Blood Shot
Geruch zu beseitigen. Als nächstes packte ich die alten Zeitungen zusammen und brachte sie zur Haustür für die nächste Altpapiersammlung. Als Caroline kurz nach vier kam, hatte ich all meine Rechnungen bezahlt und die Quittungen für die Steuererklärung geordnet. Und ich spürte jeden einzelnen meiner malträtierten Muskeln.
Caroline kam leise und nervös lächelnd die Treppe herauf. Sie folgte mir ins Wohnzimmer, lehnte mein Angebot, etwas zu trinken, jedoch ab. In so einer Stimmung hatte ich sie noch nie erlebt.
»Wie geht es Louisa?« fragte ich sie.
Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ihr Zustand ist stabil. Aber Nierenversagen ist kein Zuckerschlecken. Scheint, als ob bei der Dialyse nicht alle Giftstoffe aus dem Blut gewaschen werden; man ist ständig deprimiert und kommt sich vor wie in einem Alptraum.«
»Hast du ihr von dem Anruf erzählt? Davon, daß Joey Pankowski dein Vater sein soll?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe ihr nichts erzählt, weder daß du nach ihm suchst noch daß - noch, na ja, überhaupt nichts. Daß Nancy nicht mehr lebt, mußte ich ihr sagen, sonst hätte sie es aus dem Fernsehen oder von ihrer Schwester erfahren. Aber solche Aufregungen schaden ihr sehr.«
Sie spielte nervös mit den Fransen eines Sofakissens, dann brach es aus ihr heraus. »Ich wünschte, ich hätte dich nie darum gebeten, meinen Vater zu suchen. Ich weiß nicht, was für Wunder ich von dir erwartet habe. Und ich weiß nicht, warum ich geglaubt habe, ihn zu finden, würde mein Leben verändern.« Sie lachte hart. »Was sage ich, allein durch die Tatsache, daß du ihn suchst, hat es sich schon verändert.«
»Können wir darüber reden?« fragte ich sanft. »Jemand hat dich vor zwei Wochen angerufen und dir nahegelegt, mich zu feuern, nicht wahr? Das war, als du bei mir angerufen und dieses Theater von wegen ich solle alles abblasen, veranstaltet hast.«
Sie hatte den Kopf so weit auf die Brust sinken lassen, daß ich nur noch kupferrote Locken sah. Ich wartete geduldig. Sie wäre nicht gekommen, wenn sie sich nicht entschlossen hätte, die Wahrheit zu sagen. Sie brauchte nur noch etwas Zeit. »Es ist wegen der Hypothek«, flüsterte sie schließlich ihren Füßen zu. »Jahrelang haben wir Miete gezahlt. Dann, als ich zu arbeiten anfing, konnten wir soviel sparen, um eine Anzahlung auf das Haus zu machen. Ich bekam einen Anruf. Ein Mann. Ich weiß nicht, wer es war. Er sagte - er sagte, er hätte sich unseren Kreditvertrag angesehen. Er sagte, er würde uns den Kredit streichen, wenn ich dich nicht dazu bringe, die Suche nach meinem Vater aufzugeben und die Fragerei über Ferraro und Pankowski.«
Endlich sah sie mich wieder an; die Sommersprossen hoben sich scharf von der Blässe ihres Gesichts ab. Flehentlich streckte sie mir die Hände entgegen, und ich stand auf und umarmte sie. Eine Weile lehnte sie sich zitternd an mich, als ob sie noch immer die kleine Caroline wäre und ich das große Mädchen, das sie aus jeder Gefahr erretten konnte.
»Hast du bei der Bank angerufen?« fragte ich. »Gefragt, ob sie irgend etwas darüber wissen?«
»Ich hatte Angst, daß sie den Kredit streichen würden, wenn ich Fragen stellte.«
»Welche Bank ist es?«
Sie setzte sich aufrecht hin und sah mich alarmiert an. »Du wirst nicht mit ihnen darüber reden, Vic! Das darfst du nicht!«
»Vielleicht kenne ich jemanden, der dort arbeitet, oder jemand aus dem Vorstand«, sagte ich geduldig. »Wenn ich auf diskrete Weise nichts herausfinde, werde ich keinen Staub aufwirbeln, ich versprech's dir. In Ordnung? Außerdem ist es wahrscheinlich sowieso die Ironwork-ers Savings & Loans. Alle Leute aus der Gegend sind bei dieser Bank.«
Ihre großen Augen musterten ängstlich mein Gesicht. »Ja, Vic. Aber du mußt versprechen, wirklich versprechen, nichts zu unternehmen, was unsere Hypothek gefährden könnte. Das würde Ma umbringen, das weißt du.«
Ich nickte feierlich und gab ihr mein Wort. Ich glaubte nicht, daß sie übertrieb, was die Wirkung größerer Aufregungen bei Louisa betraf. Während ich über Carolines durchgedrehte Reaktion auf die Drohung nachdachte, kam mir eine Idee. »Als Nancy ermordet wurde, hast du der Polizei gesagt, ich wüßte, warum sie umgebracht worden ist. Warum hast du das getan? Weil du wolltest, daß ich dich und Louisa im Auge behalte?«
Sie wurde knallrot. »Ja. Aber es hat mir nichts genützt.« Ihre Stimme war kaum mehr zu hören. »Heißt das, sie haben es getan? Euch
Weitere Kostenlose Bücher