Blood Shot
Helfer suchen und Sie werden sich gegen die großen Anwaltskanzleien wehren müssen, die hinter den Erfolgshonoraren her sein werden.«
»Aus Ihrem Mund klingt das höchst verlockend.« Er lachte leise. »Ich habe Ihnen von dem Drohanruf erzählt, den ich bekam, als ich in die Berufung gehen wollte. Ich glaube nicht, daß ich eine Wahl habe. Wenn ich die Chance, diesen Prozeß jetzt zu gewinnen, ungenutzt lasse, nur weil ich meine ruhige Kanzlei nicht aufgeben will, werde ich wohl meines Lebens nie wieder froh werden. Wann kann ich das Material haben?«
»Wenn Sie herkommen, heute abend. Um halb acht?« Ich gab ihm Lottys Adresse.
Als nächtes rief ich Max im Krankenhaus an. Nach ein paar Sätzen über mein nächtliches Abenteuer - eine Kurzmeldung war bereits in den Morgenzeitungen erschienen - erklärte er sich bereit, Chigwells Aufzeichnungen kopieren zu lassen. Als ich anbot, die Originale am späten Nachmittag bei ihm abzuholen, protestierte er entrüstet: Er werde sich das Vergnügen, sie selbst zu Lotty zu bringen, nicht nehmen lassen.
Länger konnte ich den Anruf bei Bobby nicht mehr hinausschieben. Ich vereinbarte das Rendezvous für eine Stunde später. Anschließend legte ich mich in Lottys Badewanne, um meine Schultermuskulatur zu lockern und Mr. Contreras mitzuteilen, daß ich noch am Leben sei, mich einigermaßen gut fühlte und am nächsten Morgen nach Hause kommen würde. Er setzte zu einem langen, beflissenen Sermon an, um mir zu schildern, wie er sich gefühlt habe, als er heute morgen die Nachrichten gesehen habe.
Ich unterbrach ihn sanft. »Ich habe jetzt eine Verabredung mit der Polizei und auch sonst noch einiges vor. Aber morgen bei einem späten Frühstück werde ich Ihnen alles haarklein berichten.«
»Hört sich gut an, Schätzchen. Toast oder Pfannkuchen?«
»Toast.« Ich mußte lachen. Einigermaßen gutgelaunt fuhr ich aufs Revier.
Daß ich den Herrscher über Müll und Abfall dingfest gemacht hatte, verletzte Bobbys Stolz aufs schwerste. Seit Jahren hielt Dresberg die Chicagoer Polizei zum besten. Daß ihn ein Privatdetektiv zur Strecke brachte, war schon schlimm genug, aber daß dieser Privatdetektiv ausgerechnet ich war, ärgerte ihn so maßlos, daß er mich vier Stunden auf dem Revier behielt. Zuerst befragte er mich selbst, Officer Neely führte Protokoll. Dann kam eine Abordnung der Abteilung Organisiertes Verbrechen, gefolgt von einem Beamten einer Spezialeinheit, zum Schluß ein paar Bundespolizisten. Mittlerweile war ich am Ende meiner Kräfte, döste zwischen zwei Fragen ein, und es fiel mir zunehmend schwer, mich daran zu erinnern, was ich hatte sagen und was ich verheimlichen wollte. Als die Bundespolizisten mich zum drittenmal wachrütteln mußten, entschlossen sie sich, Schluß zu machen, und drängten Bobby, mich nach Hause zu schicken.
»Ja, ich glaube auch, daß wir alles rausgeholt haben, was bei ihr zu holen ist.« Er wartete, bis nur noch wir zwei in seinem Büro waren, und fuhr dann gereizt fort: »Was hast du mit McGonnigal gestern abend gemacht, Vicki? Er hat sich strikt geweigert, anwesend zu sein, wenn ich mit dir spreche.«
»Ich hab' nichts gemacht«, antwortete ich und zog die Augenbrauen hoch. »Wurde er in einen Eber verwandelt oder wie oder was?«
Bobby runzelte die Stirn. »Solltest du versuchen, irgendwelche Anschuldigungen gegen John McGonnigal vorzubringen, einen unserer besten -«
»Circe«, fiel ich ihm ins Wort. »Verwandelte Odysseus' Mannschaft in Eber. Ich dachte, du hättest mich verstanden.«
Bobby kniff die Augen zusammen, sagte aber nur: »Geh nach Hause, Vicki. Deine Art von Humor verkrafte ich heute nicht mehr.«
Ich war bereits an der Tür, als er seinen letzten Feuerwerkskörper zündete. »Wie gut kennst du Ron Kappelman?« Seine Stimme klang gewollt beiläufig - eine Warnung, auf der Hut zu sein.
Die Hand auf dem Türgriff, drehte ich mich um. »Ich habe drei- oder viermal mit ihm gesprochen. Er ist nicht mein Liebhaber, falls du das wissen willst.«
Bobbys graue Augen musterten mich fest. »Hast du gewußt, daß Jur-shak ihm ein paarmal einen Gefallen getan hat zu der Zeit, als Kappel-man SCRAPs Rechtsberater wurde?«
Mir sackte das Herz in die Hose. »Zum Beispiel?«
»Oh, er hat ihm zum Beispiel die Renovierung seines Hauses ermöglicht. Solche Sachen.«
»Und die Gegenleistung?«
»Informationen. Nichts Illegales. Er hat die Position seines Mandanten nicht gefährdet. Hat Jurshak nur davon unterrichtet, welche
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