Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1

Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1

Titel: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Gratton
Vom Netzwerk:
Schmetterling eingestickt.
    »Danke.« Philip faltete das Taschentuch über seinem merkwürdigen Kreidebuchstaben so, dass der Schmetterling von oben zu sehen war. Dann flüsterte Philip etwas in einer fremden Sprache. Diese beiden Worte wiederholte er immer wieder. Dann streckte er die Hand nach meiner aus. Ich reichte sie ihm.
    Mit der anderen Hand hob er das Messerchen, mit dem er mir die Haare abgeschnitten hatte. Ich holte scharf Luft. »Hab keine Angst, Josephine. Ich will dir jetzt deine Stärke offenbaren.«
    Ich biss die Zähne zusammen, schenkte dem Brennen in meinem Bauch keine Beachtung und spreizte die Finger, damit sie nicht mehr zitterten. Als Philip das Messer an meinen längsten Finger drückte, wimmerte ich. Er nahm das Messer weg und sah mich geduldig an. Doch ich schüttelte den Kopf. »Bitte. Bitte, zeig es mir.«
    Als er mir in den Finger stach, biss ich mir gegen den scharfen Schmerz auf die Zungenspitze. Ein Blutstropfen quoll hervor wie
eine Träne, zog sich in die Länge und tropfte schließlich von meiner Haut auf das Taschentuch. Der Schmetterling war nun rot.
    »Beuge dich darüber und sage zu ihm: ›Ich schenke dir das Leben‹.«
    Ich wandte ihm mein Gesicht zu. Wir waren uns so nah wie nie zuvor. Mit seinen dunklen Augen sog er alles Licht auf. Ich keuchte, weil ich unbedingt hier sein wollte, weil ich mich nach nichts in der Welt so sehnte wie nach dieser Nähe. Deshalb schaute ich auf das Blut, das von dem gestickten Garn aufgesogen worden war. »Ich schenke dir das Leben, kleiner Schmetterling«, sagte ich.
    Er hüpfte aus dem Leinen, lebendig, froh und munter. Ich wich zurück und wäre gestolpert, wenn Philip nicht den Arm um mich gelegt hätte. Mein Herz schlug so schnell wie die Flügel des Schmetterlings, und auch ich flog, gefangen in den Armen meines Prospero, während sich wahre Landschaften des Möglichen vor meinem geistigen Auge auftaten.
    »Blut bedeutet immer Leben und Energie, Josephine«, sagte er, als ich dem flatternden Geschöpf nachsah. »Doch so manchem Blut, wie dem meinen und dem deinen, wohnt eine Macht inne, die von Gott und seinen Engeln herrührt.«
    Im Schein der Gaslampe leuchteten die Flügel des Schmetterlings strahlend blau und golden und rot.

9
    Silla
    Nach dem Abendessen verschanzte ich mich in meinem Zimmer und wartete darauf, dass Grandma Judy ins Bett ging. Reese war joggen, und sobald er wieder da war und Judy schlief, könnte ich auf Zehenspitzen runtergehen und ihn nach draußen schleppen. Dann würde ich ihm zeigen, wie echt die Magie war.
    Während ich wartete, las ich mir den Wiederherstellungszauber noch mal durch und sagte die Anweisungen auswendig auf. Dabei lief ich unter dem wachsamen Blick der Theatermasken, die ich an die Wände gehängt hatte, in meinem Zimmer auf und ab. Die Masken bildeten mein eigenes geheimes Publikum.
    Als Reese nach Hause kam, knallte er die Haustür zu, polterte die Treppe rauf und duschte. Um 20:37 Uhr rief Judy die Treppe hoch: »Gute Nacht, Kids!«
    »Gute Nacht!«, schrie ich zurück und hörte, wie Reeses Gute Nacht durch das laufende Wasser gedämpft wurde. Nach dem Duschen ging er nach unten in sein Zimmer.
    Ich legte die Stirn an die kalte Fensterscheibe und schaute auf den dunklen Vorgarten. Im gelben Schein der Verandabeleuchtung stand der kahle Ahornbaum. Er hatte schon fast alle Blätter abgeworfen, die in roten Haufen darunterlagen. Ich stellte mir vor, ihnen allen Leben einzuhauchen, bis sie wie tanzende Schmetterlinge an ihre Zweige zurückkehrten.
Ein feuerroter Ahornbaum, der bis zum Frühling durchhielt. Sein blutiges Leuchten wäre doch ein schöner Kontrast zu den Weiß- und Grautönen des Winters.
    Noch eine Viertelstunde zu warten, wurde mir so lang, als müsste ich beobachten, wie der Mond aufgeht.
    Schließlich zog ich Stiefel und Pulli an und legte Salz, sechs Kerzen und das Zauberbuch in eine Plastiktüte. Das Taschenmesser hatte ich sicher hinten in meiner Jeans verstaut.
    Unten im Flur klopfte ich leise an Reeses Tür, bevor ich sie aufstieß. Ich hätte gar nicht klopfen müssen, denn er lag auf dem Bett und hatte Kopfhörer auf.
    Vor dem Tod unserer Eltern hätte ich ihn wahrscheinlich bei einem schwierigen Puzzle von einem Nachthimmel oder einem leeren Strand gestört, mit fünftausend Teilen auf seinem Schreibtisch. Oder er hätte Online-Spiele mit seinen Freunden aus St.Louis gespielt, einen Science-Fiction-Roman gelesen und den Kopf über die physikalischen Fehler

Weitere Kostenlose Bücher