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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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»Ich werde die Polizei rufen. Und ich will erst zurück in meine Wohnung, wenn sie nachgesehen haben.«
    »Sehr gute Idee«, sagte Lotty. »Möglicherweise lebst du doch noch, bis du vierzig bist.«
    »Herzlichen Dank.« Ich ging zum Telefon. Mir gefiel es nicht, den Schwanz einzuziehen und die Lösung meiner Probleme anderen zu überlassen, aber auf Hilfe zu verzichten, nur weil Lotty sarkastisch war, schien mir auch nicht der Weisheit letzter Schluß.
    Bobby Mallory war zu Hause. Wie Lotty ließ er sich die Gelegenheit nicht entgehen, mir eins auszuwischen, weil ich ihn um Hilfe bat, aber sobald ich ihm die Fakten geschildert hatte, wurde er ganz Polizist. Er stellte ein paar knappe Fragen und versicherte mir dann, daß ein Streifenwagen ohne Blaulicht bei meiner Wohnung sein würde, noch ehe er seine verlassen habe. Allerdings konnte er es sich nicht verkneifen, mir Ratschläge zu erteilen.
    »Du bleibst, wo du bist, Vicki. Kaum zu glauben, daß du die Polizei ihre Arbeit tun läßt, aber überleg's dir ja nicht anders.«
    »In Ordnung«, sagte ich mißmutig. »Ich werd' morgen in den Zeitungen nachlesen, wie die Sache ausgegangen ist.«
    Schon hatte er aufgelegt. Die nächste Stunde wanderte ich ruhelos in Lottys Wohnzimmer herum. Zuerst versuchte sie, mich zu überreden, in ihrem Gästebett zu schlafen; dann machte sie mir heiße Milch mit Brandy, schließlich gab sie es auf.
    »Ich brauche Schlaf, auch wenn du darauf verzichten kannst, Victoria. Ich werde dir - nach dem, was dir zugestoßen ist - keinen Vortrag über die Notwendigkeit von Schonung und Ruhe halten. Wenn du es immer noch nicht weißt, hat es sowieso keinen Zweck. Denk dran, dein Körper ist ein alternder Organismus. Mit der Zeit regeneriert er sich immer langsamer, und je weniger du ihn dabei unterstützt, um so weniger wirst du dich auf ihn verlassen können.«
    Nicht nur ihre Worte, auch ihr Ton zeigte mir, daß sie wirklich wütend war, aber ich war zu zerstreut, um darauf einzugehen. Sie liebte mich; und sie hatte Angst, daß ich mich einer Gefahr aussetzen würde, die mein Leben - und unsere Freundschaft - bedrohte. Ich verstand sie; nur wollte ich an diesem Abend nichts davon wissen.
    Erst als sie ärgerlich die Tür hinter sich zuwarf, erinnerte ich mich an die Chigwell-Notizbücher. Nicht der richtige Zeitpunkt, um an ihre Schlafzimmertür zu klopfen und um ihre Hilfe bei der Entzifferung der Einträge zu bitten. Ich trank etwas von der Milch, zog die Stiefel aus und legte mich aufs Sofa. Aber ich konnte mich nicht entspannen. Immer wieder ging mir im Kopf herum, daß ich vor meinen Problemen Reißaus genommen und mich an die Polizei gewandt hatte, und ich kam mir vor wie ein blödes altes Fräulein, das auf Rettung wartet.
    Es reichte. Kurz nach Mitternacht zog ich meine Stiefel wieder an. Auf dem Küchentisch hinterließ ich eine Nachricht für Lotty, dann schlich ich mich hinaus und schloß leise die Tür hinter mir. Immer die breiteste Straße entlang, marschierte ich los in Richtung Süden. Kein Taxi weit und breit. Meine ruhelose Energie war stärker als meine Müdigkeit, und ich legte die ganze Strecke zu Fuß zurück. Ich hatte mir vorgestellt, daß vor meinem Haus geschäftiges Treiben herrschte, daß Autos und Männer in Uniform die Straße verstopften. Als ich ankam, war nichts davon zu bemerken. Keine Streifenwagen, keine Polizisten. Vorsichtig betrat ich die Eingangshalle, schlich mich an der Wand entlang. Die Lampen im Treppenhaus brannten wieder. Als ich die erste Treppe halb hinaufgestiegen war, ging die Tür von Mr. Contreras' Wohnung auf. Peppy sprang heraus, gefolgt von dem alten Mann.
    Als er mich sah, begann er zu weinen. »Gott sei Dank, daß Ihnen nichts passiert ist. Die Polizei war hier, haben mir nichts gesagt, haben mich nicht in Ihre Wohnung gelassen und nicht gesagt, wo Sie sind. Was ist passiert? Wo sind Sie gewesen?«
    Nach ein paar Minuten wirren Aufeinandereinredens brachten wir die Sache auf die Reihe. Um halb elf hatte ihn jemand angerufen und erzählt, ich sei in meinem Büro und mir gehe es schlecht. Der Gedanke, Hilfe zu holen, kam ihm nicht, und ebensowenig fragte er sich, wer der unbekannte Anrufer war. Statt dessen stieg er mit Peppy ins nächste Taxi und machte sich Hals über Kopf auf den Weg. Weil er noch nie in meinem Büro gewesen war, dauerte es eine Zeit, bis er es schließlich ausfindig gemacht hatte. Als er sah, daß die Tür verschlossen war und kein Licht brannte, war er zu ungeduldig,

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