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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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dran. »Er sagt, er weiß das mit diesem Mann, weil die Mutter des Mädchens es ihm erzählt hat, als man sie damals einstellte.«
    »Aha«, sagte ich matt.
    »Das Problem ist, wenn man das ganze Leben mit jemand verbringt, merkt man schließlich, wenn er lügt. Ich weiß nicht, was von all dem Erfindung ist, aber eines kann ich Ihnen versichern - Curtis würde alles sagen, was Gustav Humboldt von ihm verlangt.«
    Während ich versuchte, diese neue Information meinem gequälten Gehirn einzuverleiben, fiel mir etwas anderes auf. »Warum erzählen Sie mir das, Miss Chigwell?«
    »Ich weiß es nicht«, entgegnete sie überrascht. »Wahrscheinlich bin ich es nach neunundsiebzig Jahren leid, daß sich Curtis immer hinter meinem Rücken versteckt. Auf Wiedersehen.« Sie legte auf.
    Den Samstag verbrachte ich damit, über Chigwell und Humboldt zu brüten, ohne daß es mir gelang, einen plausiblen Grund dafür zu finden, warum sie diese Geschichte über Joey und Louisa zusammenschusterten. Als am Sonntag Murray Ryerson, zuständig für die Räuberpistolen des Herald-Star, anrief, weil einer seiner Laufburschen herausgefunden hatte, daß Nancy Cleghorn und ich gemeinsam auf die High-School gegangen waren, stimmte ich einem Treffen mit ihm zu.
    Murray ist ein Basketballfan. Und obwohl ich mich mehr für Baseball interessiere - ich lebe und sterbe in jeder Saison mit den Chicago Cubs -, erklärte ich mich bereit, mit ihm im Horizon Stadion ein Spiel anzusehen.
    »Jedenfalls ist es eine Gelegenheit«, sagte Murray, »dich daran zu erinnern, wie ihr gespielt habt, die gleichen Würfe, nur natürlich besser. Es wird deinen Erinnerungen den Geschmack des Authentischen verleihen.«
    Murrays hochgelobte Mannschaft verlor, und während der Stunde, die wir vom Parkplatz zum Highway brauchten, ließ er gegen das Team die übelsten Beschimpfungen los. Erst als wir im Ethel's waren, einem litauischen Restaurant im Nordwesten, und während er sich mit einigen Dutzend süßsauren Kohlrouladen vollstopfte, nahm er endlich das eigentliche Thema des Nachmittags in Angriff.
    »Warum interessierst du dich für Nancy Cleghorns Tod?« fragte er beiläufig. »Hat dich ihre Familie damit beauftragt?«
    »Die Bullen haben 'nen Tip gekriegt, daß ich an ihrem Tod schuld sei.« Ungerührt aß ich den nächsten Knödel. Am nächsten Tag würde ich zehn Meilen laufen müssen, um das wieder runterzukriegen.
    »Na, mach schon. Ein Dutzend Leute behaupten, daß du da unten rumgeschnüffelt hast. Was geht da vor?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wie ich gesagt habe, ich versuche, mich reinzuwaschen.«
    »Klar, und ich bin der Ayatollah von Detroit.«
    Ich amüsiere mich stets köstlich, wenn ich Murray die Wahrheit sage und er überzeugt ist, ich lüge ihm die Hucke voll - auf diese Weise sitze ich am längeren Hebel. Leider war heute aus ihm nicht viel herauszuholen. Die Polizei hatte sich mit Steve Dresberg in Verbindung gesetzt, mit Dresbergs Sprachrohr Leon Haas, mit ein paar Dutzend weiterer hochgestellter Persönlichkeiten aus dem Süden der Stadt - einschließlich einiger früherer Liebhaber Nancys - und war auf nichts gestoßen, das die Mühe gelohnt hätte, weiter zu ermitteln.
    Murray hatte schließlich genug von diesem Spiel. »Ich glaube, wir haben genug, um eine kleine, menschlich anrührende Story über Nancy und dich im College zu bringen, wie ihr euch zwischen zwei Spielen von Essensresten ernährt und dabei die Klassiker studiert habt. Ich hasse es, dich in die Zeitung zu bringen, wenn du es nicht verdienst, aber so wird wenigstens die Staatsanwaltschaft den Fall nicht sofort vergessen.«
    »Besten Dank, Murray.«
    Nachdem er mich vor meiner Wohnung in der Racine Avenue abgesetzt hatte, holte ich meinen Wagen und fuhr nach Hinsdale. Während des Gesprächs mit Murray war mir eine böse, kleine Idee gekommen, wie ich Chigwell unter Druck setzen konnte.
    Es war fast sieben, als ich am Seiteneingang klingelte, nicht gerade der ideale Zeitpunkt für einen Hausbesuch. Als Miss Chigwell öffnete, versuchte ich, ernst und vertrauenswürdig dreinzublicken. Keine Reaktion in ihren eisernen Zügen.
    »Curtis wird nicht mit Ihnen sprechen«, sagte sie streng, ohne über mein Erscheinen Überraschung an den Tag zu legen.
    »Versuchen Sie es mal damit«, schlug ich auf ernste, vertrauenswürdige Weise vor. »Sein Bild auf der ersten Seite des Herald-Star, dazu eine herzergreifende Geschichte über seine ärztliche Laufbahn.«
    Sie sah mich finster an.

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