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Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1

Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1

Titel: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Gratton
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einverstanden.
    Schon am nächsten Tag half ich ihm, Blut zu sammeln.
    Es kommt von seinen Patienten. Er lässt sie zur Ader, wie es die Ärzte vor langer Zeit getan haben, doch nicht, um die Krankheit auszubluten. Das ist ein alter Aberglaube, an dem nichts Wahres dran ist. Das sagt Philip immer wieder voller Verachtung. Doch seine Patienten wissen es nicht besser und lassen es zu. Und selbst wenn einer von ihnen sich dagegen wehrte, würde niemand auf ihn hören, weil Philip eine große Hilfe ist. Ich weiß nicht, WARUM er ihnen hilft, diesen Menschen, die nicht ins Hospital gehen wollen oder können, den Armen, Finsteren und Schmutzigen.
    Ich wollte nicht an diese Orte zurückgehen, aber ich bin jetzt sauber und fein, und niemand würde mich erkennen. Früher hat mir der Geruch nichts ausgemacht, aber jetzt kann ich es kaum ertragen. Und Philip schert sich nicht darum! Er kniet an ihren Betten nieder und merkt es nicht einmal, wenn eine Frau schwarz vor Schmutz ist oder einem Kind das Erbrochene in den Mundwinkeln klebt! Ich stehe mit starrem Blick neben ihm und fange mit der Keramikschüssel das Blut auf, während ich so tue, als hätte ich nie selbst in einem solchen Bett gelegen, ganz und gar lumpig und verlaust. Als wäre ich nie hässlich gewesen, als wären meine Hände immer so weich von Philips Ölen gewesen. Ich schließe die Augen und tue so, als würde ich mich nicht daran erinnern, wie man das Weberschiffchen führt, oder an die Hitze, wenn ich den Faden entwirren musste, bevor Mrs Wheelock etwas merkte. Ich denke auch nicht an den Gestank gekochter Zwiebeln oder daran, dass ich früher nichts anderes zu essen hatte.
    Ich hasse das! Ich hasse ihn, weil er mich zwingt, mich daran
zu erinnern, wer ich war. Und was ich nie wieder sein werde, das schwöre ich bei meiner unsterblichen Seele.
    Ich wende mich von diesen Erinnerungen ab, und dann sind wir plötzlich Schauspieler auf einer dunklen Bühne, mein Prospero und ich, und schöpfen das Blut für unsere mitternächtlichen Geheimnisse. Auch wenn wir jedem Patienten nur wenig abzapfen, stelle ich mir vor, wie die Schüssel in meinen Händen so schwer wird, dass meine Arme vor Anstrengung zittern. Ich fülle das Blut in Flaschen um, die Philip aus seiner Ledertasche holt, und beschrifte sie mit verschiedenfarbiger Tinte und unterschiedlichen Buchstaben. Die Farben unterscheiden den Zustand der Kranken, die Buchstaben, welches Leiden ihnen zusetzt. Wenn wir wieder zu Hause sind, bringe ich die Fläschchen ins Laboratorium und ordne sie reihenweise nach Gruppen, so wie es sich gehört.
    Eines Nachmittags stand ich in einer dunklen Ecke des Laboratoriums und hielt ein Fläschchen hoch, um zuzusehen, wie sich das Blut trennte. Es war so sonderbar, und ich weiß noch, wie ich mich voller Neugier fragte, warum es das nicht innerhalb meines Körpers tat. Philip kam herein. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn und er bemerkte mich nicht. Er gähnte, bis sein Kiefer knackte, und setzte sich schwerfällig an seinen Schreibtisch. Die Vorhänge waren sorgsam zugezogen, die Fenster geschlossen und nur zwei Gaslampen brannten, weil ich es gern dunkel habe. Er lehnte sich zurück und flüsterte: »Ich werde es nie finden.«
    Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, hinter ihn zu treten. Ich knetete seine Schultern, so wie es Mrs Wheelock bei Mr Wheelock machte, wenn er freitags in die Weberei kam.
    »Josephine«, sagte Philip. »Ich habe dich gar nicht gesehen, Kind.«
    Ich beugte mich vor und küsste seine Fingerspitzen. Ich bin kein Kind, ich bin sein Luftgeist.
    Er verschränkte seine Hand mit meiner und drehte mich herum,
bis wir einander gegenüberstanden. »Macht es dir wirklich und wahrhaftig nichts aus, hier zu sein, in diesem trüben Raum mit all dem Blut?«
    Ich musste lachen.
    »Nein, dir nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Komm her.« Er stand auf, meine Hand noch immer in der seinen. Seine Finger waren kalt. Ich folgte ihm zu einem der langen Tische, auf dem keine Phiolen oder Fläschchen standen. Ein Kreis war in den Tisch geritzt und dunkle Flecken hatten den Strich verschmiert und die Holzfasern durchtränkt. Philip nahm ein Stück Kreide und malte einen Kreis in den Kreis. Er verband die beiden Kreise durch weitere Linien und zeichnete dann einen seltsamen Buchstaben in die Mitte. »Gib mir dein Taschentuch.«
    Ich zog das Stück Leinen aus der Rocktasche. Er hatte es mir gleich in der ersten Woche gegeben. In einer Ecke ist ein kleiner blaugelber

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