Blood Shot
um den Nachtwächter zu suchen. Er benutzte seine bewährte Rohrzange, um das Schloß aufzubrechen.
»Tut mir leid, Schätzchen«, sagte er geknickt. »Morgen werd' ich's wieder richten. Wenn ich nicht so kopflos gehandelt hätte, wäre ich gleich draufgekommen, daß jemand mich und den Hund aus dem Haus locken wollte.«
Ich nickte abwesend. Irgend jemand kannte meine Lebensumstände verdammt gut und wußte, daß Mr. Contreras für mich auf der Hut war. Ron Kappelman. Wer sonst hatte ihn aus der Nähe kennengelernt?
»Hat die Polizei hier jemand aufgegabelt?« fragte ich abrupt. »Sie haben ein paar Kerle abgeführt, aber ich hab' sie nicht mal zu Gesicht gekriegt. Die hatten es auf Sie abgesehen und mich mit einem billigen Trick aus dem Weg geschafft, auf den nicht mal ein Sechsjähriger reinfallen würde. Und ich, ich wußte nicht, wo Sie waren, nichts wußte ich. Nur, daß Sie bestimmt nicht bei Ihrer Tante waren, nicht nach allem, was Sie mir über sie und Ihre Mutter erzählt haben. Aber ich hatte keine Ahnung, wo Sie stecken könnten.«
Es dauerte eine Weile, bis ich ihn soweit beruhigt hatte, daß er mich die Nacht über allein lassen wollte. Nach einigen weiteren Runden von Selbstvorwürfen und Zerknirschung brachte er mich schließlich die Treppe hinauf zu meiner Wohnung. Jemand hatte versucht, gewaltsam die Tür aufzubrechen, aber die Stahlverstärkung, die ich nach dem letzten Einbruch hatte anbringen lassen, hatte gehalten. Da kamen sie nicht durch, und am dritten Riegel waren sie ebenfalls gescheitert. Trotzdem kontrollierten Mr. Contreras, Peppy und ich noch einmal gewissenhaft das Terrain. Er ließ den Hund bei mir und wartete draußen vor der Tür, bis er sich überzeugt hatte, daß alle Riegel vorgeschoben waren, bevor er nach unten in sein eigenes Bett ging.
Ich versuchte, Bobby Mallory im Revier zu erreichen. Er war verschwunden oder ließ sich verleugnen. Keiner der anderen Polizisten, die ich kannte, war da, und die, die ich nicht kannte, würden mir nichts sagen über die Männer, die sie festgenommen hatten. Ich mußte bis zum Morgen warten.
30
Wiedergutmachung
Ich wurde lebendig begraben. Ein Arbeiter, der eine schwarze Kapuze trug, schaufelte Erde auf mich. »Du brauchst uns nur zu sagen, wieviel Uhr es ist, Süße«, sagte er. Lotty und Max Loewenthal saßen in der Nähe, aßen Spargel, tranken Cognac und ignorierten meine Hilferufe. Ich erwachte schwitzend und keuchend, aber jedesmal, wenn ich wieder einschlief, kehrte der Traum wieder. Als ich endlich aufstand, war es später Morgen. Ich war steif, hatte Schmerzen und das wattige Gefühl im Kopf, das eine unruhige Nacht hinterläßt. Mit schweren, unbeweglichen Beinen ging ich ins Bad, und während mich Peppy hoffnungsvoll von der Tür aus beobachtete, ließ ich mich lange in der Badewanne einweichen.
Es mußte Kappelman sein, er mußte für den Hinterhalt der letzten Nacht verantwortlich sein. Er war der einzige, der gewußt hatte, daß ich nicht in meiner Wohnung war, der einzige, der von Mr. Contreras' unermüdlicher Wachsamkeit wußte. Aber soviel ich auch nachdachte, ich konnte mir nicht vorstellen, was ihn dazu bewegen haben konnte. Andererseits war es nicht völlig unvorstellbar, daß er Nancy auf dem Gewissen hatte. Verunglückte Liebesaffären bringen täglich mindestens eine Person hinter Gitter. Aber ein Verbrechen aus Leidenschaft kam in meinem Fall nicht in Frage. In keiner meiner bisherigen Spekulationen über Humboldt, über Pankowski und Ferraro und über Chigwell hatte Ron Kappelman eine Rolle gespielt. Vielleicht wußte er etwas über Jurshaks Versicherungsbericht, das er verzweifelt zu verheimlichen suchte? Aber was hatte er mit all diesen Leuten zu schaffen?
Näher lag der Gedanke, daß Jurshak den fehlgeschlagenen Überfall des vergangenen Abends inszeniert hatte. Schließlich und endlich hätte er den alten Mann fortlocken können, ohne zu wissen, daß ich nicht zu Hause war. Und dann hatte er eben so lange gewartet, bis ich zurück war. Ergebnislos zerbrach ich mir den Kopf. Das Wasser wurde kalt, aber ich bewegte mich erst, als das Telefon klingelte. Es war Bobby, fröhlicher und wacher, als ich es in meinem fiebrigen Zustand ertragen konnte.
»Von Dr. Herschel wissen wir, daß du dich mitten in der Nacht davongemacht hast. Ich hab' dir doch gesagt, du sollst dich nicht wegrühren, bis wir dir Bescheid gegeben haben.«
»Ich wollte nicht bis zum Jüngsten Tag warten. Wen habt ihr letzte Nacht in meinem
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