Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1
wütend an.
»Judy. Ich …« Ich suchte händeringend nach einer Ausrede und dachte an den Friedhof. »Ich glaube nicht, dass ich einen guten Eindruck hinterlassen habe.« Obwohl ihm das anscheinend gar nichts ausgemacht hatte.
»Ach, Quatsch.« Sie griff über den Tisch nach meinen Händen. »Liebes, es würde dir guttun, mit jemandem auszugehen, der dich nicht schon dein Leben lang kennt und der gar nicht weiß, wie du vorher warst.«
Ich biss mir auf die Zunge und betrachtete unsere Hände: meine so bleich und voller Ringe, die an den Knöcheln zu schwer aussahen, und dagegen Grandma Judys – alt und elegant.
»Weil ich fast nichts mehr bin, im Vergleich zu früher?«, fragte ich flüsternd und wusste doch, dass es stimmte.
Als sie wieder zudrückte, tat mir die Haut zwischen den Ringen weh. »Nicht fast nichts, nur ein wenig verblasst. Du bräuchtest eine schöne Romanze, die dich an die Liebe erinnert und deinem Körper wieder etwas Wärme einflößt.«
Jetzt reichte es. Ich kämpfte dagegen an, schrecklich rot zu werden, und entzog ihr meine Hände. »Ich muss Hausaufgaben machen.«
Das Beste an Judy war, dass sie wusste, wann Schluss war. Sie lehnte sich zurück und sagte: »Um sieben gibt es Abendessen. «
Nicholas
Die hiesigen Radiosender brachten nur Countrymusic oder Jesus Rock, deshalb fuhr ich immer einen Stapel CDs spazieren. Sie lagen am Boden vor dem Beifahrersitz und ich nahm einfach immer irgendeine. An diesem Nachmittag traf es ein Album von Ella Fitzgerald. Es war alt und zerkratzt, stammte aus den Beständen meiner Mutter und die Hälfte von »Over the Rainbow« fiel einfach weg.
Was egal war, weil ich von Silla zu mir genau anderthalb Minuten brauchte.
Doch dann schaltete ich das Radio an, um die Musik abzuwürgen, bevor sie überhaupt richtig losgelegt hatte. Ich war irgendwie sauer. Warum war ich nicht irgendwo rechts rangefahren und hatte Silla nach dem Blatt gefragt, solange sie noch in meinem Auto gesessen hatte? Normalerweise bereitete es mir keine Schwierigkeiten, grob oder sogar gemein zu sein. Sie
war hübsch, na und? Ihre Eltern waren gerade gestorben, na und? Wenn sie Magie praktizierte, musste ich das wissen. Ich hatte mich fünf Jahre lang geweigert, mich damit zu beschäftigen, und hatte die Erinnerungen verdrängt, aber ich wurde das Bild nicht los, wie Silla auf dem Friedhof kniete. Wenn ich an Moms verpflasterte Hände dachte, steckten Sillas Ringe an ihren Fingern.
Meine Knöchel wurden weiß, so fest hielt ich das Lenkrad. Ich wollte nichts mehr damit zu tun haben, es sollte mir nicht wieder alles versauen. Ich wollte vergessen, die letzten paar Monate an der Highschool überstehen und dann schnell weg von Dad und Lilith und diesem Scheißnest, in dem was Verrücktes in der Luft lag.
Aber … Aber ich musste immer an Silla denken.
Wütend auf mich selbst, parkte ich in der Einfahrt hinter der offenen Doppelgarage. Dads zweites Cabrio stand neben Liliths protzigem Grand Cherokee. Wie überaus toll, dass sie beide zu Hause waren! Ich wollte gar nicht darüber nachdenken, was sie den ganzen Tag getrieben hatten. Ich stieg aus dem Wagen, hängte mir meine Tasche um und ging durch die Garagentür in die Küche. Vielleicht schaffte ich es, die nächsten zwei Stunden in meinem Zimmer zu verbringen und so zu tun, als würde ich Hausaufgaben machen.
Aber nein. Lilith stand in der Küche und hatte sich ihre Blütenschürze umgebunden, als wäre sie Sarah Wiener. Ihre weinroten Nägel trieften wie Krallen von geronnenem Blut, als sie sich von dem zur Hälfte zerstörten Hähnchenkadaver abwandte.
Meine Lippen zuckten, das passte einfach perfekt. »Hey«, sagte ich, ehe sie mir vorwerfen könnte, ich wäre mürrisch.
»Nick!« Mit einem Lächeln nahm sie ein Küchentuch von der Arbeitsplatte aus Granit, um sich die Hände abzuwischen.
»Du bist spät dran. Die haben dich doch nicht gleich nachsitzen lassen, oder?« Ich zwinkerte. Es wäre so leicht zu lügen und keiner von beiden würde es nachprüfen. Aber irgendwann musste ich doch raus mit der Sprache. »Nein.«
Sie sah mich an. »Und wo warst du dann?«
»Überall und nirgends.« Ich klemmte einen Fuß um einen ihrer hohen Barhocker an der Kochinsel und schwang mich hinauf. Neben einem Hühnchen aus Keramik, in dem ein Ei mit der Aufschrift DER KOCH WAR ZUERST DA steckte, stand eine Schüssel mit Peperoni-Oliven. Ich schob mir eine in den Mund. »Was gibt’s zum Abendessen?«
»Hähnchen Caprese.«
»Wo ist
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