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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Treppenhaus aufgegabelt?«
    »Nimm dich in acht, wenn du mit mir sprichst, junge Frau«, sagte Bobby automatisch. Er ist nicht der Meinung, daß nette Mädchen reden sollten wie hartgesottene Männer. Und obwohl er weiß, daß ich es zum Teil nur tue, um ihn zu provozieren, fällt er immer wieder darauf rein. Bevor ich ihm aber meinerseits klarmachen konnte, daß ich nicht ein Subalterner war, den er nach Lust und Laune herumkommandieren konnte - auch ich falle immer wieder auf dieselben Sachen rein -, fuhr er fort: »Wir haben zwei Typen festgenommen, die sich vor deiner Tür herumtrieben. Sie behaupten, sie wären nur rauf gegangen, um was zu rauchen, aber sie hatten Dietriche und Waffen bei sich. Der Staatsanwalt hält sie für vierundzwanzig Stunden fest wegen unerlaubten Besitzes nichtregistrierter Waffen. Du solltest zu einer Gegenüberstellung herkommen. Vielleicht kannst du einen als Beteiligten an dem Überfall vom Mittwoch identifizieren.«
    »Ja, vielleicht«, sagte ich ohne jede Begeisterung. »Sie hatten schwarze Regenmäntel an, mit Kapuzen, die kaum mehr was vom Gesicht erkennen ließen.«
    »Großartig.« Bobby überhörte meine defätistische Äußerung. »Ich lass' dich in einer halben Stunde von einem Streifenwagen abholen, falls das nicht zu früh für dich ist.«
    »Gleich dem Gesetz pflege ich nie zu schlafen«, sagte ich höflich und legte auf.
    Als nächster rief Murray an. Sie hatten die Morgenausgabe in Druck gegeben, bevor ihm einer seiner Polizeiinformanten mitteilte, daß vor meiner Wohnung jemand verhaftet worden war. Sein Chef, der wußte, daß Murray mich kannte, hatte ihn aus dem Bett geholt. Murray versuchte mit allen Mitteln, etwas aus mir herauszukriegen. Nach ein paar Minuten unterbrach ich ihn barsch.
    »Ich geh' jetzt aufs Revier zu einer Gegenüberstellung. Falls Art Jur-shak oder Chigwells Schwester dabei ist, gebe ich dir Bescheid. Da fällt mir etwas ein - der gute Doktor hat sich dünn gemacht und ist bei Leuten, die bei anderen Leuten einbrechen.« Auf seinen Empörungsschrei hin legte ich auf. Das Telefon klingelte erneut, als ich ins Schlafzimmer stapfte, um mich anzuziehen. Ich nahm nicht ab - sollte Murray die Nachrichten im Radio hören. Schlechtgelaunt kämmte ich mein Haar, als Mr. Contreras mit Frühstück auftauchte. Meine Sehnsucht nach seiner Gesellschaft hatte sich entschieden aufgebraucht. Mißmutig trank ich eine Tasse Kaffee und erklärte ihm, daß ich keine Zeit zum Essen hätte. Als er mich bemuttern wollte, verlor ich die Beherrschung und fuhr ihn an.
    In seine blassen braunen Augen trat ein geschmerzter Ausdruck. Ruhig und würdevoll rief er den Hund und ging. Augenblicklich erfüllte mich heiße Scham, und ich lief hinter ihm her. Er war schon unten, und ich hatte meine Schlüssel nicht dabei, deshalb mußte ich zurück in die Wohnung.
    Während ich Schlüssel und Handtasche suchte und dabei meine Smith & Wesson im Hosenbund verstaute, traf der Streifenwagen ein. Gewissenhaft verschloß ich alle Schlösser an der Tür und hastete die Treppe hinunter. Eine Frau, Patrol Officer Mary Louise Neely, erwartete mich. Sie war ruhig und ernst, hielt sich in ihrer akkurat gebügelten marineblauen Uniform stocksteif, nannte mich »Ma'am« auf eine Weise, die mir den zehn- oder zwölfjährigen Altersunterschied zwischen uns deutlich vor Augen führte. Militärisch zackig hielt sie mir die Tür auf. Draußen stand der Streifenwagen.
    Mr. Contreras und Peppy waren in dem winzigen Vorgarten, und ich wollte irgendeine Geste der Versöhnung machen, aber in Gegenwart von Officer Neely hatte es mir die Sprache verschlagen. Ich streckte ihm die Hand entgegen. Er nickte ernst und rief streng den Hund zurück, der mir folgen wollte.
    Ich stellte der Polizistin höchst interessante Fragen über ihre Arbeit und ob die Cubs oder die Sox ihre abgrundtief miserable Spielweise der letzten Saison noch steigern konnten. Sie fertigte mich erbarmungslos kurz ab und wandte den mißbilligenden Blick nicht von den Verkehrssündern auf dem Lake Shore Drive. Ab und zu murmelte sie etwas in ihr Sprechfunkgerät.
    Für die sechs Meilen zum Revier brauchten wir nicht länger als eine Viertelstunde. Es war zwar Samstag, dennoch war das eine eindrucksvolle Leistung. Officer Neely scheuchte mich durch das Labyrinth der Gänge, tauschte mit Kollegen Grüße aus, ohne zu lächeln, und lieferte mich schließlich in einem geräumigen Zimmer ab. Bobby war da und Sergeant McGonnigal und Detective

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