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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Aber ich bin nicht wütend genug, um nicht mehr denken zu können. Du hast mich bei den Bullen verpfiffen, weil du etwas weißt und Angst hast, darüber zu reden. Ich möchte wissen, was es ist.«
    Sie sah mich wild an. »Ich weiß überhaupt nichts. Nur daß seit dem Wochenende jemand Nancy verfolgt hat.«
    »Und sie hat bei der Polizei angerufen und es gemeldet. Oder du hast das getan?«
    »Nein. Sie war im Büro des Staatsanwalts, und dort hat man ihr gesagt, sie würden einen Bericht schreiben. Jetzt haben sie den Bericht vermutlich abgelegt.« Sie lächelte ein triumphierendes Märtyrerlächeln.
    Ich zwang mich, ruhig mit ihr zu reden, und nach ein paar Minuten war sie damit einverstanden, sich wieder zu setzen und mir zu erzählen, was sie wußte. Wenn sie die Wahrheit sagte - wenn! -, war es nicht viel. Sie wußte nicht, mit wem Nancy im Büro des Staatsanwalts gesprochen hatte, aber sie glaubte, daß es Hugh McInerney gewesen war; er war derjenige, mit dem sie auch wegen anderer Angelegenheiten zu tun hatten. Nach weiterem Drängen gab sie zu, daß SCRAP vor eineinhalb Jahren bei Mclnerney vorstellig geworden war, wegen Schwierigkeiten mit Steve Dresberg, einem lokalen Mafioso, der seine Finger im Müllbeseitigungsgeschäft hatte.
    Ich erinnerte mich dunkel an den Prozeß wegen Dresbergs PCB-Verbrennungsanlage und - wegen gewisser obskurer Händel mit der städtischen Müllabfuhr, hatte aber bislang keine Ahnung gehabt, daß Caroline und Nancy darin verwickelt gewesen waren. Als ich Genaueres über den Prozeß wissen wollte, blickte sie finster drein, erzählte aber schließlich, daß sie und Nancy unter Eid ausgesagt hatten, wegen ihrer Gegnerschaft zu der Verbrennungsanlage mit dem Tod bedroht worden zu sein.
    »Offenbar wußte Dresberg, wie man die Müllabfuhr schmieren muß, damit nicht gegen ihn ausgesagt wird. Was wir sagten, war nicht von Belang. Und SCRAP hielt er für so unbedeutend, daß er nicht daran dachte, seine Drohungen in die Tat umzusetzen.«
    »Und das hast du den Bullen natürlich nicht erzählt.« Ich rieb mir müde das Gesicht. »Caroline, du mußt McGonnigal anrufen und deine Aussage ändern. Du mußt sie dazu bringen, die Leute unter die Lupe zu nehmen, von denen du mit Sicherheit weißt, daß sie Nancy damals bedroht haben. Sobald ich zu Hause bin, werde ich McGonnigal selbst anrufen und ihm von dieser Unterhaltung berichten. Und sollte es dir in den Sinn kommen, ihn ein zweites Mal anzulügen, überleg dir's gut -ich kenne ihn seit Jahren. Vielleicht bin ich ihm nicht gerade sympathisch, aber er weiß, daß er mir glauben kann.«
    Sie sah mich wütend an. »Ich bin kein fünfjähriges Kind mehr. Ich muß mich nicht an das halten, was du mir sagst.«
    Ich ging zur Tür. »Tu mir einen Gefallen, Caroline. Das nächste Mal, wenn du in der Patsche sitzt, wähl 110, wie alle anderen auch. Oder geh zum Psychiater. Aber such nicht mich heim.«

12
    Gesunder Menschenverstand
    Auf bleiernen Beinen wankte ich zurück zum Auto und fühlte mich, als wäre ich hundert Jahre alt. Caroline widerte mich an, ich widerte mich selbst an, weil ich dumm genug gewesen war, mich wieder in ihr Netz verstricken zu lassen, Gabriella widerte mich an, weil sie sich mit Louisa Djiak angefreundet hatte. Wenn meine Mutter geahnt hätte, womit Loui-sas verdammtes Kind mich behelligen würde ... Im stillen hörte ich Gabriellas Antwort auf meine Klage: »Von ihr ist nur Ärger zu erwarten, cara. Aber von dir erwarte ich, daß du vernünftig bist. Nicht weil du älter bist, sondern weil es deiner Natur entspricht.«
    Die Erinnerung an diese Worte machte mich nicht fröhlicher. Ich ließ den Motor an. Manchmal war es mir eine unerträgliche Last, vernünftig und verantwortungsbewußt zu handeln, während um mich herum alle Welt durchdrehte. Trotzdem, anstatt Carolines Probleme Carolines Probleme sein zu lassen und Richtung Norden nach Hause zu fahren, fuhr ich nach Westen, Richtung Muskegon Avenue, wo Nancys Mutter wohnte. Aber nicht weil ich Caroline aus der Patsche helfen wollte. Es war mir egal, daß wir uns als Kinder mit demselben Handtuch abgetrocknet hatten. Ich wollte meine Schuldgefühle besänftigen, weil ich nicht im Büro gewesen war, als Nancy angerufen hatte.
    Es war nicht ausgeschlossen, daß sie mit mir hatte sprechen wollen, um sich wegen der Lady Tigers auszuweinen - unsere Nachfolgerinnen waren im Halbfinale ausgeschieden. Aber es schien mir unwahrscheinlich. Trotz meiner vollmundigen Worte Caroline

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