Blood Romance 03 - Bittersuesse Erinnerung
Sarah gebracht haben, SIE war in ihrer Straße und vor ihrem Haus gewesen, nur ein paar Meter von Sarah entfernt. Allein die Vorstellung ließ Dustin wahnsinnig vor Angst werden. Er musste sich förmlich zur Ruhe zwingen, um endlich weiterlesen zu können.
... wir müssen vorsichtig sein. Keiner darf uns belauschen, niemand darf uns zusammen sehen, denn es gibt mächtigere Wesen als mich. Sie kennen sich in der Ewigkeit besser aus und täten nichts lieber, als uns und unsere Liebe zu vernichten. Ich habe einst ein falsches Versprechen abgegeben - früher, lange vor Deiner Zeit. Ich habe eigennützig gehandelt, ohne Rücksicht auf diejenigen, die es ehrlich mit mir gemeint haben. Ich war ein Heuchler der schlimmsten Sorte, Sarah. Dies solltest Du wissen, denn es ist der Grund, weshalb ich beschattet werde, weshalb man mich bedroht und verfolgt.
Ich will jedoch nicht, dass Dir etwas zustößt, ich möchte Dich schützen. Du und ich - wir haben eine Chance, unsere Liebe hat eine Chance. Aber wir müssen uns an einem geheimen Ort treffen und wir dürfen nicht mehr lange warten. Die Zeit läuft uns davon ... Wenn Du nach wie vor Gefühle für mich hast und glaubst, Deine Liebe ist stark genug, dann komm in der Nacht von Freitag auf Samstag um Mitternacht zum alten Steinbruch am Waldrand. Von dort aus wird Dich eine Fährte zu mir führen. Du kannst sie nicht verfehlen.
Sprich mit niemandem über diesen Brief und lass Dich von keiner Menschseele blenden und täuschen. Manchmal können Augen lügen, das habe ich gelernt.
Nur eines noch, bevor wir uns endlich wiedersehen: Ich bin dankbar dafür, dass wir einander kennenlernen durften. Du hast mir einen kostbaren Moment Deines Lebens geschenkt und ihn zu dem schönsten meines Daseins gemacht.
In Liebe D.
PS: Bitte pass gut auf Dich auf und achte darauf, dass dieser Brief nicht in falsche Hände gerät.
Dustin ließ den Brief sinken und lehnte sich matt gegen die kalte Kellerwand. SIE hatte seine Zeilen abgeändert. Sie hatte Sarah mit dem Brief zu ihm führen wollen, um ihr vor seinen Augen etwas anzutun. Sarah sollte dabei zusehen, wie sich Dustin vor Hunger veränderte, wie er zu einer wehrlosen, hässlichen Kreatur mutierte. IHR Vorhaben war ausgeklügelt und eiskalt, so, wie er erwartet hatte. Aber - Dustin überflog die Zeilen noch einmal - Sarah war einen Abend zu früh gekommen und hatte damit wahrscheinlich IHREN Plan durchkreuzt. Irgendetwas hatte Sarah dazu bewogen, nicht länger abzuwarten, sondern schon früher in Richtung Steinbruch aufzubrechen. Dafür hatte sie ihre Verabredung mit Jonathan abgesagt und nur deshalb war dieser ihr gefolgt und hatte sie beide rechtzeitig retten können. Es kamen so viele Zufälle zusammen, beinahe zu viele. Und dennoch - genauso musste es sich abgespielt haben. Sie hatten wohl gerade noch einmal Glück gehabt. Zumindest was ihre Flucht vor Emilia betraf. Sarahs Zustand hingegen ...
Plötzlich holte Sarah neben ihm schwer Luft und drehte seufzend ihren Kopf auf die andere Seite. Ihre Augen blieben jedoch geschlossen. Dustin beugte sich über sie und streichelte ihr zärtlich übers Haar.
»Sarah? Sarah ... Ich bin bei dir, hörst du? Ich bin bei dir. Bitte erschrick nicht, wenn du aufwachst. Egal, was auch geschieht und welche Fragen dich quälen werden, ich hin immer für dich da. Bis in alle Ewigkeit ...« Dustin blickte in Sarahs schlafendes Gesicht. Noch sah es so friedlich aus, aber schon bald würde er Angst und Enttäuschung in ihren Augen stehen. Sarah hatte an ihn geglaubt, hatte seine Gefühle für wahr gehalten. Und er hatte im Stillen selbst gehofft, dass sie recht hatte und noch genügend von ihm und seiner Seele übrig geblieben wäre, um sie wahrhaft lieben zu können.
»Warum hast da das nur getan, Sarah? Warum hast du mir dein Blut gegeben und mich nicht in meinem Rausch gestoppt? Du hättest sterben können ... Warum hast du mir vertraut? Du wirst so enttäuscht von mir sein, wenn du in der Ewigkeit erwachst, du wirst mich hassen. Du wirst glauben, ich hätte dir tatsächlich diesen Brief geschrieben und dich hergelockt, um dich mit Absicht -«
Dustin zuckte zusammen, als plötzlich wie aus dem Nichts ein Bild vor ihm aufblitzte: grüne Augen, rotes Haar, spitze weiße Zähne, Tränen, ein Blick voller Zorn ... Wie um diese Erscheinung wegzuwischen, fuhr er sich über die Augen, doch es gelang ihm nicht, sie loszuwerden. Im Gegenteil: Die Szene schien immer klarere Formen anzunehmen, immer länger zu
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