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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Zimmergenossin schaltete den Fernseher aus und verließ das Zimmer.
    Als wir wieder allein waren, war er etwas ruhiger. Ich mußte ihm alles in allen Einzelheiten erzählen. Die Tatsache, daß ich ihm einen Namen nennen konnte, auch wenn es nur ein Vorname war, stimmte ihn nahezu fröhlich. Wenn Troy ein Berufsverbrecher war, der mit irgendeiner bekannten Organisation in Verbindung stand, dann würde es eine Akte über ihn geben.
    »Und jetzt, Vicki« - Bobby klang ausgesprochen freundlich - »kommen wir zum Kern der Sache. Wenn du - wie du behauptest - nichts über Nancy Cleghorns Tod weißt, warum hat dann jemand versucht, dich auf die gleiche Weise und am gleichen Ort umzubringen wie sie?«
    »Lieber Gott, Bobby, so wie du es hinstellst, muß ich ihren Mörder kennen. Oder zumindest das Motiv.«
    »Genau. Und jetzt raus mit der Sprache.«
    Ich schüttelte den Kopf, vorsichtig, weil bei jeder Bewegung mein Rücken schmerzte. »Was soll ich denn sagen? So wie ich die Sache sehe, muß ich mit jemandem geredet haben, der glaubt, ich wüßte mehr, als ich tatsächlich weiß. Das Problem ist nur, daß ich in den letzten Tagen mit so vielen Leuten gesprochen habe, die alle so unangenehm waren, daß ich nicht einmal sagen kann, wer als Hauptverdächtiger in Frage käme.«
    »Okay.« Bobby hatte sich entschlossen, geduldig zu sein. »Mit wem hast du gesprochen?«
    Ich betrachtete die Wasserflecken an der Wand. »Zum einen mit dem jungen Art Jurshak. Du weißt schon, dem Sohn des Stadtrats. Und mit Curtis Chigwell, dem Arzt aus Hinsdale, der versucht hat, sich umzubringen. Und mit Ron Kappelman, dem Rechtsberater von SCRAP. Dann natürlich mit Gustav Humboldt. Murray Ryerson -«
    »Gustav Humboldt?« Bobbys Stimme überschlug sich.
    »Du weißt schon, dem Präsidenten der Humboldt-Werke.«
    »Ich weiß, wen du meinst«, sagte er bissig. »Willst du mir vielleicht anvertrauen, warum du mit ihm gesprochen hast? Wegen der Cleg-horn?«
    »Über Nancy habe ich überhaupt nicht mit ihm geredet«, sagte ich ernst. »Das sage ich doch schon die ganze Zeit. Mit keinem von ihnen habe ich über Nancy geredet. Aber nachdem sie alle mehr oder weniger unangenehm waren, ist es gut möglich, daß jeder von ihnen mich in den Sumpf werfen wollte.«
    »Für fünf Pfennig lasse ich dich wieder hineinwerfen. Das würde mir eine Menge Zeit sparen. Du weißt etwas und bist mal wieder die Neunmalkluge, nur damit du mir nichts zu sagen brauchst. Diesmal hätten sie dich fast erwischt. Das nächste Mal haben sie wahrscheinlich mehr Glück, aber bis dahin muß ich Staatsgelder verschwenden und dich beschützen lassen.« Seine blauen Augen funkelten. »Eileen ist völlig aufgelöst, weil du im Krankenhaus bist. Sie wollte dir Blumen schicken, sie wollte dich zu uns nach Hause holen und sich um dich kümmern. Ich hab' ihr gleich gesagt, daß du das nicht wert bist.«

25
    Besuchszeit
    Nachdem Bobby gegangen war, versuchte ich zu schlafen, aber der Schmerz war aus meinen Schultern in meine Gedanken gewandert. Tränen der Wut brannten in meinen Augen. Ich war beinahe ermordet worden, und alles, was er tat, war, mich beleidigen. Ich war es nicht wert, daß man sich um mich kümmerte, nur weil ich ihm nicht alles unter die Nase rieb, was ich wußte.
    Ich zuckte zusammen. Der Knoten hinten am Krankenhaushemd drückte in meine wunden Halsmuskeln. Natürlich hätte ich ihm in allen Einzelheiten erzählen können, was ich die letzte Woche über getan hatte. Aber Bobby hätte nie und nimmer geglaubt, daß ein großes Tier wie Gustav Humboldt dahintersteckte, wenn einer jungen Frau der Schädel eingeschlagen wurde. Obwohl ... vielleicht, wenn ich es ihm rundheraus ... Hatte er recht? Wartete ich nur auf die nächste Gelegenheit, um ihm noch einmal eine lange Nase zu zeigen?
    Während ich still lag und die Bilder ungehindert durch meinen Kopf ziehen ließ, wurde ich mir bewußt, daß es diesmal zumindest nicht der Wunsch gewesen war, den Ordnungshütern eins auszuwischen, der mich einiges hatte verschweigen lassen. Ich hatte wirklich und wahrhaftig Angst. Jedesmal, wenn ich versuchte, meine Gedanken auf die drei Männer in den schwarzen Regenmänteln zu konzentrieren, scheute ich vor der Erinnerung zurück wie ein Pferd vor dem Feuer. Eine Menge über den Überfall hatte ich Bobby nicht erzählt, nicht weil ich ihm etwas vorenthalten wollte, sondern weil ich die Erinnerung daran nicht ertrug. Die Hoffnung, ein vergessener Satz würde auf die Spur ihrer

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