Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1
etwas kaputt zu machen, das ihr gehörte.
Durch die Schiebetür aus schwerem Glas beobachteten wir die Krähen, die über den Rasen hüpften und den Wald ankrächzten. Wir sahen auch eine Schar Ratten, die über die beiden Äste trippelten, die Eric oben im Baum hielten. Ich schluckte Luft.
Nick schob die Glastür auf und wir gingen zusammen hinaus.
Obwohl noch Licht am Himmel war, stand die Nachmittagssonne schon so tief, dass hier mitten im Wald alles trübe im Schatten lag. Es war, als würde man durch eine dunkle Linse blicken. Ich zuckte zusammen, als ich merkte, dass ich die Magiesichtbrille vergessen hatte. Vielleicht war es aber auch gut, dass ich nicht die ganze Zeit auf den riesigen roten Fleck gucken musste, der über den ganzen Wald verschmiert war.
Als wir näher kamen, machten die Krähen eine Gasse für uns frei. Sie flogen über den Rasen und sahen uns aus ihren schwarzen Knopfaugen an. Leise rauschte ihr Gefieder, leise klapperten die Schnäbel. Ich schmiegte mich enger an Nick und richtete den Blick schließlich auf Eric, der zwischen den Bäumen hing.
Seine Augen waren geschlossen, der Kopf hing herunter. Sein Körper war vollkommen schlaff. Er schaukelte sanft hin und her; fast sah es friedlich aus. Nur dass Blut seine Haare verklebte und sein Hemd rot gefärbt hatte.
Nicholas
»Josephine!«, schrie ich. »Komm raus. Wir wissen, dass du da bist!«
»Lass Eric laufen«, sagte Silla.
Im Angesicht der widerlichen Ratten war es leicht, die Krähen in unserem Rücken zu vergessen. Mit ihren winzigen Krallen klammerten sie sich an die Äste. Fast alle hatten Blut am Fell. Das waren keine normalen Ratten; die waren verhext. Eigentlich der reine Wahnsinn, wenn es nicht so echt gewesen wäre.
»Na los«, sagte ich so böse wie möglich, »glaub ja nicht, dass wir Angst vor dir haben. Du gehst uns nur wieder auf die Nerven. Kein Wunder, dass Philip keine Lust mehr auf dich hatte.«
Die Bäume rauschten und es regnete rot gefleckte Blätter. Hinter uns krächzte eine Krähe und noch eine und eine dritte.
»Sie kommen näher«, sagte Silla leise.
Ich warf einen Blick zurück. Die Krähen hatten sich aufgestellt und die Flügel ausgebreitet wie der Adler auf dem Siegel der Vereinigten Staaten.
Als Silla scharf Luft holte, schaute ich schnell wieder nach vorne und sah, dass Eric den Kopf gehoben hatte. Er hielt die Augen weiter geschlossen, sein Gesicht war blutverschmiert. Als hätte ihn jemand in eine Badewanne mit Blut getaucht und zum Trocknen aufgehängt. Er öffnete den Mund. »Meine wilden Tiere werden dich in Stücke reißen, wenn du näher kommst, Silla Kennicot«, sagte er.
Die Stimme gehörte Eric, aber sie war leise und ausdruckslos.
»Hast du ihm wehgetan?«, fragte ich gebieterisch.
»Nein, Nick. Und ich verbitte mir diesen Ton.« Erics Lippen verzogen sich zu einer lächelnden Grimasse.
Silla trat vor mich. »Was willst du?«
Uns töten, würde ich mal denken. Ich rückte ganz nah an Silla, damit für jedermann offensichtlich war, dass wir die Sache gemeinsam angingen.
»Wir werden ein wenig Magie betreiben.« Erics Mund verzog sich höhnisch.
Eine Krähe flog auf und ließ sich auf Erics Schulter nieder. Die Ratten sammelten sich quiekend enger um Eric. Die Krähe verzog sich wieder. Silla nahm meine Hand und drückte sie.
Ich verschränkte die Arme. »Warum sollten wir dir helfen?«
Eine Ratte huschte auf Erics Kopf und grub kurz ihre Krallen in seine Stirn. Zwei dünne Fäden Blut quollen hervor und liefen über seine geschlossenen Augen. »Darum«, sagte er, ohne das Blut zu beachten. »Sonst bringe ich ihn um.«
»Was sollen wir denn tun?«, fragte Silla.
»Ihr sollt mich heilen, mit eurem schönen, hellen Blut.«
Silla steckte die Hände in die Tasche des Sweatshirts. »Und warum nimmst du nicht Eric, um dich selbst zu heilen, Josephine ?«
Das meinte sie doch hoffentlich nicht ernst. Sie wollte bestimmt nur, dass Josephine uns verriet, wo ihr Körper war.
»Seinem Körper«, sagte Eric, »fehlt die Macht der Kennicot-Familie. «
»Es sieht aber so aus, als kämst du auch so gut klar.« Silla breitete die Arme aus. »Du hast die Kontrolle über einen ganzen Wald und einen Haufen Tiere errungen – von seinem Körper ganz zu schweigen.«
Eric riss die Augen auf. »Ich will meinen eigenen Körper wiederhaben, Mädchen.«
»Der ist aber verletzt, was?« Silla trat noch einen Schritt vor. Die aggressive Art, wie sie die Schultern anspannte, gefiel mir nicht.
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