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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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meine Aufträge ausführen und für mich leiden. Wenn ich Zeit hätte, würde ich ihm meinen großzügigen Dank abstatten.
    In Abwesenheit meines selbstlosen Sündenbocks rief ich bei meinem Auftragsdienst an. Mr. Contreras hatte sich gemeldet. Murray Ryerson hatte siebenmal Nachrichten hinterlassen, jedesmal mit größerem Nachdruck. Ich wollte nicht mit ihm sprechen. Auf keinen Fall. Aber weil ich es irgendwann sowieso mußte, konnte ich es auch gleich hinter mich bringen. Er saß wutschnaubend an seinem Schreibtisch.
    »Jetzt reicht's, Warshawski. Du kannst nicht Informationen von mir erwarten und dann glauben, so was ginge ohne Gegenleistung ab. Die Schießerei in South Chicago ist bereits ein alter Hut. Sie bringen's schon im Fernsehen, auf allen Kanälen. Ich hab' dir nur geholfen, weil ich davon ausgegangen bin, daß du mir die Sache exklusiv lieferst.«
    »Jetzt aber mal halblang«, fuhr ich ihn böse an. »Du hast überhaupt nichts für mich getan. Du hast dir von mir Tips geben lassen, und deine Gegenleistung war gleich null. Im Endspurt hab' ich dich geschlagen, und jetzt bist du sauer. Der einzige Grund, warum ich dich anrufe, ist, um unsere Verbindung für die Zukunft aufrechtzuerhalten, denn das kannst du mir glauben, im Augenblick liegt mir überhaupt nichts daran, mit dir zu sprechen.«
    Murray begann zurückzublaffen, aber seine Reporterinstinkte behielten die Oberhand, er bremste sich und stellte mir Fragen. Ich dachte daran, ihm den mitternächtlichen Bootsausflug auf dem stinkenden, nebligen Calumet zu beschreiben oder die maßlose Wut nach meinem Gespräch mit Curtis Chigwell. Aber schließlich erzählte ich ihm das gleiche wie der Polizei und gab ihm eine lebhafte Beschreibung der Schießerei zwischen den Bottichen mit Lösungsmittel. Er wollte, daß ich mich mit einem Fotografen bei Xerxes traf und ihm zeigte, wo ich gestanden hatte, und empörte sich über meine Absage.
    »Du bist ein elender Leichenschänder, Ryerson«, sagte ich. »Einer von denen, die Unglücksopfer fragen, wie sie sich fühlten, als ihre Männer oder Kinder in die Luft flogen. Ich werde diese Fabrik nicht mehr betreten, selbst wenn man mir dafür den Friedensnobelpreis verleihen sollte. Je schneller ich Xerxes vergesse, um so besser für mich.«
    »Na gut, heilige Victoria, gib den Hungernden zu essen und pflege die Kranken.« Er knallte den Hörer auf.
    Mein Verstand war noch immer benebelt. In der Küche kochte ich Kaffee und las die Nachricht, die Lotty hinterlassen hatte. Sie hatte das Telefon leise gestellt, bevor sie ging, Murray und Mallory hatten angerufen. Gnädigerweise hatte es Bobby bislang bei diesem einen Anruf bewenden lassen. Ich vermutete, daß McGonnigal interveniert hatte, und war ihm dankbar.
    Ich sah in den Kühlschrank, konnte mich aber für Lottys Vollwertvorräte nicht erwärmen. Schließlich setzte ich mich mit dem Kaffee an den Küchentisch und rief Manheim an.
    »Mr. Manheim, hier spricht V. I. Warshawski. Die Privatdetektivin, die Sie vor ein paar Wochen wegen Joey Pankowski und Steve Ferraro aufgesucht hat.«
    »Ich erinnere mich an Sie, Miss Warshawski. Ich erinnere mich an alles, was mit diesen zwei Männern zu tun hat. Hab' von dem Mordversuch an Ihnen gelesen - tut mir aufrichtig leid. Er steht in keiner Verbindung mit Xerxes, oder?«
    Ich lehnte mich im Stuhl zurück und versuchte eine möglichst bequeme Haltung zu finden, weil die Schultern wieder schmerzten. »Doch, durch eine Reihe seltsamer Zufälle. Was würden Sie davon halten, wenn ich Ihnen Material zukommen lasse, das beweist, daß die Humboldt-Werke bereits im Jahr 1955 von den toxischen Wirkungen des Xerxins wußten?«
    Er schwieg eine Weile, sagte dann vorsichtig: »Sie nehmen mich doch hoffentlich nicht auf den Arm, Miss Warshawski? Ich kenne Sie nicht gut genug, um Ihren Sinn für Humor beurteilen zu können.«
    »Mir war nie weniger zum Lachen zumute als jetzt. Jedesmal, wenn ich an den unglaublichen Zynismus denke, der hinter der Sache steckt, könnte ich vor Wut platzen. Meine frühere Nachbarin stirbt gerade. Sie ist zweiundvierzig Jahre alt und sieht aus wie eine völlig verschlissene Achtzigjährige.« Ich riß mich zusammen. »Was ich von Ihnen wissen will, Mr. Manheim, ob Sie bereit sind, für Hunderte ehemaliger Xerxes-Arbeiter aktiv zu werden, und womöglich nicht nur ehemaliger. Sie sollten es sich gut überlegen. Die nächsten zehn Jahre kämen Sie zu nichts anderem mehr, Sie müßten sich Partner, Mitstreiter,

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