Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
Finchley. Officer Neely salutierte so leidenschaftlich, daß ich fürchtete, sie würde rückwärts umfallen.
    »Danke, Officer.« Bobby entließ sie freundlich. »Jetzt übernehmen wir.«
    Meine Handflächen waren feucht, mein Herz schlug schneller als gewöhnlich. Ich wollte die Männer, die mich am Mittwoch in die Decke gewickelt hatten, nie wiedersehen. Deswegen war ich letzte Nacht aus meiner Wohnung geflohen. Sie hatten mich wirklich in panischen Schrecken versetzt. Und jetzt sollte ich mich unter den wachsamen Augen der Polizei wie ein gehorsames Hündchen verhalten?
    »Hast du die Namen der zwei, die ihr festgenommmen habt?« fragte ich möglichst gleichgültig und etwas arrogant.
    »Ja«, brummte Bobby. »Joe Jones und Fred Smith. Mit denen ist der Umgang fast so einfach wie mit dir. Und ja, wir lassen die Fingerabdrücke überprüfen, aber das geht nicht so schnell. Wir können sie festhalten, weil sie sich unbefugt in einem Privathaus herumgetrieben und nichtregistrierte Waffen getragen haben. Aber du und ich, wir wissen, daß sie am Montag wieder auf freiem Fuß sind, wenn wir nicht noch versuchten Mord draufschlagen können. Also schau sie dir genau an.«
    Er nickte Finchley zu - einem Kriminalbeamten in Zivil, den ich kenne, seit er als Streifenpolizist angefangen hat. Finchley ging zu einer Tür und gab unsichtbaren Menschen Befehl, sich aufzustellen. Gegenüberstellungen sind keine großen Offenbarungen. In Streßsituationen ist auf das Gedächtnis kein Verlaß - man ist sich sicher, einen großen schwarzen Mann in Jeans gesehen zu haben, und tatsächlich war es ein kleiner weißer Mann im Anzug. Nicht wenige meiner Auftritte als Pflichtverteidigerin hatte ich darauf gegründet, bemerkenswerte Beispiele fälschlich identifizierter Verdächtiger zu zitieren. Andererseits kann Streß dazu führen, daß sich Merkmale unauslöschlich eingraben -Gesten, Muttermale - und wieder erinnert werden, sobald man der Person gegenübersteht. Ein Versuch schadete nichts.
    Die Hände in den Hosentaschen - um ihr Zittern zu verbergen -, ging ich mit Bobby zu dem Fenster, das nur in einer Richtung durchsichtig war. McGonnigal schaltete das Licht auf unserer Seite aus, während es im Raum gegenüber eingeschaltet wurde.
    »Wir haben zwei Vorstellungen für dich«, flüsterte Bobby. »Du weißt, wie das abläuft - laß dir Zeit. Wenn sie sich umdrehen oder sonst irgend etwas machen sollen, dann sag es.«
    Sechs selbstbewußte Männer mit hoch erhobenem Kopf betraten den Raum. In meinen Augen sahen sie alle gleich aus: weiß, stämmig, ungefähr vierzig. Ich versuchte sie mir mit schwarzer Kapuze vorzustellen - wie der Mann in meinem morgendlichen Alptraum sie getragen hatte. »Sie sollen reden«, sagte ich unvermittelt. »Sie sollen sagen: >Okay, Troy. Dort ist die Stelle.<«
    Finchley übermittelte unsichtbaren Polizeibeamten meinen Wunsch. Einer nach dem anderen sagten die Männer den Spruch auf. Ich beobachtete den zweiten von links. Er lächelte hämisch. Er wußte, daß sie ihm niemals eine ernstzunehmende Anklage würden anhängen können. Seine Augen. Erinnerte ich mich an die Augen des Mannes, der vom Ende der Lagune auf mich zugekommen war? Seine Stimme war kalt, ausdruckslos, berechnend gewesen.
    Aber als er sprach, erkannte ich die Stimme nicht wieder. Sie klang rauh, nach South Side. Es waren nicht die gefühllosen Töne, an die ich mich erinnerte.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube, es ist der zweite von links. Aber ich erkenne die Stimme nicht wieder, und ich bin nicht hundertprozentig sicher.«
    Bobby nickte unmerklich, und Finchley sorgte dafür, daß die Leute den Raum verließen.
    »Na?« fragte ich. »Ist es der Richtige?«
    Lieutenant Mallory lächelte widerwillig. »Es war eine riskante Angelegenheit, aber du hast richtig getippt. Es war einer der Kerle, die wir letzte Nacht vor deiner Wohnung verhaftet haben. Ich weiß nicht, ob deine Identifikation für den Staatsanwalt ausreichen wird, aber vielleicht können wir herausfinden, wer die Kaution für ihn stellt.«
    Sie brachten die zweite Reihe Männer herein, es waren ausschließlich Schwarze. Nur einen der Männer, die mich überfallen hatten, hatte ich aus der Nähe gesehen. Vermutlich war Troy dabei, aber ich konnte ihn nicht identifizieren, auch nicht durch die Sprechprobe.
    Bobby war bester Laune, weil ich zumindest einen wiedererkannt hatte. Höchst freundlich erledigte er mit mir die Formalitäten, ließ Officer Neely holen, damit sie

Weitere Kostenlose Bücher