Blood Romance 03 - Bittersuesse Erinnerung
beißender Schmerz durch Dustins Augen und wie von grellem Licht geblendet musste er sie zusammenkneifen.
Die große Standuhr tickte. Dustin blinzelte. Er fühlte sich so orientierungslos, als wäre er eben in einem fremden Zimmer erwacht... Erst als wie aus weiter Ferne das unbeschwerte Plaudern seines Vaters zu ihm drang, kehrte sein Bewusstsein langsam zu ihm zurück. Benommen fuhr er sich durch die Locken und blickte suchend um sich. Emilia stand inzwischen mit gesenktem Kopf am Fenster und hatte ihm den Rücken zugekehrt. Aus den Augenwinkeln bemerkte Dustin Mr Wellington. Mit finsterer Miene und aus zusammengekniffenen Augen fixierte ihn der weißhaarige Mann. Seine rechte Hand war zur Faust geballt.
Emilia zu beeindrucken war eine echte Herausforderung, stellte Dustin zum wiederholten Male fest, nachdem sie seine charmante morgendliche Begrüßung auch heute nur mit einem höflichen, kühlen Kopfnicken erwiderte und sich dann ohne ein weiteres Wort wieder auf ihr Zimmer zurückzog.
Es waren bereits zwei Wochen vergangen, seit Emilia und ihr Vater auf Montebello eingetroffen waren, und Dustin war dem Mädchen keinen Schritt näher gekommen. Seine üblichen Strategien schienen bei ihr keinen Erfolg zu erzielen. Sie erwiderte kein Lächeln, gab nur knappe Antworten auf seine Fragen. Dustin hatte sich schon mehrfach vorgenommen, ihr nicht mehr so viel Aufmerksamkeit zu schenken, aber er schaffte es einfach nicht, sich von der Engländerin fernzuhalten.
Emilias faszinierende Augen und das prickelnde, unbeschreibliche Freiheitsgefühl, welches ihr Blick in ihm ausgelöst hatte, gingen ihm nicht mehr aus dem Sinn. Seit ihrer ersten Begegnung fühlte sich Dustin wacher als je zuvor und wie von einem dunklen Schatten befreit. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als nochmals in Emilias Augen blicken zu dürfen, um dieses wundervolle Hochgefühl erneut zu erleben und am besten nie wieder zu verlieren.
Aber das Mädchen schien darauf zu achten, ihm auszuweichen. Nur ab und an, wenn sich ihre Blicke zufällig trafen, durchzuckte es Dustins Körper wie bei ihrer ersten Begegnung, kurz, wie ein kleiner Stromschlag.
Dustin war irritiert. Dass Emilia sich ihm gegenüber so abweisend verhielt, verletzte einerseits sein Ego, spornte andererseits aber seinen Ehrgeiz an, sie zu erobern. Einen Großteil seines Misserfolgs schob er auf die Tatsache, dass er Emilia kaum ungestört antraf. Ständig war sie an der Seite ihres Vaters, oder besser gesagt - er an der ihren. Der alte Mr Wellington hütete seine Tochter wie seinen eigenen Augapfel. Selbst während der Geschäftsgespräche zwischen ihm und Dustins Vater war sie meist zugegen.
Aber oft hielt sie sich auch stundenlang allein in ihrem Zimmer im nahe gelegenen Gästehaus auf. An manchen Abenden, wenn Dustin von einem Spaziergang mit Fido zurückkehrte, konnte er Emilias Gestalt am Fenster sehen, erhellt vom Kerzenschein. Sie bewegte sich kaum, schien wie entrückt und blickte voller Sehnsucht in die Dämmerung, als wartete sie auf irgendetwas. Dustin betrachtete sie wie hypnotisiert und fragte sich, ob Emilia in diesen Momenten Heimweh hatte oder ob sie vielleicht an jemanden dachte. Er nahm sich vor, das herauszufinden, auch wenn er derzeit nur bei den gemeinsamen Mahlzeiten in die Nähe des Mädchens kam.
Zur großen Verwunderung seiner Mutter erschien Dustin plötzlich immer pünktlich zum Essen. Seine Freizeit verbrachte er nicht mehr so häufig mit Marcello in der Stadt, sondern half seinem Vater im Büro oder den Angestellten bei Reparaturen und anderen anfallenden Arbeiten auf dem Anwesen. Er versuchte, einen geeigneten Moment abzupassen, um endlich ungestört mit Emilia reden zu können.
An einem der darauffolgenden Abende verkündete Mr Wellington unerwartet, er müsse dringend nach Padua, um dort einige wichtige Geschäfte abzuwickeln. Das Ganze würde mehrere Wochen dauern.
Emilia griff nach der Hand ihres Vaters. »Padua, wie schön! Nimmst du mich mit, Paps? Bitte, bitte, bitte ...«
Mr Wellington strich seiner Tochter zärtlich über die Wange. Emilia, ich habe lange darüber nachgedacht. Du weißt, wie gerne ich dich in meiner Nahe habe, aber die Fahrt würde dich nur unnötig anstrengen und ich hätte kaum Zeit für dich. Ich möchte vor allem, dass du dich erholst und endlich wieder etwas Farbe und Appetit bekommst. Hier auf dem Anwesen bist du bestimmt am besten aufgehoben. In ein paar Wochen komme ich wieder und hole dich ab.«
Dustin hatte das
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