still da. Wie konnte es sein, dass er Songlian so knapp verfehlt hatte? Und wo sollte er ihn jetzt bloß suchen? Der Vampir musste gewusst haben, dass Far hier war, denn sein auffälliger Dodge stand direkt auf der anderen Straßenseite.
„Könnten Sie mir einen Gefallen tun?“, fragte er mit einem deutlich höflicheren Gesicht als eben noch den Türsteher.
„Natürlich.“
„Mr. Walker ist mein Kollege, und ich muss ihn dringend sprechen. Rufen Sie mich bitte an, sobald er zurückkommt, aye?“
„Kollege?“ Zweifelnd sah ihn der Mann an.
„Soll ich bei der SEED anrufen, damit die Ihnen das bestätigen?“ schnappte Far jetzt und griff bereits in seine Tasche.
Der Türsteher hob abwehrend die Hände. „Kein Problem, Mann. Ich werde mich bei Ihnen melden, sobald er wieder hier auftaucht.“
Far gab ihm seine Handynummer, dankte kurz und stieg in seinen Wagen. Songlian wollte ihn nicht sehen, sonst hätte er sicherlich beim Wagen auf ihn gewartet oder wäre noch einmal in den Club gegangen. Mit einem kräftigen Fluch startete Far den Dodge Charger und fuhr los. Zwei Straßen weiter richtete sich auf dem Rücksitz eine Gestalt auf.
„Ich habe gehört, du suchst mich“, sagte eine freundliche Stimme. Far lief es kalt den Rücken hinunter. Im Rückspiegel erkannte er das Gesicht von Oliver Oakly.
Songlian hatte sich von dem Taxi drei Straßen weiter absetzen lassen, da er befürchtete, dass sich Far die Taxennummer gemerkt hatte und ihm nun auf den Fersen war.
Ganz schön hartnäckig, der Kleine, dachte er wehmütig. Benebelt von viel zu vielen Crawlers, die er eingeworfen hatte, um sich von Far abzulenken, wanderte er durch die dunklen Straßen. Barnaby war sehr enttäuscht gewesen, als Songlian nicht mit ihm hatte schlafen wollen. Aber Barnaby war eben nicht Far.
Wenn ich dich nur nicht so lieben würde, dachte Songlian voller Schmerz.
Die ganze Zeit versuche ich dich zu verführen und wenn du es endlich von dir aus willst …Songlian blieb stehen und hielt sich den Kopf. Das Schlimmste an der ganzen Geschichte war allerdings die Tatsache, dass Far ihn wegen der Vergewaltigung auch noch bemitleidete. Wenn er die Wahrheit erfahren würde, dann würde er Songlian mit Sicherheit verachten. Er hatte Lust dabei empfunden. Die ekstatische Lust, die einen wie ein Drogenrausch überkam, wenn man von einem Vampir gebissen wurde. Lorcans Freunde hatten ihn damit demütigen wollen und – beim Blut! – sie hatten ihr Ziel auch wirklich erreicht. Songlian schämte sich.
Langsam lief er weiter. Die Crawlers in seinem Blut halfen ihm zu entspannen und ließen ihn schläfrig werden. Eine wunderbare Mischung, um nicht gleich in Tränen auszubrechen. Eine gefährliche Mischung jedoch, als sich vor ihm urplötzlich ein Tor auftat. Auf einmal umschwärmten ihn zahlreiche Dämonen, die ihn packten und ehe er sich versah in das Tor hineinzogen. Songlian stülpte sich der Magen um.
Es war eine Reise von Tor zu Tor und durch Hitze und Dunkelheit und fauligen Gestank. Völlig orientierungslos stolperte Songlian schließlich in einen geschlossenen Raum hinein. Heftige Wellen der Übelkeit schwappten über ihn hinweg. Der Vampir wankte blindlings in eine Ecke und übergab sich dort. Danach ging es ihm etwas besser, und er konnte sich endlich umschauen. Der Raum war klein, völlig kahl und die Tür fest verriegelt. Man hatte ihm seine Waffen gelassen und das konnte eigentlich nur bedeuten, dass er kämpfen sollte. Gegen Dämonen? Songlian verzog das Gesicht. Wohl kaum, denn die wären einem Vampir schon allein von der Schnelligkeit her unterlegen. Also ein Kampf gegen seinesgleichen. Seufzend zog Songlian die beiden Krummsäbel aus ihrer Scheide und legte sie gekreuzt vor sich auf den Boden. Sein letzter ritueller Kampf war lange her und er hatte ihn damals verloren. Dennoch hatte Lorcan Gnade walten lassen, hauptsächlich wegen Arawn Walkers Blut, das durch seine Adern und auch durch die von Lorcan und Bhreac floss. Daher hatte sein Bruder ihn nur verstoßen, anstatt ihn nach dem verlorenen Ehrenkampf durch den Waffenmeister der Familie auslöschen zu lassen. Aber war er jetzt bereit für einen weiteren Kampf? Und wie würden die neuen Bedingungen lauten? Vor den Krummsäbeln kniete sich Songlian nieder und versenkte sich in stille Meditation, bis man ihn holen würde.
Einige Tage später eilten zwei Männer in
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