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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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zugestoßen ist?«
    Er war der dritte mir wohlgesonnene Besucher, den ich ein paar Minuten, nachdem er das Zimmer betreten hatte, schon vergrault hatte. »Ich will mich nur vergewissern, daß Sie nichts damit zu tun haben. Alles, was ich über Sie weiß, Ron, ist, daß Sie ein kurzes Verhältnis mit einer meiner alten Freundinnen hatten. Das heißt gar nichts. Ich meine, ich war mal mit 'nem Typ verheiratet, dem ich nicht mal das Sparschwein eines kleinen Kindes anvertrauen würde. Das beweist nur, daß Hormone stärker sind als der Verstand. Ich habe mit Ihnen und einer einzigen anderen Person über die Papiere gesprochen. Wenn sie der Grund sind, warum man mich gestern im Sumpf versenken wollte - und dahinter steht ein großes Fragezeichen -, dann steckt einer von euch beiden dahinter.«
    Er verzog das Gesicht. »Okay, das kann ich verkraften. Ich weiß nicht, wie ich Sie überzeugen soll, aber ich habe diese Gangster nicht angeheuert. Darauf gebe ich Ihnen mein Ehrenwort als Pfadfinder, der ich vor ungefähr dreißig Jahren war. Werden Sie das als Beweis meiner Redlichkeit anerkennen?«
    »Ich werde es berücksichtigen.« Ich brachte das Bett wieder in horizontale Lage; ich war zu müde, um noch mehr aus ihm herauszuholen. »Morgen werde ich entlassen. Wollen Sie die Papiere immer noch sehen?«
    Er runzelte die Stirn. »Sie sind wirklich hartgesotten. Am einen Tag halb tot, am nächsten wieder hinter einer heißen Spur her. Gegen Sie war Sherlock Holmes ein Waisenkind. Ich werd' mir die verdammten Papiere anschauen. Wenn sie Sie morgen wirklich rauslassen, werde ich gegen sechs Uhr vorbeikommen.«
    Er stand auf und zeigte auf die Geranien. »Die sind nicht zum Essen, sondern sollen den Geist erfreuen.«
    »Sehr witzig«, murmelte ich. Noch bevor er die Tür hinter sich geschlossen hatte, war ich eingeschlafen.
    Als ich gegen sechs aufwachte, saß Max neben mir. Er las völlig versunken eine Zeitschrift, aber als er merkte, daß ich wach war, faltete er sie ordentlich zusammen und verstaute sie in seinem Aktenkoffer.
    »Ich wäre viel früher gekommen, aber heute war eine Besprechung nach der anderen. Lotty sagt, Ihnen fehlt nichts Ernstes, Sie brauchten nur Ruhe, um wieder ganz gesund zu werden.«
    Ich fuhr mit der Hand durch mein Haar. Es war verklebt und fettig. Ich fühlte mich im Nachteil und beäugte ihn argwöhnisch.
    »Victoria.« Er nahm meine linke Hand und hielt sie fest. »Ich hoffe, Sie können mir meine harschen Worte von vor ein paar Tagen verzeihen. Als Lotty mir erzählte, was Ihnen zugestoßen ist, habe ich sie wirklich bereut.«
    »Nicht nötig«, sagte ich unbeholfen. »Sie sind nicht verantwortlich für das, was passiert ist.«
    Seine hellbraunen Augen blickten mich durchdringend an. »Zwischen allen Dingen in unserem Leben gibt es eine Verbindung. Wenn ich Sie wegen Dr. Chigwell nicht gepiesackt hätte, hätten Sie sich vielleicht besonnener verhalten und sich nicht in Gefahr gebracht.«
    Ich wollte ihm antworten, hielt mich dann aber zurück. Wenn er mich nicht gepiesackt hätte, dann hätte ich gestern vielleicht den Revolver zum Laufen mitgenommen. Möglicherweise hatte ich mich unbewußt der Gefahr ausgesetzt, weil ich mich schuldig gefühlt hatte.
    »Aber Sie hatten recht«, sagte ich. »Ich habe auf Chigwell Druck ausgeübt, weil er mich wütend machte. Vielleicht war das wirklich der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte.«
    »Vielleicht können wir beide daraus lernen, zumindest zuerst zu denken und dann erst zu handeln.« Max stand auf und gab den Blick frei auf einen wundervollen Blumenstrauß in einer chinesischen Porzellanvase. »Ich weiß, daß Sie morgen entlassen werden, aber nehmen Sie sie mit nach Hause. Vielleicht heilen dann Ihre armen Muskeln schneller.«
    Max war Fachmann für orientalisches Porzellan. Die Vase stammte vermutlich aus seiner Privatsammlung. Ich versuchte auszudrücken, wie sehr mich diese Geste freute; er nahm meinen Dank mit seiner typischen fröhlichen Bescheidenheit an und ging.

26
    Wieder zu Hause
    Am nächsten Morgen hatte ich eine neue Zimmergenossin, eine Zwanzigjährige namens Jean Fishbeck, deren Liebhaber ihr in die Schulter geschossen hatte, bevor sie ihn in den Magen traf. Die Patientin mit der Schönheitsoperation war drei Zimmer weiter gezogen.
    Die Geschichte von der Schießerei, gespickt mit allerlei lautstark vorgetragenen Kraftausdrücken, erfuhr ich um Mitternacht, als Miss Fishbeck ins Zimmer gebracht wurde. Um sieben, als die

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