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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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wahr?«
    Daraufhin wurde sein feingeschnittenes Gesicht kalkweiß; ich hatte Angst, er würde ohnmächtig werden. Obwohl er ein schlanker junger Mann war, war ich mir nicht sicher, ob ich ihn hätte auffangen können. Der Betrunkene, der interessiert zugehört hatte, schlich näher. »Ihr Freund sieht ziemlich schlecht aus, junge Frau. Wie wär's mit fünfzig Cent für Kaffee - eine Tasse für ihn, eine für mich?«
    Ich kehrte ihm entschlossen den Rücken und griff nach Arts Ellbogen. »Ich bin Privatdetektivin und versuche herauszufinden, wer Nancy umgebracht hat. Wenn Sie ein Freund von ihr waren, würde ich gern mit Ihnen sprechen. Über Nancys Beziehungen zum Büro Ihres Vaters.«
    Er schüttelte wortlos den Kopf, seine blauen Augen waren dunkel vor Angst. Nach einem langen inneren Kampf schien er sich doch noch zum Reden zwingen zu wollen. In diesem Augenblick kamen unglücklicherweise die anderen Trauergäste aus der Kirche, und als die ersten Leute an uns vorübergingen, entwand er sich meinem Griff und stürzte die Straße hinunter.
    Ich wollte ihm nachlaufen, stolperte jedoch über den Bettler. Ich verfluchte ihn lauthals, er schimpfte zurück, hielt aber sofort inne, als McGonnigal sich näherte - in den Jahren auf der Straße hatte er einen sechsten Sinn erworben und erkannte Polizisten, auch wenn sie in Zivil waren.
    »Was hat dem Rotschopf solche Angst eingejagt, Warshawski?« wollte der Sergeant wissen und würdigte den Penner keines Blicks. Wir beobachteten, wie Art in sein Auto stieg und davonfuhr.
    »Das ist meine Wirkung auf Männer«, sagte ich kurz angebunden. »Ich treibe sie in den Wahnsinn. Haben Sie Ihren Mörder gefunden?«
    »Ich weiß nicht. Ihr Dressman war der einzige, der sich verdächtig benommen hat. Warum beweisen Sie nicht, daß Sie eine pflichtbewußte Staatsbürgerin sind, und nennen mir seinen Namen?«
    Ich sah ihm ins Gesicht. »Das ist kein Geheimnis - den Namen kennt in dieser Gegend jedes Kind. Art Jurshak.«
    McGonnigal kniff die Lippen zusammen. »Nur weil Mallory mein Chef ist, heißt das noch lange nicht, daß Sie auch mit mir Schlitten fahren können. Wie heißt der Junge?«
    Ich hob die rechte Hand. »Ich schwör's, Sergeant. Jurshak ist sein Vater. Der junge Art arbeitet bei ihm im Büro oder in seiner Agentur oder was immer. Wenn Sie ihn in die Mangel nehmen, verzichten Sie auf den Gummiknüppel - ich glaube nicht, daß der Junge sehr viel Durchhaltevermögen hat.«
    McGonnigal grinste höhnisch. »Keine Angst, Warshawski. Der braucht kein dickes Fell, den schützen andere. Ich werde seine Locken schon nicht durcheinanderbringen ... Gehen Sie zum Kaffee zu Mrs. Cleg-horn? Ich hab' einige Frauen darüber reden hören, was sie mitbringen wollten. Kann ich mich mit Ihnen einschleichen?«
    »Wir kleinen polnischen Detektive tun nichts lieber, als der Polizei zu helfen. Kommen Sie.«
    Er grinste und hielt mir die Wagentür auf. »Hat Sie das getroffen, Warshawski? Bitte um Entschuldigung - so klein sind Sie auch wieder nicht.«
    Eine Handvoll Trauergäste war bereits in der Muskegon Avenue angekommen, als wir eintrafen. Mrs. Cleghorn begrüßte mich herzlich und hieß McGonnigal höflich willkommen. Ich blieb eine Weile im Flur stehen und unterhielt mich mit ihr, während McGonnigal weiterging ins Haus. »Kerry hat die Kinder zu sich nach Hause mitgenommen, deswegen wird es heute etwas ruhiger sein«, sagte sie. »Wenn ich in Rente gehe, ziehe ich vielleicht nach Oregon.«
    Ich umarmte sie. »Vor den Enkelkindern in einen anderen Staat fliehen? Vielleicht sollten Sie einfach nur die Schlösser auswechseln lassen.«
    »Vermutlich beweist das nur, wie durcheinander ich bin, Victoria. Ich wollte nie, daß jemand erfährt, was ich von den Kindern meiner Söhne halte.« Sie hielt einen Augenblick inne und fuhr dann verlegen fort: »Wenn du mit Ron Kappelman sprechen möchtest über - Nancy oder irgendwas, er ist im Wohnzimmer.«
    Es läutete an der Tür, ich ging ins Wohnzimmer. Ich hatte Ron Kap-pelman noch nie gesehen, hatte aber keine Schwierigkeiten, ihn zu erkennen - er war der einzige Mann im Zimmer. Er war ungefähr in meinem Alter, untersetzt, hatte kurzgeschnittenes dunkelbraunes Haar, trug ein abgewetztes graues Tweedjackett und Cordhosen. Er saß auf einem kunstledernen Sitzkissen und blätterte in einem alten National Geographie.
    Die vier Frauen im Zimmer, mutmaßlich Mrs. Cleghorns Kolleginnen, standen in einer Ecke und flüsterten miteinander. Sie blickten auf,

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