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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Auftraggeber führen, reichte nicht aus, die Erinnerung an die entsetzliche Situation des Beinahe-Erstickens herbeizuzwingen.
    Wenn ich alles vor Bobby ausbreiten, ihm die ganze verfahrene Angelegenheit übergeben würde, wäre das wie eine Kapitulation. Es hätte bedeutet, laut zu sagen: He, Jungs, wer immer ihr seid, ihr habt's geschafft. Ihr habt mich zwar nicht umgebracht, aber ihr habt mir eine solche Angst eingejagt, daß ich die Verantwortung für mein Leben abgebe.
    Kaum hatte ich dieses kleine Stückchen Selbsterkenntnis zugelassen, als mich eine ungeheure Wut erfaßte. Ich würde mich nicht zu einem Eunuchen degradieren lassen, würde mein Leben nicht einem fremden Willen unterwerfen. Ich wußte nicht, was in South Chicago vorging, aber niemand, nicht Steve Dresberg, nicht Gustav Humboldt und schon gar nicht Caroline Djiak, würde mich davon abhalten, es herauszufinden.
    Als um kurz nach elf Murray Ryerson auftauchte, wanderte ich barfuß im Zimmer auf und ab. Meine Zimmergenossin war einmal unsicher in der Tür erschienen und wieder verschwunden, und ich dachte, sie wäre es, die im Zimmer stand, bis Murray sagte: »Sie behaupten, fünfzehn Minuten länger und du wärst hinüber gewesen, aber das habe ich selbstverständlich nicht geglaubt.«
    Vor Schreck machte ich einen Satz. »Murray! Hat dir deine Mutter nicht beigebracht, daß man zuerst klopft, bevor man den Leuten die Tür einrennt?«
    »Ich hab's versucht, aber irgendwas muß deinen kaputten Kopf so beschäftigen, daß du's nicht gehört hast.« Er setzte sich rittlings auf den Stuhl neben meinem Bett. »Du wanderst herum wie ein Tiger im Käfig. Das macht mich nervös, V. I. Setz dich und gibt mir ein Exklusivinterview über dein Rendezvous mit dem Tod. Wer wollte dich um die Ecke bringen? Chigwells Schwester? Die Leute von Xerxes? Oder deine Freundin Caroline Djiak?«
    Ich blieb stehen, zog den Stuhl vom anderen Bett her und setzte mich Murray gegenüber. Ich hatte gehofft, Louisa aus den Zeitungen raushalten zu können, aber wenn Murray zu graben beginnt, findet er so gut wie alles heraus. »Was hat die kleine Caroline dir erzählt - daß ich meine Strafe verdient habe?«
    »Wenn man mit Caroline gesprochen hat, schwirrt einem der Kopf. Sie behauptet, du würdest für SCRAP Nachforschungen über Nancy Cleghorns Tod anstellen, obwohl keiner von den SCRAP-Leuten was davon weiß. Sie behauptet weiter, sie wüßte nichts über Pankowski oder Ferraro, aber vermutlich kann man ihr das auch nicht glauben.« Murray schenkte sich ein Glas Wasser aus dem Krug ein, den der Krankenpfleger neu gefüllt hatte. »Die Xerxes-Leute wollen mit uns nur über ihren Rechtsanwalt sprechen, wenn wir was über die beiden oder ihren selbstmordgefährdeten Arzt wissen wollen. Das ist natürlich immer verdächtig, wenn man gleich an den Rechtsanwalt verwiesen wird. Wir bearbeiten die Sekretärin, das Mädchen, das für den Personalchef arbeitet. Und einer meiner Kollegen treibt sich in der Kneipe rum, in die die Arbeiter nach der Schicht gehen. Wir werden schon was rausfinden, aber du könntest uns einen Haufen Arbeit ersparen, Miss Marple.«
    Ich stand auf, legte mich ins Bett und zog die Decke bis zum Kinn. Caroline schützte Louisa. Natürlich. Das war es, was hinter ihrem Affentheater steckte. Gefahr für ihre Mutter war das einzige, was ihr Angst einjagen konnte, die einzige Erklärung dafür, daß sie sich wie ein wilder Terrier aufführte. Um ihre eigene Sicherheit machte sie sich keine Sorgen und um meine sicherlich auch nicht sehr viele. Aber es war schwer vorstellbar, womit man eine Frau in Louisas Zustand bedrohen konnte. Vielleicht damit, die Privatangelegenheiten hinauszuposaunen, die sie auch während der letzten Monate ihres Lebens unbedingt geheimhalten wollte. Aber Louisa war mir nicht bedrückt erschienen, als ich sie am Dienstag besucht hatte ...
    »Na los, Vic. Raus damit.« Murrays Stimme holte mich zurück ins Krankenzimmer.
    »Murray, vor noch nicht mal zwei Tagen hast du hochnäsig auf mich heruntergesehen und mir zu verstehen gegeben, daß du von mir nichts brauchst und auch nichts für mich tun willst. Nenn mir also einen Grund, warum ich dir jetzt helfen sollte.«
    Murray umfaßte mit einer Handbewegung das ganze Zimmer. »Deshalb. Jemand will dich ziemlich dringend unter der Erde haben. Je mehr Leute wissen, was du weißt, um so unwahrscheinlicher, daß sie es ein zweites Mal versuchen.«
    Ich lächelte süß - zumindest sollte es so aussehen.

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