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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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als ich eintrat, nahmen aber sofort wieder ihr Gespräch auf, als sie feststellten, daß sie mich nicht kannten. Ich setzte mich auf einen Stuhl neben Ron Kappelman. Er sah mich, verzog das Gesicht etwas und legte die Zeitschrift weg. »Ich weiß«, sagte ich mitfühlend, »ich sollte mich nicht ausgerechnet bei einer solchen Gelegenheit aufdrängen. Ich würd's nicht tun, wenn ich nicht glaubte, daß Sie mir helfen können.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Ich bezweifle es, aber versuchen wir's.«
    »Ich heiße V. I. Warshawski und bin eine alte Freundin von Nancy. Wir haben vor einiger Zeit zusammen Basketball gespielt. Vor langer Zeit.« Es wundert mich immer wieder, wie schnell seit meinem dreißigsten Geburtstag die Zeit vergeht.
    »Natürlich. Ich weiß, wer Sie sind. Nancy hat ein paarmal von Ihnen gesprochen. Sie sagte, daß Sie sie davon abgehalten haben, in der High-School wahnsinnig zu werden. Ich bin Ron Kappelman, aber das scheinen Sie ja schon zu wissen.«
    »Hat Nancy Ihnen erzählt, daß ich jetzt als Privatdetektivin arbeite? Ich hatte sie lange nicht mehr gesehen, aber wir trafen uns vor ungefähr einer Woche zu einem Basketballspiel.«
    »Ja, ich weiß«, unterbrach er mich. »Wir waren danach auf einer Versammlung. Sie hat davon erzählt.«
    Das Zimmer hatte sich gefüllt. Obwohl die Leute sehr leise sprachen, waren es zu viele, und es war zu laut. Jemand, der neben mir stand, zündete sich eine Zigarette an, und ich spürte, wie heiße Asche in meinem Ausschnitt landete.
    »Können wir irgendwo anders hingehen, um zu reden?« fragte ich. »In Nancys altes Kinderzimmer oder eine Bar oder irgendwohin? Ich versuche, ihren Mörder zu finden, habe aber bislang nichts in der Hand. Ich hoffte, Sie könnten mir weiterhelfen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Glauben Sie mir, wenn ich eine heiße Spur hätte, wäre ich sofort damit zur Polizei gegangen. Aber ich würde auch gern hier weg.«
    Wir bahnten uns einen Weg durch die Menge und verabschiedeten uns von Mrs. Cleghorn. Die Sympathie, die sie Kappelman entgegenbrachte, ließ darauf schließen, daß er und Nancy Freunde geblieben waren. Ich fragte mich beiläufig, was aus McGonnigal geworden war, aber als Polizist mußte er auf sich selbst aufpassen können.
    Auf der Straße sagte Kappelman: »Warum fahren wir nicht zu mir nach Hause? Hier in der Nähe gibt es kein ruhiges, anständiges Cafe. Aber das wissen Sie ja bestimmt selbst.«
    Ich folgte seinem altersschwachen Polo durch Seitenstraßen bis zur Kreuzung Hundertdreizehnte Straße/Langley Avenue. Er hielt vor einem der adretten Ziegelbauten, die die Straßen in Pullman Park säumen. Häuser mit sauberen Fassaden und kleinen Veranden, die einen an Bilder von Philadelphia erinnern, zur Zeit, als die Verfassung unterschrieben wurde. Das gut erhaltene Äußere war nichts im Vergleich zum penibel renovierten Hausinnern. Parkett auf dem Boden, an den Wänden freundliche, viktorianische Blumentapeten, die Holzdecken dunkel gebeizt, und die Möbel und Teppiche waren wunderbar erhaltene Antiquitäten.
    »Das ist ja phantastisch«, sagte ich überwältigt. »Haben Sie das selbst gemacht?«
    Er nickte. »Holzarbeiten mache ich als Hobby - eine angenehme Abwechslung zu der täglichen Paragraphenfuchserei. Die Möbel habe ich auf Flohmärkten gefunden.«
    Er führte mich in die Küche, die mit italienischen Kacheln gefliest war, an den Wänden hingen Töpfe und Deckel aus Kupfer. Ich saß auf einem Barhocker, während er mir gegenüber Kaffee kochte.
    »Wer hat Sie beauftragt, Nachforschungen anzustellen? Nancys Mutter? Die befürchtet, daß die Bullen die Politiker hier nicht hart genug anfassen und der Gerechtigkeit nur ungern auf die Sprünge helfen?« Er zwinkerte mir zu, während er den Kaffee aufgoß.
    »Nein. Wenn Sie Mrs. Cleghorn kennen, wissen Sie, daß ihr nichts an Rache liegt.«
    »Wer also ist Ihr Klient?« Er öffnete den Kühlschrank und holte Sahne und einen Teller mit Kuchen heraus.
    Geistesabwesend beobachtete ich, wie sich sein Hosenboden beim Bücken spannte. Die Naht schien höchst brüchig; wenn er sich noch ein paarmal bückte, konnte eine interessante Situation entstehen. Ich hielt mich tapfer zurück und warf nichts auf den Boden, wartete aber mit meiner Antwort, bis er wieder mit mir auf einer Höhe war.
    »Wenn mich ein Klient engagiert, bezahlt er unter anderem meine Diskretion. Wenn ich Ihnen meine Geheimnisse verrate, könnte ich wohl kaum erwarten, daß Sie mir Ihre verraten,

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